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Seht her, ich kann es auch in Liga eins. 13 Tore hat Pierre-Michel Lasogga in Herthas Aufstiegssaison geschossen, nun traf er auch erstmals in der Bundesliga.

© dapd

Herthas Torschütze: Pierre-Michel Lasogga: Treffende Bescheidenheit

Pierre-Michel Lasogga hat Hertha BSC durch sein Tor zum 1:1 einen Punkt in Hannover erkämpft – einen Stammplatz hat er deshalb aber auch künftig nicht sicher.

Berlin - Jubeln kann er. Tore schießen auch. Und da letzteres bei Herthas Spiel in Hannover am Sonntag bei Pierre-Michel Lasogga erstmals in der Fußball-Bundesliga klappte, fiel die Premierenfeier auch besonders lang aus. Lasogga ließ sich von den Berliner Fans in der Kurve umarmen und wollte so schnell nicht auf das Spielfeld zurück. In der Situation habe er eben einen „Adrenalinschub“ gehabt, habe nur die Berliner Anhänger gesehen und „sonst nichts“. Er lief dann aber wieder auf den Rasen, bekam für das Verlassen desselben noch die Gelbe Karte zu sehen und Hertha konnte sich schließlich dank des späten Ausgleichtreffers des jungen Stürmer über den zweiten Punkt im dritten Bundesligaspiel freuen.

Die die erste Saison in der Erstklassigkeit hatte für den 19 Jahre alten Lasogga ungünstig begonnen. Eine schwache Leistung beim 0:1 gegen Nürnberg, dann beim 2:2 in Hamburg spät eingewechselt und auch gegen Hannover sah es nicht von vornherein so aus, als sollte es ein großer Tag für Pierre-Michel Lasogga werden. Aber als er nach 60 Spielminuten aufs Feld durfte, erweckte er das Berliner Angriffsspiel. Mutig und unbeschwert. Dabei war doch schon die Rede von der Degradierung eines großen Talentes zum Bankdrücker, des jungen Mannes, der in Herthas Aufstiegsjahr 13 Tore in 25 Spielen geschossen hat. Aber das war in Liga zwei. Jetzt spielt Hertha in der Bundesliga, stellt Trainer Markus Babbel fest. „Da muss man dem Jungen Zeit lassen, sich an die erste Liga zu gewöhnen. Er ist ja schließlich erst ein Jahr im Profifußball.“

Babbel beschreibt seinen großgewachsenen Jungen als gelehrigen Profi. Pierre-Michel Lasogga musste ja auch was lernen in Berlin, wohin er mit 18 Jahren und dem dem Spitznamen „Lasagne“ kam. Ein im Zusammenhang mit Lasogga malträtiertes Wortspiel, inzwischen ohne Bedeutung. Lasogga ist kräftig, durchtrainiert. „Der Junge ist top von seiner Einstellung, es macht Spaß mit ihm zu arbeiten“, sagt Babbel. Der junge Junge gibt auch den gelehrigen Schüler, er sagt: Es habe eben taktische Gründe gehabt, dass er in Herthas beiden Auswärtsspielen nicht von Beginn an spielen haben dürfe. Dann spricht Lasogga von einem „Lernprozess“, den er bei Hertha durchlaufe und davon, dass er seine Kräfte künftig besser einteilen werde als beim ersten Spiel gegen Nürnberg.

Das klingt alles sehr brav. Aber was soll ein junger Mann nach 140 Minuten in drei Bundesliga-Spielen auch sagen. Schließlich ist ja auch „nach einem Spiel nicht alles gut“, sagt sein Trainer. Also bitte nicht den Lasogga hochjubeln. Eines sei doch klar: „Berlin ist nicht einfach, hier ist es schwer zu arbeiten. Andererseits ist das der Reiz dieses Vereins, ist in diesem Umfeld zu bestehen.“ Da wolle er „die Jungs“ noch hinkriegen, dass die das auch so sehen. In der Vergangenheit seien bei Hertha vielleicht „große Parolen geschwungen worden“, sagt Babbel. „Jetzt aber ist es kurz vor zwölf bei Hertha.“ Nun ginge es nur um den Klassenerhalt und nicht mehr. Das ganz große Geld zur Umsetzung großer Vorhaben kann ja zurzeit nicht ausgegeben werden in Berlin.

Den Klassenerhalt will Hertha mit einer kleinen Angriffsabteilung schaffen. Mit Lasogga und vor allem mit Adrian Ramos. Wenn das Spiel allerdings weiter so an dem Kolumbianer vorbeiläuft wie in Hannover, wenn er zu wenig Bälle von den Kollegen bekommt, dann könnte es kompliziert werden. Zumal es auch im Offensivbereich bald eine Alternative weniger geben dürfte: Rob Friend war in Hamburg und in Hannover nicht im Kader. Babbel sagt zwar, dass der Kanadier mit „Stand jetzt“ auch nach Ende der Transferperiode am 31. August für Hertha spielen kann, aber wahrscheinlich ist es nicht.

Friend ist vergangene Saison auch durch Lasoggas Auftritte ins zweite Glied gerückt. Glaubt Pierre-Michel Lasogga nun daran, dass sein erstes Tor seine Position bei Trainer Markus Babbel verbessert hat? „Nein. Meine Position hat sich nie verschlechtert. Mit meiner Situation muss ich leben, ich werde mich weiter anstrengen“ - und weiterentwickeln müssen. Zeit hat er ja, sein Vertrag in Berlin wurde im Mai bis 2015 verlängert.

Wird Lasogga bei Herthas Heimspiel am Freitag gegen den VfB Stuttgart dann vielleicht eine Chance bekommen, wieder von Anfang an zu spielen? „Nur der Trainer weiß, was am Freitag passiert.“ Wisse er angeblich noch nicht, sagt Markus Babbel. Er werde erst den Gegner intensiv studieren und dann entscheiden, wie „wir auftreten“. Und Pierre-Michel Lasogga? „Er hat mir gezeigt, dass wir mehr als elf Spieler haben.“ Immerhin klingt durch, dass Pierre-Michel Lasogga seine Position bei Hertha durch sein erstes Tor doch ein wenig verbessert hat. Der ganzen Mannschaft geht es nach drei Spieltagen ein wenig wie Lasogga. Kapitän Andre Mijatovic sagt: „Wir haben gute Leistungen gezeigt, aber zu wenig Punkte.“

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