zum Hauptinhalt

Sport: Historisches zur Nacht

Renault-Pilot Fernando Alonso gewinnt die spektakuläre Formel-1-Premiere in Singapur vor Nico Rosberg

In grünen Neonlettern flackerte es über die Startzielgerade: „History“. Der Große Preis von Singapur hatte tatsächlich ein historisches Ausmaß: Es war das erste Nachtrennen in der Geschichte der Formel 1. Auch der sportliche Ausgang war durchaus nicht ohne geschichtsträchtige Note: Ein Jahr nach seinem letzten Triumph nutzte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso die Wirrungen eines chaotischen Rennens zu einem sensationellen Sieg. Der Renault-Pilot gewann in der asiatischen Business-Metropole vor Nico Rosberg, der im Williams nicht weniger überraschend auf Platz zwei ins Ziel kam, und Lewis Hamilton (McLaren), der seine WM-Führung vor Felipe Massa im Ferrari auf sieben Punkte ausbaute. Direkt dahinter gab es aus deutscher Sicht weitere erfreuliche Nachrichten: Timo Glock wurde im Toyota Vierter, Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel bestätigte als Fünfter mit einer erneut fehlerfreien Leistung seine tolle Form der vergangenen Wochen, musste aber wegen eines Protestes von Toyota, der später wegen Nichtigkeit abgelehnt wurde, zunächst noch darum zittern. Nick Heidfeld (BMW) komplettierte als Sechster das deutsche Paket.

Die Story des Rennens aber schrieb zweifellos Fernando Alonso. „Ich glaube, mit diesem Sieg werden wir ein Teil der Geschichte der Formel 1 werden“, jubelte er. Historisch noch bedeutender wurde der Sieg durch die Tatsache, dass der Spanier von Platz 15 gestartet war. Doch durch eine clevere Strategie, eine Safetycar-Phase im richtigen Moment und eine fehlerlose Fahrt wurde Alonso der erste Nachtsieger der Formel-1-Geschichte. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, ich brauche wohl noch ein paar Tage“, sagte Alonso.

Zunächst schien es so, als würde das Rennen auf dem langsamen Stadtkurs unter Flutlichtstrahlern zur befürchteten Prozession werden. Doch dann sorgte Nelson Piquet Junior mit einem Abflug in die Mauer nach 15 Runden für eine Safetycar-Phase und für das damit vorprogrammierte Chaos. Der große Verlierer dabei hieß Ferrari: WM-Spitzenreiter Felipe Massa erhielt bei seinem Tankstopp zu früh das Abfahrtssignal, schleifte erstens den noch festgeklemmten Tankschlauch mit, so dass er am Ende der Boxengasse anhalten und auf seine hinterherjoggenden Mechaniker warten musste. Nach einer Boxendurchfahrtsstrafe landete er auf Rang 14. Das Ferrari-Debakel machte Weltmeister Kimi Räikkönen perfekt, der kurz vor Schluss in die Mauer schlitterte.

Auch Nico Rosberg schien zu den Verlierern zu gehören, weil er während der Safetycar-Phase bei noch nicht geöffneter Boxeneinfahrt nachtanken musste und dafür eine 10-Sekunden-Strafe kassierte. „Ich dachte, das kann doch nicht sein, ausgerechnet jetzt kommt das Safetycar raus“, sagte Rosberg. Doch das Pech wurde zum Glücksfall. Durch den frühen Stopp reihte sich Rosberg als erster hinter dem Safetycar wieder ein und hatte beim Neustart freie Fahrt, während hinter ihm Trulli und Fisichella das Feld aufhielten.

So konnte sich Rosberg so viel Vorsprung herausfahren, dass er sich selbst nach dem Strafstopp auf Rang zwei wieder fand. Der geriet nur noch einmal in Gefahr, als Force-India-Pilot Adrian Sutil mit einem Unfall zehn Runden vor Schluss für die zweite Safetycar-Phase sorgte, und Lewis Hamilton noch einmal gewaltig attackierte – sich am Ende dann aber doch lieber mit sicheren dritten Platz und sechs WM-Punkten zufrieden gab.

Für Fernando Alonso stellte sich spät in der Nacht noch eine weitere Frage: Trägt dieses Ergebnis nun dazu bei, dass der Wechselwillige bei Renault bleibt? Konkret beantworten wollte Alonso das nicht, doch dann rutschte ihm heraus: „Jetzt haben wir noch drei Rennen in diesem Jahr, und dann die nächste Saison, um auf diesen Aufwärtstrend aufzubauen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false