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Favre

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Herthas Umbruch: Favre wählt den Wechsel

Ob Personal oder System - Hertha BSC muss sich auf eine Saison des permanenten Wandels unter Trainer Lucien Favre einstellen.

Berlin - Ob es sich um eine gute oder eine schlechte Nachricht für Josip Simunic handelt, muss sich erst noch erweisen. Die Nachricht lautet, Simunic wird heute, zum Rückspiel in der Uefa-Cup-Qualifikation gegen Interblock Ljubljana, in die Startelf von Hertha BSC zurückkehren. So weit, so gut. Der Nachteil an der Sache ist: Damit steigen Simunics Chancen, dass er am Sonntag, im weit wichtigeren Bundesligaspiel beim FC Bayern München wie schon gegen Bielefeld zurück auf die Bank muss. Die Personalie hat am vergangenen Wochenende einigen Wirbel ausgelöst, Patrick Ebert wegen unbotmäßiger Kritik am Trainer Lucien Favre eine Strafe von 5000 Euro eingebracht und Simunic ein paar deutliche Worte, doch damit sei das Thema auch erledigt, sagt Favre. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Der Fall könnte sich – mit anderer personeller Besetzung – in dieser Saison noch häufiger wiederholen, denn Favre hat für die Spielzeit eine verschärfte Rotation ausgerufen. „Acht oder neun Spieler zu wechseln – das geht nicht. Aber drei, vier oder fünf sind möglich“, sagt der Schweizer. „Wenn ich das machen kann, werde ich es machen. Wir brauchen das.“ Der Berliner Fußball-Bundesligist muss sich auf eine Saison des permanenten Wandels einstellen, und das nicht nur beim Personal, sondern auch im Spielsystem. In Otaci ließ Favre im 4-4-2 mit flacher Vier im Mittelfeld spielen, in Ljubljana mit Raute, in Frankfurt im 3-4-3-System, und am Wochenende gegen Bielefeld wurde aus dem 4-3-2-1 bei eigenem Angriff ein 4-3-3.

Dass Favre rotiert, hat einen einfachen Grund: Er kann es. In der neuen Saison besitzt er deutlich mehr Möglichkeiten als in seiner ersten bei Hertha. Der Kader ist in der Breite besser geworden, und noch immer sucht Manager Dieter Hoeneß in Südamerika nach einem offensiven Mittelfeldspieler. „Alles ist offen“, sagt Michael Preetz, Leiter der Lizenzspielerabteilung. Bis Montagmittag, zwölf Uhr, hat Hertha Zeit, den Transfer abzuwickeln.

Die Frage ist, ob man angesichts des steten Wandels überhaupt noch von einer Stammelf sprechen kann. Gerade zwei Wochen ist die Saison alt, aber Hertha bestreitet heute bereits das achte Pflichtspiel – und in diesem Rhythmus wird es weitergehen. Favre hat ausgerechnet, dass den Nationalspielern der Berliner bis zum Start der Winterpause insgesamt 35 Einsätze bevorstehen, vorausgesetzt, sie schaffen es in die Hauptrunde des Uefa- Cups. Dass sie an der vorletzten Hürde, Interblock Ljubljana, dem Tabellenletzten der slowenischen Liga, scheitern, darf nach dem 2:0-Auswärtssieg vor zwei Wochen als nahezu ausgeschlossen gelten. „Wenn wir seriös spielen, qualifizieren wir uns“, sagt Favre.

Das bequeme Polster aus dem Hinspiel erlaubt es ihm, ein wenig mehr zu wechseln als üblich. Bis zu vier neue Spieler könnten in die Anfangself rücken, zwei würden es auf jeden Fall, sagt er. Kapitän Arne Friedrich, der noch Trainingsrückstand hat und deshalb seine Teilnahme an den WM-Qualifikationsspielen in Liechtenstein und Finnland abgesagt hat, wird ebenso beginnen wie Simunic. Marko Pantelic steht im Kader, obwohl er in dieser Woche wegen Kniebeschwerden mit dem Training aussetzen musste. Der 17 Jahre alte Lennart Hartmann, der für einen Platz in der Startelf vorgesehen war, fällt wegen Adduktorenproblemen aus.

Favre glaubt nicht, dass der ständige Wechsel große Probleme mit sich bringen werde. Im Gegenteil. „Das ist sehr gut“, sagt er. „Weil jeder Spieler weiß, dass er seine Chance hat und spielen kann.“ Selbst Josip Simunic.

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