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Sport: Hilfe von oben

England zittert: Drei von vier Klubs droht vor dem letzten Gruppenspieltag das Aus in der Champions League – am schlechtesten sieht es für Manchester City aus.

Es gab Zeiten, da blieb den Gegnern der englischen Spitzenklubs in der Champions League nur die Hoffnung auf höheren Beistand. Das ist noch gar nicht allzu lange her – in den Jahren 2007, 2008 und 2009 kamen jeweils drei der vier Halbfinalisten aus der Premier League. Nun fordern die einst übermächtigen Engländer selbst Hilfe von oben an. Vor dem letzten Gruppenspieltag der Champions League droht drei der vier Klubs das vorzeitige Aus, so dass die „Sun“ auf ihrer Titelseite fast flehentliche Worte fand: „Es ist Zeit, zu beten.“

Aus dem englischen Quartett hat lediglich Borussia Dortmunds Gruppengegner FC Arsenal bereits das Achtelfinale erreicht. Der FC Chelsea, Manchester City und Vorjahresfinalist Manchester United müssen dagegen zittern. Geht im Gruppenfinale am Dienstag und Mittwoch alles schief, droht der Abstieg in die ungeliebte Europa League. Und auch im Uefa-Cup-Nachfolgewettbewerb sieht es für das Heimatland des Fußballs nicht besonders gut aus: Tottenham Hotspur und Birmingham City haben vor dem letzten Gruppenspieltag nur noch vage Chancen auf ein Weiterkommen; lediglich Stoke City mit dem früheren deutschen Nationalspieler Robert Huth ist schon in der nächsten Runde.

Dort wähnte sich in der Champions League vor zwei Wochen auch schon der FC Chelsea. Doch weil Leverkusens Manuel Friedrich mit seinem Kopfball in der Nachspielzeit zum 2:1 traf, erwartet den Finalisten von 2008 ein echtes Endspiel ums Weiterkommen. Wegen der Gruppenarithmetik, die den direkten Vergleich gegeneinander über die Tordifferenz stellt, benötigen die Londoner am Dienstag gegen den punktgleichen FC Valencia einen Sieg oder ein torloses Unentschieden, um ins Achtelfinale einzuziehen. Der Druck auf den für 15 Millionen Euro vom FC Porto verpflichteten Trainer André Villas-Boas ist entsprechend groß. „Chelsea hat für Villas-Boas sicher nicht die Rekordablöse gezahlt, um den Ligapokal zu gewinnen“, schrieb der „Daily Mirror“ mit bitterer Ironie.

Auch bei Manchester United machen sich Sorgen breit. Nach drei Finalteilnahmen in den vergangenen vier Jahren könnte United zum ersten Mal seit der Saison 2005/2006 in der Gruppenphase scheitern. Bei einer Niederlage im entscheidenden Duell beim FC Basel am Mittwoch wäre United draußen. Den Favoriten plagen zudem Verletzungssorgen. Nach der Knöchelblessur von Stürmerstar Javier Hernandez im Ligaspiel bei Aston Villa (1:0) rückt bei Manchester ein alter Bekannter aus der Bundesliga in den Fokus: der Bulgare Dimitar Berbatow. Der frühere Leverkusener, der bislang eher glücklos im United-Trikot zu Werke ging, soll Manchester im St. Jakob-Park in die nächste Runde schießen. Manchesters Trainer Alex Ferguson bleibt trotz der angespannten Lage betont ruhig. „Wir haben momentan etwas Verletzungspech, aber unser Kader ist stark genug“, zitierte ihn die Deutsche Presse-Agentur.

Die ungünstigste Ausgangsposition hat Bayern Münchens Gruppengegner Manchester City. Nur ein eigener Sieg gegen den deutschen Rekordmeister und ein gleichzeitiger Punktverlust des SSC Neapel beim bislang noch punktlosen FC Villarreal kann City noch in die K.-o.-Runde bringen. „In der Champions League gibt es vier oder fünf Teams, die besser sind als wir und die bereit sind, diesen Wettbewerb zu gewinnen“, sagte City-Coach Roberto Mancini bereits fatalistisch.

Dabei gehörte das vergangene Jahrzehnt in Europa eindeutig den englischen Klubs. Der FC Liverpool und Manchester United gewannen 2005 und 2008 die Champions League, ManU und der FC Chelsea standen sich 2008 in Moskau gar in einem rein englischen Finale gegenüber. Seit 2001 stellte die Premier League mit nur zwei Ausnahmen immer mindestens einen Halbfinalisten. Tsp

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