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Sport: Historischer Hochsprung

Mauergedenken: Sport-Show am Brandenburger Tor

Berlin - Das Grinsen von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) taucht auf der Videowand auf, niemand buht. Der Moderator traut sich zu verkünden, dass auch Bulgariens Nationaltrainer Lothar Matthäus auf der Tribüne sitzt; sanftes Buhen. Matthäus hält einen Regenschirm über Hans-Dietrich Genscher. Und Genscher, der frühere Außenminister, sagt mit feiner Ironie: „Er ist mein Schirmherr.“ Vereinzeltes Lachen. Schon klar, dass hier alles anders läuft als üblich.

„Berlin fliegt“ ist ja auch eine sportliche Show mit historischem Touch. Ein Vierländerkampf am Brandenburger Tor, mit Deutschland und drei der vier früheren Alliierten, passend zum Gedenken an den Mauerbau 1961. Im Stabhochsprung und Weitsprung kämpfen diverse Weltklasseathleten um Punkte, das Team zählt, jeder Fehlversuch wird mit null Punkten bestraft. Deshalb gibt’s im Weitsprung viele Sicherheitssprünge, das Niveau ist entsprechend. Hallen-Europameister Sebastian Bayer kommt immerhin noch auf 7,84 Meter, Weltmeisterin Brittney Reese nur auf 6,77 Metern, und Bianca Kappler plumpst sogar mal bei 5,94 Meter in den Sand. Das beste Ergebnis liefert der französische Stabhochsprung-Europameister Renaud Lavillenie mit 5,76 Meter. Malte Mohr überquert 5,72 Meter. Am Ende gewinnt Deutschland mit 32 Punkten vor den USA, und Reese piepste ins Mikrofon: „I love it“, als sie über „Berlin fliegt“ reden sollte. Rund 1000 Fans hörten ihr zu. Die Fans sorgten ihrerseits dosiert für Stimmung (der Moderator: „Wir begrüßen die Gegentribüne, die gerade erwacht ist“).

Die Show lebte von vielen kleinen Szenen. Mohr lief mit Sonnenbrille an, als sich der Himmel verdunkelte, Lavillenie ließ die Latte auf 5,95 Meter legen, aber die Latte flog schon bei geschätzt 2,20 Metern herunter, als man sie hochkurbelte, Mohr wäre fast neben der Matte gelandet und erzählt dann cool, „dass ich ein sicherer Springer bin“. Flankiert alles von einem Moderator mit besonderem Wortwitz, die Russin Oksana Tschukowskaya, aufgewachsen in Permafrost habe beispielsweise „Väterchen Frost mitgebracht“. Und auf der Tribüne hält Matthäus Mund und Schirm, ein netter Nachmittag.

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