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Nicht nachlassen, Jungs! Trainer Luhukay ist stolz auf die Leistung seiner Mannschaft – aber immer noch nicht zufrieden.

© Ottmar Winter

Herthas Planungen für die Bundesliga laufen: Nach dem Ziel ist vor dem Ziel

Aufstieg, Meister, Punkterekord: Hertha BSC hat alle wichtigen Ziele erreicht - und vermeldet den ersten Zugang für die neue Saison. Innenverteidiger Sebastian Langkamp kommt aus Augsburg.

Weiter, immer weiter. Hertha BSC hat am Sonntag die nächsten Ziele nach dem Aufstieg erreicht, aber Jos Luhukay ist lange noch nicht zufrieden. Meister der Zweiten Liga sind die Berliner schon vor dem finalen Saisonspiel gegen Energie Cottbus, den Punkterekord halten sie seit dem 2:1-Sieg am Sonntag in Köln ebenfalls; doch weil sich Hertha die Bestmarke noch mit Hannover 96 teilt, gibt es auch für den letzten Auftritt der Saison noch einen Antrieb. Geschichte schreiben will Luhukay mit den Berlinern, etwas schaffen, wovon man vielleicht in 20 Jahren noch reden wird. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum Herthas Trainer von seinen Spielern verlangt, „das Innere noch herauszukitzeln“.

Seitdem der Aufstieg amtlich ist, hat Hertha dreimal gespielt – und dreimal gewonnen. Dass es auch anders hätte laufen können, zeigt Eintracht Braunschweig. Die Niedersachsen, die Hertha in die Bundesliga begleiten, haben am Sonntag beim 1:5 gegen St.Pauli eine ziemlich jämmerliche Figur abgegeben. Es ist durchaus menschlich, dass die Anspannung nach dem Erreichen des großen Ziels nachlässt. Genau deshalb hat Luhukay bei seinem Team mit aller Macht gegen den Spannungsabfall angekämpft. Im Grunde hat für ihn die neue Saison längst begonnen. „Dass wir weitergemacht haben, zeigt, dass wir für die Erste Liga auf dem richtigen Weg sind“, sagt Herthas Trainer.

Den negativen Fall hat er selbst erlebt, beim ersten seiner inzwischen fünf Aufstiege in die Bundesliga. Zehn Jahre ist es her, Luhukay arbeitete als Co-Trainer von Friedhelm Funkel beim 1. FC Köln. Nachdem die Mannschaft bereits am 30. Spieltag den Aufstieg perfekt gemacht hatte, ließ sie die Saison gemütlich austrudeln. Der FC verlor alle vier noch ausstehenden Spiele – und die ersten drei in der neuen Liga gleich hinterher. „Man nimmt immer die letzten Eindrücke mit“, sagt Luhukay.

Die werden für Hertha sehr wahrscheinlich positiv sein. Mentalität und Charakter stimmen. Diese Erkenntnis ist Luhukay im Hinblick auf die Herausforderung Bundesliga extrem wichtig. „Ich glaube, dass die Mannschaft mit ihrer Mentalität sehr weit kommen kann“, sagt er. „Wir haben keine Angst und keine Zweifel. Wir werden nicht nur dabei sein.“

Wenn Herthas Trainer ganz konkret zu den Planungen für die neue Spielzeit befragt wird, verschanzt er sich hinter dem formaljuristischen Standpunkt, dass Hertha derzeit noch Zweitligist ist. „Wir werden ganz nüchtern und ganz realistisch die neue Saison planen“, sagt er nur. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die beiden ersten Verpflichtungen bereits perfekt sind. Innenverteidiger Sebastian Langkamp, 25, kommt ablösefrei aus Augsburg. Das hat der Klub am Dienstag bestätigt. Als neuen Linksverteidiger wird Hertha Johannes van den Bergh, 26, aus Düsseldorf holen, ebenfalls ablösefrei. Van den Bergh hat die Fortuna inzwischen darüber informiert, dass er den Klub nach der Saison verlassen wird.

Die offizielle Verkündigung des Transfers steht noch aus, und vor Abschluss der Saison wird es von Hertha auch keine Vollzugsmeldung geben. „Das bringt nur Unruhe“, sagt Luhukay. Es hat auch etwas mit Respekt vor den Spielern zu tun, die derzeit bei Hertha unter Vertrag stehen und für die erfolgreiche Saison verantwortlich sind. „Vielleicht macht sich sonst mancher ein bisschen Sorgen, wenn er hört, dass für seine Position ein neuer Spieler geholt wird“, sagt Herthas Trainer.

De facto ist natürlich alles schon auf die Bundesliga ausgerichtet. Dass Luhukay gegen Köln auf ein 4-3-3-System umstellte, war nicht allein der Sperre seines Spielmachers Ronny geschuldet, sondern auch ein Versuch „im Hinblick auf die neue Saison“. Es kann nicht schaden, mehrere Systeme im Portfolio zu haben, zumal sich Hertha in der höheren Klasse wohl stärker auch am Gegner orientieren muss, als es in der Zweiten Liga der Fall war.

Mit Augsburg hat Luhukay häufiger im 4-3-3-System spielen lassen. Er hält es auch mit Ronny für möglich, der dann auf einer der beiden Halbpositionen zum Einsatz käme. „Wir können gegen den Ball aggressiv von hinten nach vorne spielen“, sagt Herthas Trainer. Auf diese Weise ließe sich der Druck auf die letzte Reihe etwas verringern. Außerdem glaubt Luhukay, dass die Stärken von Fabian Lustenberger als alleiniger Sechser im 4-3-3-System am besten zur Geltung kommen: seine Spielintelligenz, seine Ballsicherheit und Passgenauigkeit. Gegen Köln leitete der Schweizer aus der Tiefe zwei gefährliche Gegenangriffe ein. Jos Luhukay konnte seine Begeisterung nur schwer verbergen. „Ich mag Fabian Lustenberger.“

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