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Sport: High-Heels und Krücken

Der Frauen-Fußball kommt im Kanzleramt an

Berlin - Schon im zweiten Satz ihrer Ansprache ist die Bundeskanzlerin beim unvermeidlichen M-Wort angekommen. „Wir alle zählen die Tage, bis das neue Märchen beginnt“, sagt Angela Merkel. Die Regierungschefin hat am Dienstag in ihren Amtssitz geladen, um eine Ausstellung mit dem Titel „Frauen schreiben Fußballgeschichte“ zu eröffnen. Mit dabei im Foyer des Kanzleramts: DFB-Präsident Theo Zwanziger und das fast vollzählig angetretene Nationalteam sowie Steffi Jones, die allgegenwärtige Organisationschefin der Fußball-WM der Frauen. Mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und Familienministerin Kristina Schröder lächeln zwei weitere Regierungsmitglieder für die Fernsehteams. Die Rolle der beiden Minister ist auf dem Ablaufplan korrekt unter der Rubrik „Anwesenheit“ vermerkt. 82 Tage vor dem Start der Heim-WM will eben jeder etwas Glanz vom potenziellen nächsten Sommermärchen abbekommen.

Dabei berichtet die Ausstellung gerade auch davon, wie unpopulär und geächtet Frauenfußball lange war. Von dieser Vergangenheit ist an diesem Tag wenig zu spüren. Die Kameras klicken im Stakkato, als sich Angela Merkel auf Krücken zur Nationalmannschaft gesellt. Die Sportsoldatinnen im Team sind in ihren Ausgehuniformen erschienen, teilweise kombiniert mit kleinen Handtaschen. Unter der Uniformhose der Potsdamerin Fatmire Bajramaj ragen schwarze High-Heels hervor. Die erfahrensten Nationalspielerinnen fehlen, die Frankfurterinnen Birgit Prinz und Nadine Angerer machen noch Urlaub, bevor die WM-Vorbereitung beginnt.

„Die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger bei der WM wird Ihnen gewiss sein“, sagt Merkel, dann setzt sie sich hin und bugsiert ihr von einer Meniskusoperation lädiertes Bein in die Waagerechte. Ein schönes Motiv, die Kameras klicken, die Kanzlerin strahlt. Auch Zwanziger hält eine Rede, Bundestrainerin Silvia Neid sagt ein paar Worte. Dann begutachten alle die Exponate der Ausstellung – unter anderem das „Emma“-Titelbild zum ersten EM-Sieg der deutschen Frauen 1989 und ein Paar Fußballschuhe mit den obligatorischen drei Streifen. Ab sofort sollen Bundestags-Besuchergruppen hier Fußballgeschichte schnuppern, Merkel verspricht, auch Staatsgäste zu den Schaukästen zu schleusen, Barack Obamas Töchter seien große Fans und würden selbst Fußball spielen. Und schließlich sei die amerikanische Mannschaft doch auch ganz gut, fragt die Kanzlerin Silvia Neid. „Oder?“ Lars Spannagel

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