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Sport: Heuschrecke auf dem Fußballplatz

Manchester Uniteds Fans machen mobil gegen den neuen Großaktionär Glazer

Von Jakob Schlandt

Am Donnerstagnachmittag war der lange Kampf der Fans verloren. Um 14.10 Uhr verkündete Manchester United: „Malcolm Glazer hat seinen Anteil am Verein auf 56,9 Prozent erhöht.“ Der Milliardär aus Florida, dem bereits das US-Football-Team Tampa Bay Buccaneers gehört, hatte vor über zwei Jahren begonnen, Aktien des britischen Traditionsklubs aufzukaufen. Der Erwerb eines Anteilspakets zweier irischer Geschäftsmänner, die gut ein Viertel des Vereins besaßen, sichert ihm nun für den Kaufpreis von etwa 330 Millionen Euro die Kontrolle über den Traditionsklub. Schnell zeigte sich aber, dass Glazer die Investition noch Kopfschmerzen bereiten könnte – denn die Anhänger wollen nicht so leicht aufgeben.

Fangruppen hatten seit Monaten protestiert, weil sie befürchten, dass Glazer Manchester United lediglich als renditeträchtige Investition sieht und Schulden von über 400 Millionen Euro auf den Verein abwälzen könnte. Zudem wird vermutet, der 76-Jährige sei bereit, die Ticket- und Fanartikelpreise drastisch zu erhöhen. Ein Sprecher von Shareholders United, einer Fan-Vereinigung, deren Mitglieder 17 Prozent der Aktien besitzen, formulierte die Verärgerung der Anhänger: „Mr. Glazer ist leider kein Roman Abramowitsch. Er kommt nicht mit einem Koffer voll mit Geld, sondern will in Wahrheit, dass die Fans für die Übernahme zahlen.“

Bisher hatte sich der Protest meist auf Einzelaktionen beschränkt. So war der frühere Manager Maurice Watkins letzten Herbst Opfer einer Farbattacke auf sein Haus und zwei seiner Autos geworden, weil er Anteile des Vereins an Glazer verkauft hatte. Zudem hatten Anhänger versucht, möglichst viel Aktien des Vereins aufzukaufen – ohne großen Erfolg. Als sich am Donnerstag die Nachricht von der Übernahme verbreitete, wurde schnell größerer Protest organisiert. Bereits am frühen Nachmittag kursierte in Manchester per Handy-Kurzmitteilung die Aufforderung, sich um 17 Uhr am Stadion Old Trafford zu versammeln. „Das ist nicht das Ende – das ist der Anfang der wirklichen Schlacht“, hieß es in der SMS. In Internetforen wurde martialisch verkündet: „Wenn die Deutschen uns schon nicht kaputtbomben konnten, dann wird auch ein rothaariger Zwerg unseren Klub nicht kampflos zerstören.“ Am Abend hatten sich dann tatsächlich etwa 2000 Fans eingefunden. Auf ihrem Protestmarsch brüllten sie immer wieder: „Not for sale!“, nicht zu verkaufen. Eine stilisierte Glazer-Puppe wurde verbrannt. Manche Fans zündeten ihre Dauertickets für die nächste Saison an. Bei Ausschreitungen musste die Polizei am Ende sogar fünf aufgebrachte Fans in Gewahrsam nehmen.

Am Freitag schaltete sich dann prompt die britische Regierung ein, die eigentlich nicht für ihre Neigung zu spektakulären Interventionen bekannt ist. Justizministerin Harriet Harman rief in der BBC Glazer auf, mit den Fans in Kontakt zu treten. Manchester United sei enorm wichtig für den englischen Fußball, „und die Fans sind offensichtlich sehr besorgt“.

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