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Hintergrund: Alles eine Nummer kleiner

Das Wort von der Generalprobe hört Wolfgang Niersbach im Zusammenhang mit dem Confederations Cup gar nicht gerne. "Das ist ein richtiger Härtetest vor der WM", sagt der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees über das Fifa-Turnier.

Frankfurt/Main (04.06.2005, 17:27 Uhr) - Der Confederations Cup wird vom 15. bis 29. Juni mit acht Teams in fünf deutschen Städten ausgespielt. Das Eröffnungsmatch der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien und das Finale finden im neuen Frankfurter Stadion statt, wo auch am intensivsten für die WM geprobt wird - vom Veranstalter, der Polizei und den Sponsoren. Alles eine Nummer kleiner als bei dem Weltereignis im kommenden Jahr, aber dennoch mit der notwendigen Ernsthaftigkeit.

«Kritik ist in jedem Fall erwünscht. Wir sind froh und dankbar für diesen Härtetest», sagt OK-Sprecher Jens Grittner. Geprobt werden müssen alle möglichen Abläufe und unscheinbaren Nebensächlichkeiten, die sich trotz bester Planung erst in der Praxis herausstellen. «Wir sind sehr gespannt auf die Anforderungen der Medien», nennt Grittner einen wichtigen Bereich. Rund 2000 Journalisten hätten sich bereits angemeldet, davon die Hälfte aus Übersee.

Von den erwarteten rund 700.000 Fans werden vor allem die Besucher der Spiele in Frankfurt die neue Zeit spüren. In ihre - anders als bei der WM noch nicht personalisierten Karten - sind kleine Chips eingebaut, mit denen der Zugang zu einem äußeren Ring um das Stadion automatisch kontrolliert werden soll. Zur WM soll dieses System an allen Spielorten Standard sein.

Die Polizei blickt gelassen auf das Turnier, schon weil die teilnehmenden Nationen mit Ausnahme der Griechen keine größeren Fan-Gruppen mobilisieren werden. Aus Athen kommen auch die einzigen nennenswerten Unterstützungskräfte zum Umgang mit möglicherweise heiklen Anhängern. Im Inland will die Polizei nach Angaben des Frankfurter Einsatzleiters Jürgen Moog umfassend üben: So wird beim Bundeskriminalamt ein Stab für den Kontakt zu den internationalen Polizeibehörden aufgebaut und beim LKA Düsseldorf regiert die «Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze» (ZIS).

Neben dem Schutz vor terroristischen Angriffen spielt der Kampf gegen Hooligans eine große Rolle in den Sicherheitskonzepten. Die Ordnungshüter wollen unter anderem einschlägige Bekannte schon im Vorfeld ansprechen, ihnen Meldeauflagen erteilen und Aufenthalts- Verbote aussprechen. Straftäter sollen möglichst im beschleunigten Verfahren abgeurteilt werden.

Auch die Sponsoren machen bereits ihre Marketing-Maschinen mobil, wenn auch noch deutlich gebremst im Vergleich zur WM. So hat der koreanische Autohersteller und langjährige Fifa-Sponsor Hyundai schon rund 400 Freiwillige geschult, die während des Wettbewerbs Gäste und Offizielle fahren sollen. 2006 werden an Stelle der nun geplanten 300 Fahrzeuge rund 1000 Autos im Einsatz sein. Über die Händler und vor den Stadien soll der Fußball zum Dauerthema gemacht werden. «Zur WM setzen wir dann noch einen drauf», sagt Unternehmenssprecherin Claudia Casper.

Natürlich unterscheidet sich der Test vom Ernstfall in vielen Punkten. So gibt es keine festen Mannschafts-Quartiere, die Teams müssen von Stadt zu Stadt pilgern. Die Parkleitsysteme sind ebenso wenig fertig wie die Wegweiser im Stadion. Statt 15.000 Freiwilligen sind beim Confed-Cup nur rund 2000 «Volunteers» im Einsatz und auch die Hotels sind auf das schwächere Besucherinteresse eingestellt. Während zur WM -Endrunde mit Messepreisen gerechnet wird, die bis zum Dreifachen der üblichen Raten reichen können, wirbt die städtische Tourismus & Congress GmbH in diesen Tagen mit Schnäppchen-Preisen. (Von Christian Ebner, dpa) (tso)

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