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Heimspiel. Rekordnationalspielerin Natascha Keller spielt mit dem BHC am Sonnabend um den Einzug ins Finale der deutschen Meisterschaft. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Sport: Hinein ins Rampenlicht

Bei der Hockey-Endrunde in Berlin kämpft die Sportart um Aufmerksamkeit.

Berlin - Ganz am Ende, wenn die Nacht längst hereingebrochen ist, werden noch die bunten Raketen des Feuerwerks am Himmel zerplatzen. Ein nettes Bild über der „Hockey-Village“. So heißt das Areal beim Zehlendorfer Hockeystadion wirklich. Dort steht auch eine Bühne, auf der früh am Abend die Soulsängerin Jocelyn B. Smith auftreten wird, aber natürlich erst nach der Team-Präsentation. Nachdem mehrere Dutzend hochklassige Hockey-Spieler den Zuschauern vorgestellt worden sind. So wird das heute Abend ablaufen.

Die Präsentation der Protagonisten, das haben sie sich bei der Tour de France abgeschaut, das gibt Michael Stiebitz gut gelaunt zu. Die Tour ist zwar ein paar Nummern größer als eine Endrunde um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft der Frauen und Männer, aber es geht um die Symbolik. Hockey soll als Event inszeniert werden. Denn Stiebitz, der Präsident des Berliner Hockey-Club (BHC), Chef des ausrichtenden Vereins also, legt gleich mal die Fallhöhe fest: „Diese Endrunde bedeutet für das Berliner Hockey eine historische Chance. Seit vielen Jahren wird wieder eine Doppelrunde ausgetragen.“ Vor allem, wohl der wichtigste Punkt: „Hockey kann sich als Sportart gut präsentieren.“

Im Zehlendorfer Hockeystadion kämpft an diesem Wochenende auch eine Randsportart wieder um Aufmerksamkeit. Am Samstag (ab 12 Uhr) finden die Halbfinals statt, am Sonntag die Finalspiele (11.30 Uhr: Frauen, 14.30 Uhr: Männer). Gastgeber BHC ist mit seiner Frauen- und Männermannschaft vertreten, das erhöht den Reiz für die Zuschauer. Die BHC-Teams treffen im Halbfinale jeweils auf den UHC Hamburg, die Frauen um 12 Uhr, die Männer um 16.30 Uhr.

Die Hockeyspieler haben in ihrem medialen Überlebenskampf im Moment einen strategischen Vorteil. Sowohl die Männer- als auch die Frauen-Nationalmannschaft ist für die Olympischen Spiele qualifiziert. Das sichert den Hockeyspielern auf der Bühne Olympia ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit. Und natürlich hofft Stiebitz, dass seine Sportart und sein Verein schon jetzt von dieser Ausnahmestellung profitieren können. 2100 Plätze gibt es im Stadion, Stiebitz hofft, dass zweimal ausverkauft ist.

Nur überträgt sich die Euphorie des Vereinspräsidenten nicht so ganz auf Friedel Stupp und Jamilon Mülders. Stupp trainiert die BHC-Männer, Mülders ist Co-Trainer der BHC-Frauen. „Hockey ist seit Jahren erfolgreich, wir haben Olympiagold und WM-Titel gewonnen“, sagt Stupp emotionslos, „und was hat es bewirkt? Nichts. Nach den Olympischen Spielen werden wieder nur 200 Zuschauer die Bundesligaspiele verfolgen.“ Ganz Mülders’ Meinung. Der findet es im Übrigen „okay, wenn Hockey nicht so sehr im Rampenlicht steht“. Mit so einem Rummel muss man schließlich auch klar kommen. Da denkt er schnell an die Frauen-Fußballnationalmannschaft und ihre WM im eigenen Land. „Die Fußballerinnen hatten Aufmerksamkeit. Und sie konnten nicht damit umgehen.“

Mülders ist schon froh, dass seine Frauen überhaupt in die Endrunde gekommen sind. „Wir lagen dreimal auf dem Sterbebett. Ein Finaleinzug von uns wäre eine Riesenüberraschung.“ Obwohl beim BHC die 374-malige Nationalspielerin Natascha Keller aufläuft. Aber die verweist auf die zehn Nationalspielerinnen beim UHC und sagt: „Der Vorteil liegt beim UHC.“

Spannende Spiele stehen an, aber langfristige Begeisterung für Hockey werden auch sie kaum auslösen. Aber in anderen Hockey-Hochburgen sieht es offenbar auch nicht besser aus. Stupp zumindest will „mal mit der Legende aufräumen, dass es in Holland bei Erstliga-Spielen so viele Zuschauer gibt.“ Blödsinn. „Da schauen oft auch nur 300 Leute zu.“

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