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Horst R. Schmidt wird 75.

© imago sportfotodienst

Hirn des Sommermärchens: Horst R. Schmidt: Ein WM-Skandal zum 75.

Franz Beckenbauer war das Gesicht des Sommermärchens, Horst R. Schmidt das Hirn. Zum 75. Geburtstag am Samstag ermitteln Staatsanwälte gegen den DFB-Macher im Hintergrund.

Dieses Image wird Horst R. Schmidt nie wieder los. Franz Beckenbauer, so das gängige Urteil, war das Gesicht des deutschen Sommermärchens. Er selbst hingegen das Hirn. Wenn der langjährige DFB-Funktionär am Samstag seinen 75. Geburtstag im engen Familienkreis feiert, will Schmidt sein Wirken nicht auf das mittlerweile vom Skandal überschattete WM-Turnier 2006 reduziert sehen. „Es gibt viele schöne Erinnerungen, die darüber hinaus vorhanden sind“, sagt der Jubilar. Zur Heim-WM selbst kann er sich derzeit nicht äußern, wegen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in Frankfurt und Bern, bei denen auch er zu den Verdächtigen gehört.

Schmidt und die Möglichkeit juristischen Fehlverhaltens? Das konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen. Mit seiner ganz gewöhnlichen Brille und meist im etwas biederen grauen Anzug war der gebürtige Franke optisch der Prototyp des korrekten Büroarbeiters. Pünktlich, solide und gewissenhaft. Eigenes Fehlverhalten in den aufgedeckten Machenschaften im von Beckenbauer geführten Organisationskomitee weist Schmidt zurück. Zum engsten Entscheiderkreis der deutschen WM-Beschaffer gehörte er aber definitiv. Nicht umsonst wurde er 2013 beim DFB-Bundestag gemeinsam mit Beckenbauer zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt.

Schmidt wurde gerufen, wenn es kompliziert wurde. Nicht nur beim DFB, dem er unter anderem als Generalsekretär und Schatzmeister diente. Sein Image als perfekter Organisator sprach sich auch bei der FIFA herum. Deren Langzeit-Präsident Joseph Blatter machte ihn 2006 zum Sonderbeauftragten für die WM 2010 in Südafrika. Als Krisenmanager hatte Schmidt seinen Anteil daran, dass das Premierenturnier in Afrika problemlos organisiert wurde. Als „Topmanager ohne Allüren“ bezeichnete ihn einst Beckenbauer. Der Kaiser wusste: Auf Horst R. Schmidt war für ihn Verlass. Heute ermittelt die FIFA-Ethikkommission wegen möglicher Sommermärchen-Vergehen gegen beide.

Als Ziehsohn des ehemaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger machte Schmidt in der DFB-Zentrale Karriere. Dorthin holte ihn Neuberger, nachdem er zuvor Referent im Organisationskomitee für die Olympischen Spiele 1972 in München gewesen war. Neuberger machte Schmidt zum Abteilungsleiter im WM-OK 1974.

Schmidt am Schreibtisch, das konnte man sich immer vorstellen, Schmidt als leidenschaftlicher Fußballfan eher weniger. Dabei ist der bekennende Anhänger des 1. FC Nürnberg noch heute regelmäßig im Stadion, bei seinem Heimatclub Viktoria Aschaffenburg in der Regionalliga Bayern. „Da nehme ich jedes Heimspiel mit“, sagt Schmidt. (dpa)

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