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Mehr als ein Talent?

© REUTERS

Herthas Transfers: Zwei kommen, einer geht

Hertha BSC verleiht Angreifer Pierre-Michel Lasogga an den HSV, holt dafür Per Skjelbred und den Wolfsburger Tolga Cigerci.

Oliver Kreuzer, der Manager des Hamburger SV, hat schwere Wochen hinter sich. Seine Mannschaft hat nur schwer in die neue Saison gefunden, und von Klaus-Michael Kühne, dem milliardenschweren Gönner des Klubs, musste sich Kreuzer jüngst als „Drittligamanager“ verulken lassen. Eine gewisse Nachlässigkeit ist dem HSV-Manager zumindest nicht abzusprechen. So hat er gerade einen Stürmer verpflichtet, den er den Fans als aktuellen U-21-Nationalspieler verkauft. Doch genau das ist Pierre-Michel Lasogga seit diesem Sommer aus Altersgründen nicht mehr. Hätte man wissen können. Aber vielleicht wollte Kreuzer Lasogga ein bisschen größer machen, als er ist. Sein Transfer hat in Hamburg nämlich nicht gerade Stürme der Begeisterung ausgelöst.

In Berlin wird Lasogga wesentlich positiver gesehen. Bei Hertha BSC ist der 21 Jahre alte Stürmer erklärter Liebling der Fans, und dass er nun an den Ligakonkurrenten aus Hamburg verliehen wird, haben viele nicht verstanden. Genauso wenig, dass Hertha im Gegenzug den norwegischen Mittelfeldspieler Per Ciljan Skjelbred, 26, vom HSV holt. „Das ist ein Geschäft, an dem alle Seiten ihre Freude haben“, sagt hingegen Herthas Manager Michael Preetz, der am letzten Tag der Transferperiode auch Ersatz für den verletzten Alexander Baumjohann gefunden hat. Vom VfL Wolfsburg leiht Hertha den 21 Jahre alten Mittelfeldspieler Tolga Cigerci bis zum Saisonende aus.

Lasogga und Skjelbred sollen jeweils nach einem Jahr zu ihrem Stammverein zurückkehren. Eine Kaufoption gibt es in beiden Fällen nicht. Grundsätzlich glaubt Hertha weiterhin an Lasogga. Er sei ein großartiger Junge, sagt Preetz, allerdings auch ziemlich ungeduldig. Das macht die Sache nicht einfacher. Bei Hertha ist Lasogga nach seiner Verletzung nur Stürmer Nummer drei oder vier. Auch deshalb haben die Berliner der Ausleihe nach Hamburg zugestimmt, „damit Pierre wieder seinen Rhythmus findet“, wie Preetz sagt.

Hinzu kommt, dass Hertha neben dem Norweger Skjelbred noch eine Ablöse erhält. Sie soll rund eine halbe Million Euro betragen. Außerdem profitiert der Verein vom Verkauf des früheren Berliners Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand zu Schalke 04. Wenn die kolportierte Ablöse von zwölf Millionen Euro stimmt, stehen Hertha über den sogenannten Solidaritätsmechanismus der Fifa 420 000 Euro zu.

Diese Einnahmen haben es dem Klub ermöglicht, kurzfristig auf den Ausfall Alexander Baumjohanns zu reagieren. Eins zu eins ersetzen kann Tolga Cigerci den verletzten Zehner wohl nicht. Er ist ein anderer Spielertyp, nicht so wuselig wie Baumjohann, sondern insgesamt stringenter und geradliniger. Bei Borussia Mönchengladbach, wo Cigerci zuletzt leihweise spielte, war er zunächst als Sechser vorgesehen, dafür aber hat er oft zu sorglos, fast ein bisschen gedankenverloren gespielt. „Tolga ist definitiv ein Mittelfeldspieler, der eher offensiv denkt“, sagt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. „Er ist keine Nummer 10, eher eine Acht. Er kann laufen ohne Ende und hat eine gute Technik, ist aber manchmal noch zu hektisch, zu unruhig, zu aktiv.“

Cigerci ist in Deutschland geboren und in der Jugend für die Nachwuchsteams des DFB zum Einsatz gekommen. Vor ein paar Monaten verkündete er, künftig für die A-Nationalmannschaft der Türkei spielen zu wollen. Von einer Nominierung scheint er im Moment jedoch weit entfernt zu sein. In Mönchengladbach konnte Cigerci die Erwartungen nur bedingt erfüllen, obwohl Trainer Lucien Favre große Stücke auf ihn hält. „Er ist ein sehr interessanter Spieler, sehr kreativ“, sagte der Schweizer dem Tagesspiegel. „Er kann das auf jeden Fall schaffen.“ Bei Borussia hat Cigerci es nicht geschafft. In anderthalb Jahren bestritt er lediglich 14 Ligaspiele. Trotzdem gab es Interesse, den ausgeliehenen Mittelfeldspieler in diesem Sommer fix zu verpflichten – allerdings nicht für die festgeschriebene Ablöse von rund zwei Millionen Euro.

Favre hat Cigerci auf verschiedenen Positionen aufgeboten, sogar als sogenannte Neuneinhalb. Sein bestes Spiel machte er im Dezember vorigen Jahres gegen Bayern München auf der Halbposition im rechten Mittelfeld. Das könnte auch für Hertha eine Lösung sein: dass Trainer Jos Luhukay den Ausfall seines Zehners durch eine Umstellung auf ein System ohne Zehner kompensiert, zum Beispiel durch ein 4-3-3 mit Hajime Hosogai in der Defensive sowie Cigerci und Ronny auf den offensiven Halbpositionen. Fabian Lustenberger würde dann kurzfristig wieder für die Innenverteidigung frei. Auch da besteht wieder Bedarf. Sebastian Langkamp hat sich am Wochenende in Wolfsburg einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Er wird mindestens zwei Wochen fehlen.

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