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Sport: Hindernislauf: Das erste war eins zu viel

War das ein Lauf für Damian Kallabis: Gleich am ersten Hindernis, kurz nach dem Start stolperte er und verlor erst das Gleichgewicht und dann verrutschte auch noch seine Brille. Doch der 27-Jährige vom SC Berlin rappelte sich im olympischen Hindernisfinale wieder auf und lief weiter.

War das ein Lauf für Damian Kallabis: Gleich am ersten Hindernis, kurz nach dem Start stolperte er und verlor erst das Gleichgewicht und dann verrutschte auch noch seine Brille. Doch der 27-Jährige vom SC Berlin rappelte sich im olympischen Hindernisfinale wieder auf und lief weiter. Aber da war für den Europameister das Rennen längst vorbei, obwohl es für die anderen erst richtig begann. Er verlor den Rhythmus, besser gesagt, er kam überhaupt nicht in den Rhythmus und lief nach einer Runde bereits hoffnungslos hinterher.

Das war nicht das Finale, das sich der Hindernisläufer gewünscht hatte. "Ich bin zu wenig aggressiv losgelaufen, plötzlich kam das Hindernis und ich lag auf dem Boden", meinte Kallabis hinterher. "Die anderen hatten keine Schuld an meinem Sturz. Ich bin falsch abgesprungen." Trainer Stephane Franke erklärte: "Jeder hat gesehen, dass er an das Hindernis angeschlagen ist. Da war nichts mehr möglich." Der Sturz lief noch einmal glimpflich ab, aber die Moral und sein Enthusiasnus hielt sich von da ab in Grenzen. "Ich hatte mir sogar kurz überlegt, aufzuhören, habe den Gedanken aber schnell wieder verworfen. Wer jedoch gleich von Anfang an zehn Meter hinterherläuft, darf keine großen Ansprüche mehr stellen." Er habe in diesem Jahr 6000 Kilometer trainiert - "und dann das. Aber der Mensch ist keine Maschine", kommentierte Kallabis. Der WM-Vierte schloss zwar nach wenigen Metern auf, nach der Hälfte der Distanz aber ging ihm die Kraft aus. Als der Olympiasieger, Reuben Kosgei, in 8:21,43 min knapp vor seinem Landsmann Wilson Boit Kipketer (8:21,77) und dem Marokkaner Ali Ezzine (8:22,15) im Ziel war, musste Kallabis noch rund 300 m laufen. Der war nicht erbaut über den Lapsus, versuchte aber noch etwas Positives aus dem missratenen Erlebnis zu ziehen und sich selbst zu trösten. "Immerhin war ich im olympischen Finale." Auch wenn hier alles schief ging. Schon im Vorlauf hatte sich der Europameister verkalkuliert, kam nur über die Regel der Zeitschnellsten weiter. Doch dies war eigentlich kein Thema mehr für Kallabis. Doch diese Blockade hatte er wohl schon vor dem Finale. Obwohl sich der Berliner ausgezeichnet vorbereitet hatte. Der 27-Jährige achtete streng auf seine Ernährung, futterte keine Süssigkeiten. "Das hat mich viel Selbstdisziplin gekostet". Er wollte vorne mitlaufen im Sog der 110 000 Zuschauer. Aber es war nicht sein Tag. Ein Sturz ausgerechnet im Olympiafinale - schlimmer geht es kaum.

Ursula Kaiser

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