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Sport: Herthas Verjüngung

Vor zwei Monaten in Marbella stand Christian Timm am Rande des Trainingsplatzes von Hertha BSC und schaute dem Berliner Fußball-Bundesligisten bei der Vorbereitung auf die Rückrunde zu. Die Herthaner lachten und scherzten und hatten Spaß an ihrer Tagesarbeit.

Vor zwei Monaten in Marbella stand Christian Timm am Rande des Trainingsplatzes von Hertha BSC und schaute dem Berliner Fußball-Bundesligisten bei der Vorbereitung auf die Rückrunde zu. Die Herthaner lachten und scherzten und hatten Spaß an ihrer Tagesarbeit. Timm kannte so etwas schon fast nicht mehr. Bei seinem Arbeitgeber, dem 1. FC Köln, der zur gleichen Zeit zum Trainingslager in Marbella weilte, ging es unter Trainer Ewald Lienen ernst und verbissen zu. Ach, sagte Timm, als er die Berliner beobachtete, "da könnte ich jetzt auch spielen".

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Ein Jahr ist es her, dass sich die Berliner intensiv um eine Verpflichtung des Kölner Stürmers bemüht haben. Hertha war nicht der einzige Verein, der ein gesteigertes Interesse an Timm bekundet hatte. "Aber es ist kein Geheimnis, dass wir von allen die besten Aussichten hatten", sagt Herthas Manager Dieter Hoeneß. "Am Ende fiel die Entscheidung nur noch zwischen Köln und uns." Und sie fiel zum Ärger der Berliner noch einmal für den FC. Für jenen Verein, mit dem Timm aus der Zweiten Liga aufgestiegen war, für den er in seiner ersten Bundesligasaison sieben Tore erzielt hatte und bei dem er zunächst einmal die besseren Perspektiven für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sah.

Möglicherweise hat Timm seine Entscheidung inzwischen bereut. Der 1. FC Köln wird den Abstieg in die Zweite Liga wohl nicht mehr verhindern können. Timm selbst würde in diesem Fall den Verein für eine festgeschriebene Ablösesumme von 1,8 Millionen Euro verlassen können. Nach Informationen des Tagesspiegels wechselt der 23-Jährige dann ebenso zu Hertha BSC wie sein Kölner Kollege Hanno Balitsch, für den die Berliner eine Ablösesumme von rund 2 Millionen Euro bezahlen müssen.

"Ein gewisses Verhältnis"

Dieter Hoeneß bestätigt solche Informationen generell nicht. "Es ist bekannt, dass wir uns im Sturm verstärken wollen. Da kommen mehrere Namen in Frage." Herthas Manager gibt immerhin zu, dass bei den Verhandlungen mit Timm im vergangenen Jahr "ein gewisses Verhältnis entstanden ist". Das zeigte sich am vergangenen Wochenende, als Timm wegen seiner guten Beziehungen zu den Berlinern den Auftrag erhielt, für den Kollegen Christian Springer die Telefonnummer von Marko Rehmer zu besorgen.

Mit der Verpflichtung von Timm und Balitsch, die beide von Roger Wittmanns Agentur Rogon beraten werden, würde Dieter Hoeneß die Verjüngung bei Hertha auf vergleichsweise hohem Niveau fortsetzen. Im vorigen Jahr kam der U-20-Nationalspieler Denis Lapaczinski aus Reutlingen; Thorben Marx hat aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung in die erweiterte Stammelf geschafft, und für die kommende Saison steht mit dem 22-jährigen Verteidiger Arne Friedrich von Arminia Bielefeld ein weiterer früherer U-21-Nationalspieler als Neuzugang fest.

Kandidat für die Nationalmannschaft

Christian Timm, der lange Kapitän der U 21 war, galt sogar schon als Kandidat für die A-Nationalmannschaft. Beim 1. FC Köln zählt er allerdings zu den großen Verlierern einer ohnehin vermaledeiten Saison. Bei nur zehn Einsätzen hat er noch kein einziges Tor erzielt, und der einzige Treffer, den er vorbereitet hat, war jener, mit dem Thomas Cichon am vergangenen Wochenende gegen Hertha BSC die ewige Torlosigkeit des FC beendete. Timm hat sich lange mit einer Hüftverletzung geplagt, in schwieriger Zeit war er dadurch monatelang ausgefallen. Einige wütende FC-Fans sehen in ihm jetzt einen Drückeberger. Am Samstag stand Timm gerade sieben Minuten auf dem Platz, als ihm nach einem missglückten Dribbling von der Tribüne jemand zurief: "Lass dich wieder auswechseln, Timm! Zerrung!"

Hanno Balitsch hingegen muss sich in dieser Hinsicht nichts vorwerfen lassen. Er zählt beim FC zu den wenigen Siegern der Saison, vielleicht auch deshalb, weil dies unter lauter Verlierern nicht allzu schwierig ist. Balitsch kam im vorigen Sommer von Waldhof Mannheim nach Köln und erkämpfte sich schnell einen Stammplatz im Mittelfeld. Außer den Kölnern waren im vergangenen Jahr auch Leverkusen und die Bayern an einer Verpflichtung interessiert. Von Bayerns Kotrainer Henke wurde der 21-Jährige als "interessantestes deutsches Talent" bezeichnet. Dass er trotzdem für eine Ablöse von 4 Millionen Mark zum 1. FC Köln wechselte, lag vor allem an dessen Trainer Lienen. "Lienen hat mich überzeugt", sagte Balitsch damals. "Er hat ein Händchen für junge Leute."

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