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Herthas Sturm: Pantelic oder Woronin? Es kann nicht nur einen geben

Andrej Woronin darf nach seiner Rotsperre wieder für Hertha BSC spielen. Muss Marko Pantelic für ihn auf die Bank? Vermutlich wird Trainer Lucien Favre gegen den VfL Bochum wohl beide von Beginn an spielen lassen.

Berlin - Andrej Woronin drehte seinen funkelnden Ring mehrmals um seinen Finger. Das könnte für seine Aufregung stehen, vielleicht auch für seine Ungeduld. Drei Spiele konnte Herthas Stürmer nicht mittun auf dem Platz, drei Spiele Sperre musste er nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Hannover absitzen. Heute, gegen den VfL Bochum, kann der Ukrainer wieder stürmen. Die nahe liegende Variante wäre, dass er Marko Pantelic ersetzt, der ihn zuletzt erfolgreich vertreten hat. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders, und Lucien Favre lässt Woronin und Pantelic nebeneinander spielen.

Dass Herthas Trainer beide Stürmer für die Startelf nominiert, ist zumindest nicht ausgeschlossen. In der laufenden Saison war es achtmal der Fall, durchaus mit Erfolg. In diesen Spielen holte Hertha 14 Punkte, auch weil sowohl Pantelic als auch Woronin jeweils zwei Tore erzielten. Mit fortschreitendem Saisonverlauf aber hat sich Favre von diesem Modell entfernt. Woronin kam immer besser zur Entfaltung, machte dem Trainer wenig Ärger und spielte, so er einsatzfähig war. An seine Seite rückte Raffael als hängende Spitze, der nun gegen Bochum als Ersatz für den verletzten Maximilian Nicu ins Mittelfeld ausweichen könnte.

„Ich muss sehen, was das Beste für die Mannschaft ist“, hat Favre stets betont. Was das für Pantelic bedeutet, kann sich jeder denken. Doch dass Woronin und Pantelic im Sturm nicht zusammen harmonieren können, weil sich beide zu sehr ähneln, will der 30 Jahre alte Serbe nicht stehen lassen. „Ich weiß nicht, woher diese Idee kommt“, sagt er. „Wenn du zwei Spieler wie uns hast, ist es gut; wenn du drei oder vier hättest, wäre es besser.“ Dass Pantelic in dieser Saison nicht mehr an die Torquote vergangener Jahre heranreicht, liegt auch daran, dass er bei weitem nicht so viel gespielt hat wie in der Vergangenheit. Von seinen insgesamt 44 Toren für die Berliner hat er in dieser Spielzeit lediglich sechs erzielt.

Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass Hertha über zwei derart torgefährliche Stürmer verfügt hat wie im Moment. Bevor Woronin im vorigen Sommer aus Liverpool kam, war es Pantelic, der Hertha drei Jahre lang mit seinen Toren in der Bundesliga gehalten hat. Davor gab es eine lähmende Zeit, in der Dieter Hoeneß oft vergeblich nach treffsicheren Stürmern fahndete und dabei viel Geld versenkte. Die Quantität seiner Transfers überstieg bei weitem deren Qualität. Zehn Jahre ist es her, dass Hertha im Angriff ein solches Luxusproblem hatte. Was waren das für Zeiten, als das Problem für Jürgen Röber lediglich darin bestand, dass sich Michael Preetz und Ali Daei vom Stürmertypus her zu sehr ähnelten. Beide waren Strafraumstürmer. Sie waren kopfballstark und hatten nahezu identische Laufwege. Damals ging es in erster Linie darum, welcher Stürmer besser zum gesetzten Preetz passt: Ali Daei oder doch Alex Alves? In Wirklichkeit waren alle drei Stürmer auf ihre Art erfolgreich. Preetz und Alves trafen in der Liga, Daei vor allem in der Champions League.

Unter Lucien Favre ist Hertha auf dem besten Weg, an die großen Erfolge der Röber-Ära anzuknüpfen. Vielleicht hat der aktuelle Kader noch nicht den spielerischen Glanz jener Mannschaft, die damals in der Champions League spielte. In Pantelic und Woronin verfügt Hertha aber über zwei treffsichere Stürmer, und auch das Mittelfeld hat schon den Beweis erbracht, dass es nicht aus Zufall Tore schießt. Vier Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Wolfsburg und ein Zähler auf den Zweiten, FC Bayern, lassen Favres Mannschaft noch alle Chancen, erstmals nach zehn Jahren wieder in die begehrte Champions League einzuziehen.

Dass Herthas Torjäger nicht nebeneinander spielen können, hält Pantelic für eine verwegene Idee. „Wo ist die Logik?“, fragt er. „Sicher gibt es Unterschiede.“ Und eine Gemeinsamkeit. „Wir haben beide Charakter und Temperament“, sagt Pantelic und grinst. Ein bisschen paradox ist es schon: Als der Serbe Anfang der Rückrunde verletzt fehlte, siegte Hertha auch deshalb, weil Woronin fast nach Belieben traf. Die letzten drei Spiele mit dem Ukrainer aber verloren die Berliner, in den drei ohne ihn – und mit Pantelic – holten sie sieben Punkte. „Ich sehe nicht, warum ich nicht spielen sollte“, sagt der Serbe daher. In den beiden vergangenen Spielen in Hoffenheim und Hamburg habe er die Vorlagen für die Tore gegeben. „Das ist keine neue Qualität“, sagt Pantelic. „Das ist eine meiner Qualitäten.“ Trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass Favre für das richtungsweisende Spiel gegen Bochum auf Woronin verzichtet. „Darum geht es doch gar nicht“, sagt der Ukrainer. „Wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt und wir unsere Ziele erreichen.“

Lucien Favre tut sich schwer mit dem eigenwilligen Serben. „Ach“, sagt Pantelic und hebt dabei seine Brauen, „man kennt mich hier als einen Mann, der den Trainer und den Verein respektiert.“ Ob er als Trainer Marko Pantelic spielen lassen würde – Pantelic muss lächeln: „Das Einzige, was ich sicher weiß: Ich bin nicht der Trainer.“

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