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Guck mal, wir sind wieder vollzählig. Engin Atsür (l.) und Dragan Milosavijevic bekommen bei Alba endlich Verstärkung aus den eigenen Reihen.

© dpa

Heute Eurocup in Valencia: Alba Berlin und die Grenzen der Anpassung

Nach Wochen der Improvisation tritt Alba Berlin heute im Eurocupspiel bei Valencia wohl wieder in Bestbesetzung an

Wie es ihm so geht? Tony Gaffney muss bei der Frage grinsen. „Mir geht’s prima. Abgesehen von meiner verbeulten Nase und der Wunde in meinem Mund“, sagt der Alba-Basketballer. Im Eurocup-Spiel vor einer Woche gegen Malaga war der 32-Jährige kurz vor Schluss nach einem Ball gehechtet und hatte bei der Landung unsanft das Parkett geküsst. „Ich wusste schon, als ich abgesprungen bin, dass ich auf dem Gesicht landen würde“, sagt Gaffney gut gelaunt. „So ist das eben manchmal.“ Wegen seines Sturzes drohte der Power Forward zuletzt mit Verdacht auf Gehirnerschütterung auszufallen. Doch der US-Amerikaner biss sich durch – wie er sich in den vergangenen Wochen ohnehin durchbeißen musste.

Weil mit Bogdan Radosavljevic und Elmedin Kikanovic die einzigen beiden echten Center im Alba-Kader verletzt ausfielen, musste Gaffney beim körperbetonten Kampf unter den Körben aushelfen. Mit einer Größe von 2,03 Meter und knapp 100 Kilogramm Kampfgewicht ist er dafür aber eigentlich zu klein und zu leicht. Für Gaffney ist die Rolle als Aushilfs-Turm zwar nicht völlig neu, auch bei früheren Profistationen in Bonn oder Jerusalem musste der Routinier ab und zu den Center geben. „Das verlangt einem schon sehr viel ab“, gibt er zu. „Aber ich freue mich einfach, wenn ich auf dem Feld stehe – egal auf welcher Position.“ Es sei auch besser, Verletzungen und Tiefs in dieser Saisonphase zu haben als im April oder im Mai, findet Gaffney, „und zum Glück kommen jetzt alle wieder, wir sind nicht aus dem Tritt geraten“.

Im Eurocup-Auswärtsspiel am heutigen Mittwoch beim spanischen Spitzenteam Valencia (20.30 Uhr) dürfte zumindest Alba-Topscorer Kikanovic nach überstandener Adduktorenverletzung wieder auflaufen, ob auch Radosavljevic wieder eingesetzt werden kann, steht noch nicht fest.

Schon mehrfach hat Trainer Caki die Rollen im Team neu verteilen müssen

Während sich Tony Gaffney mit Freude und Feuereifer in seinen Vertreterjob warf, bereiteten die Verletzungen seinem Chef größeres Kopfzerbrechen. Der Berliner Trainer Ahmet Caki musste zum wiederholten Mal in dieser Saison improvisieren. Bereits in der Vorbereitung trainierte der Türke nur mit einem Rumpfkader, kurz nach Saisonbeginn fielen mit Gaffney und Malcolm Miller zwei Power Forwards aus. Caki beschreibt seine Situation so: „Du spielst alle zwei Tage und willst alles für einen Sieg tun. Und dann schaust du dir deinen Kader an und stellst fest, wer alles nicht dabei ist.“

Gleich mehrfach hat der 41-Jährige deshalb die Rollen im Team neu verteilen müssen. Der deutsche Nationalspieler Niels Giffey half wochenlang als Power Forward aus, Gaffney zuletzt als Center. „Und wenn die Verletzten zurückkommen, musst du wieder umplanen“, sagt Caki. „Aber das ist gut für einen Coach, an schwierigen Situationen wächst man. Ich mag dieser Herausforderungen.“

Der Trainer wertet die Verletzungen als Pech – und spricht von seinem Glück, anpassungsfähige und unkomplizierte Spieler wie Gaffney und Giffey zu haben. Dass die Berliner sich trotz aller Rückschläge kontinuierlich steigerten und zuletzt sogar acht Bundesligaspiele in Serie gewannen, zeigt laut Caki „den guten Charakter unserer Spieler – sie haben die Aufgabe sofort angenommen und sich angepasst“.

Die Grenzen der Anpassung wurden den Berlinern zum Auftakt der Eurocup-Zwischenrunde von Malaga aufgezeigt, Alba verlor 69:77. Am Mittwoch dürfte es in Valencia noch schwerer werden. In der starken spanischen Liga ist der dreimalige Eurocup-Champion zurzeit Tabellendritter. Die in der Bundesliga noch ungeschlagenen Ulmer blieben in der Eurocup-Vorrunde in zwei Vergleichen mit Valencia chancenlos, auswärts gab es sogar ein 58:95-Debakel für den deutschen Vizemeister. Valencias Team ist sehr ausgeglichen besetzt, die Centerposition teilen sich der 2,13 Meter große Ukrainer Wjatscheslaw Krawtsow und der bullige montenegrinische Nationalspieler Boban Dubljevic.

Tony Gaffney dürfte nicht böse sein, dass sein Vertretungsjob an diesem Mittwoch voraussichtlich zu Ende geht.

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