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Markus Babbel lässt Hertha rätseln, was er wirklich will.

© dapd

Herthas Trainerdiskussion: Das laute Schweigen des Markus Babbel

Dass Markus Babbel bei Hertha BSC eine Zukunft hat, wird zunehmend unwahrscheinlich – getrieben von der Debatte um den Trainer verliert der Verein allmählich die Geduld.

Markus Babbel wird bei Hertha BSC alles zugetraut. Vielleicht erscheint er in den nächsten Tagen auf der Geschäftsstelle, geht zu Manager Michael Preetz ins Büro und sagt: "Wo muss ich unterschreiben?" Hält man sich allein an die bekannten Fakten, ist dieses Szenario durchaus möglich. Markus Babbel hat bisher immer gesagt, dass er noch keine Entscheidung getroffen habe, ob er seinen Vertrag als Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten verlängere, Hertha sei sein erster Ansprechpartner, und mit anderen Vereinen habe er noch nicht gesprochen. Nach dieser Version ist die Entscheidung Babbels vollkommen ergebnisoffen.

Doch die Variante, dass sich der Trainer weiter an Hertha bindet, gilt als immer unwahrscheinlicher. In hohen Vereinskreisen geht man inzwischen davon aus, dass Babbel sogar zur Rückrunde schon nicht mehr im Amt ist. "Alle wissen, dass der Hertha-Trainer geht", titelte die "Bild"- Zeitung am Montag. "Aber keiner will es sagen." Nur: Bei Hertha wissen sie genau das noch nicht – weil sich Babbel eben noch nicht geäußert hat. Es gibt sogar Optimisten im Verein, die davon ausgehen, dass es genauso ist, wie der Trainer es immer wieder behauptet: Er weiß selbst nicht, was er will. Und trotzdem schwindet das Verständnis für Babbels Verhalten mit jedem verstreichenden Tag, weil er nicht einmal intern eine Richtung erkennen lässt, geschweige denn in irgendeiner Weise seine Verbundenheit zu Hertha kundtut. Die Befindlichkeiten spielen längst eine wichtige Rolle. Nicht alle sehen die Angelegenheit offensichtlich so gelassen wie Präsident Werner Gegenbauer, von dem es aus dem Verein heißt, er sei ausgesprochen cool. Gegenbauer kann sehr wohl trennen zwischen den unbestreitbaren Tatsachen und dem, was von den Medien kolportiert wird. Ein anderes Führungsmitglied meint hingegen erkannt zu haben, dass Michael Preetz langsam die Geduld verliere und sich bereits mit der Suche nach einem Nachfolger beschäftige.

Die Berichterstattung über das Thema hat längst eine neue Realität geschaffen, der Klub ist ein Getriebener und erlebt ein Kommunikationsdesaster, das Babbel mit ein paar freundlichen Worten über seinen Arbeitgeber zumindest hätte eindämmen können. "Sein unreifes Verhalten passt nicht zu dem Bild, das wir uns anfangs von ihm gemacht haben", sagt ein hoher Funktionär, der es sogar für möglich hält, dass Babbel einfach aus Trotz nichts mehr sagt. Mit dem Hinhalten des Klubs mache er sich eigentlich unmöglich, heißt es. Dabei habe Babbel bislang bei der Arbeit mit der Mannschaft gerade in Sachen Kommunikation und Menschenkenntnis überzeugt. Doch auch die Kommunikation von Preetz wird im Verein kritisch hinterfragt.

Die Gerüchte um Babbel werden immer absurder

Am Wochenende erreichte die Personaldebatte den Gipfel der Absurdität. Im Abstand weniger Stunden wurde es als fix vermeldet, dass Babbel in der neuen Saison sowohl den FC Schalke als auch den FC Basel trainiert. Vielleicht könnte er dann im Drittjob ja doch noch Hertha- Trainer bleiben. Oder ließe sich das nicht mit seinen Aufgaben als Sportdirektor bei den Bayern vereinbaren? Im Vergleich zu den Gerüchten, die rund um Babbels Person wabern, sind die erwiesenen Fakten eher spärlich. Es ist bekannt, dass Hertha mit dem Trainer verlängern will. Schon im Herbst gab es einen Gesprächstermin mit Manager Preetz, den Babbel aber mit der Begründung platzen ließ, er sei noch nicht so weit. Später wurde der Trainer in der „BZ“ mit dem Satz zitiert, dass er während der Länderspielpause im November eine Entscheidung treffen werde. Kurz darauf nahm er diese Aussage wieder zurück. "Es gibt da keinen Zeitpunkt", sagte Babbel Anfang November über seine Entscheidungsfindung. "Dazu ist die Angelegenheit zu wichtig."

Spätestens an diesem Punkt begannen die öffentlichen Spekulationen zu wuchern: Bei der Mitgliederversammlung werde die Vertragsverlängerung verkündet, hieß es. Doch die Mitglieder warteten vergeblich. Babbel und die Mannschaft verließen das ICC wortlos. Am Tag darauf verteidigte der Trainer sein Schweigen damit, dass sein Auftritt nicht erwünscht gewesen sei. Das stimmt, Manager Preetz will die Mitgliederversammlung nicht mehr zur Inszenierung der Mannschaft nutzen, wie es sein Vorgänger Dieter Hoeneß getan hat. Und eine Rede Babbels galt angesichts seiner ungeklärten Situation und der schwer einzuschätzenden Reaktionen des Publikums als heikel.

Manager Preetz teilte den Mitgliedern immerhin mit, dass bis zum Start der Rückrunde eine Entscheidung fallen werde, so oder so. Babbel erklärte fortan, er werde die Weihnachtsferien, „wenn es ein bisschen besinnlicher wird“, zum Nachdenken nutzen. Inzwischen gilt es als fraglich, ob sich dieser Zeitplan angesichts des öffentlichen Drucks noch halten lässt. Es spricht einiges dafür, dass Preetz schon vor der Winterpause Klarheit haben will und daher von Babbel eine frühere Entscheidung verlangt – auch im Hinblick auf die Vorbereitung für die Rückrunde, die am 3. Januar beginnt. Mit Markus Babbel oder einem anderen Trainer.

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