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Keine Einigung per Handschlag: Michael Preetz (l.) und Babbel feilschen noch.

© picture alliance / dpa

Herthas Trainer: Babbels Vertragsverlängerung: Opium statt Ultimatum

Hertha BSC versteht die Hektik um Markus Babbels Vertragsverlängerung nicht. Dabei kommt Fahrt in die Diskussion um die Zukunft des Trainers.

Das ironische Lächeln, das Markus Babbels wulstige Lippen meist umspielt, war plötzlich verschwunden. Er riss die Augen auf, beugte den roten Kopf nach vorne und fixierte den Fragesteller. „Das ist das Letzte, was ich zu dem Thema sagen werde“, holte der Fußballtrainer aus, als er auf das Thema Vertragsverlängerung bei Hertha BSC angesprochen wurde, und sagte genervt: „Es gibt kein Ultimatum.“ Und stellte dann noch einmal klar: „Mehr werde ich nicht dazu sagen, weil wir alles intern besprechen.“

Zumindest diese Einlassung hatte das Potenzial zur Eilmeldung: Über die Vertragscausa Babbel wird bei Hertha nur noch vereinsintern gesprochen. Denn das Thema bestimmt seit der Länderspielpause die Diskussionen rund um den Verein und drängt das Auswärtsspiel am Samstag beim SC Freiburg (15.30 Uhr) fast schon in den Hintergrund.

Seit dem Sommer, als sich Babbels Vertrag durch den Aufstieg um ein Jahr bis 2012 verlängert hatte, bekunden er und Manager Michael Preetz ihre gegenseitige Wertschätzung, um im gleichen Atemzug klarzustellen, wegen eines neuen Arbeitspapiers bestünde keine Eile.

Zuletzt kam jedoch Fahrt in die Diskussion. Babbel sprach, auf eine Verlängerung angesprochen, vor zehn Tagen davon, dass er sich in drei bis vier Wochen entscheiden werde. Auf einmal war ein Zeitfenster da. Meinte es Babbel ernst oder hatte er sich verbal vergaloppiert? In den Tagen darauf versuchte der 39-Jährige zu vermitteln, das Thema habe bisher einen großen Bogen um seine Gedankengänge gemacht. Er wolle sich noch besprechen, mit seiner Frau, seinem Kotrainer und wer weiß wem noch.

Bei der Veranstaltung „Hertha im Dialog“ am Montag deutete Manager Preetz dann vage so etwas wie einen Zeitrahmen an. „Wir warten auf ein Zeichen des Trainers“, antwortete Preetz den fragenden Fans. „Das wird zeitnah passieren, in den nächsten Tagen und Wochen.“ Einige Medien spekulierten daraufhin von einem Ultimatum: Babbel müsse sich bis zur Mitgliederversammlung am 28. November erklären. Babbel bestreitet eine Frist, der Verein ebenfalls.

Beide Seiten wollen gern öffentlichen Zeit- und Handlungsdruck vermeiden, ebenso wie Wasserstandsmeldungen. Preetz verspürt keinen Zeitdruck. Vor einem Jahr stand der verschuldete Klub zur gleichen Zeit zwar schon mit ablösefreien Neuzugängen wie Tunay Torun und Thomas Kraft in Kontakt. Doch solche Gespräche führt jeder Bundesliga-Manager ständig, auch ohne den Trainer für die kommenden Jahre zu kennen.

Auch Babbel drängt es nicht. Der Aufstieg und der bisherige Saisonverlauf sprechen für seine Verhandlungsposition. Aber er weiß auch, dass gute Trainerjobs derzeit rar sind und Hertha geeigneten Ersatz finden würde. Babbel lässt sich von dem Schweizer Anwalt Andreas Gross beraten, der sich als Berater von Jürgen Klinsmann und Jens Lehmann einen Ruf als harter Verhandlungspartner erworben hat. Eine Einigung per Handschlag beim regelmäßigen Joggen mit Preetz – so einfach ist es jedenfalls nicht.

Doch was will Babbel? Mehr Gehalt? Mehr Macht? Es ist wohl das Zauberwort Perspektive: Um welche Plätze will Hertha in Zukunft mitspielen? Zu Deutsch: Wie viel Budget steht künftig für Neuzugänge zur Verfügung? Antwort: nicht sehr viel. Das nervt den ehrgeizigen Babbel, wie die Pendelei zwischen dem Hotel in Berlin und der Familie in München. Die Idee aber, dass er branchenunüblich um eine kurze Vertragslaufzeit pokert, in der vagen Hoffnung, die Bayern könnten ihn 2013 als Heynckes-Erben in Betracht ziehen, ist eher abenteuerlich.

Es ist auch zumindest denkbar, dass die Verlängerung längst vollzogen ist, der Verein die Neuigkeit aber unbedingt bei der Mitgliederversammlung bekannt geben möchte. Solche Erfolgsmeldungen haben sich schon unter Dieter Hoeneß als Opium fürs Fanvolk erwiesen. Vor allem, wenn andere Neuigkeiten negativ waren.

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