zum Hauptinhalt

Sport: Hleb und der kleine Unterschied

Der VfB Stuttgart hält durch das 5:2 gegen Bochum den Anschluss zur Spitze

Für einen Moment sah Peter Neururer sogar bedrohlich aus. Der Trainer des VfL Bochum zupfte seinen braunen Trenchcoat zurecht und rollte mit seinen großen Augen, als er in die Kabine stapfte. Er schüttelte mit dem Kopf, und hinter ihm leuchtete auf der Videotafel ein schmerzvolles Resultat. Das 2:5, die achte Saisonniederlage der Bochumer, bürdet Neururer noch ein paar Sorgen mehr auf im Abstiegskampf. Vor allem, weil Bochum bis zum 2:2 durch Maltritz nach einer guten halben Stunde mehr als ordentlich mitspielte und durchaus hätte gewinnen können. Der VfL hatte einen 0:2Rückstand aufgeholt und „wollte das 3:2, dann aber haben wir geschlafen, wie schon die ganze Saison“, sagte Dariusz Wosz. Der Kapitän der Bochumer hatte bis zur 59. Minute draußen gesessen, weil er seinen Trainer gebeten hatte, den Brasilianer Edu spielen zu lassen. So erlebte Wosz nach dem Ausgleich auch den Niedergang hautnah.

Nach Kallas frühem Eigentor und Kuranyis 2:0 spielte sich der VfB Stuttgart den Frust der vergangenen Wochen von der Seele. Edus 1:2 und der folgende Ausgleich waren am Ende nicht mehr als ein kurzes Aufbäumen. Vor allem Stuttgarts Alexander Hleb war kaum zu stoppen. „Ich habe die Woche mit dem Trainer gesprochen, er steht hinter mir, das war für mich wichtig“, sagte der zuletzt hart kritisierte Weißrusse. Er bedankte sich zwanzig Minuten vor Schluss auf seine Weise für Matthias Sammers Vertrauen: Hleb spielte die halbe Bochumer Abwehr aus und drosch den Ball zur 3:2-Führung ins Netz. Der Wendepunkt eines bis dahin recht ausgeglichenen Spiels.

Hlebs Treffer wirkte wie eine Befreiung für die Stuttgarter. Silvio Meißner ließ nur kurz darauf das 4:2 folgen, Kevin Kuranyi erzielte mit seinem siebten Saisontreffer den 5:2-Endstand vor 35000 Zuschauern im Gottlieb-Daimler-Stadion. „Wir haben mal endlich so gespielt, dass man als Torwart und Trainer zufrieden sein kann“, sagte Nationaltorwart Timo Hildebrand. Zuletzt hatten die Schwaben in fünf Spielen nur einen Treffer geschafft. „Jetzt sind wir weiter oben dabei“, sagte Hildebrand. Nächste Woche bietet sich sogar die Chance, nach ganz oben zu rücken: Dann tritt Stuttgart beim Tabellenführer Bayern München an.

„Das Spiel hätte auch einen anderen Ausgang finden können. Hleb und Kuranyi haben den großen Unterschied ausgemacht“, sagte Neururer und ließ sich einen Aschenbecher bringen, um eine Beruhigungszigarette zu rauchen. Bochum käme da unten raus, davon sei er überzeugt. „Wenn wir hier vorgeführt worden wären, müsste ich mir wesentlich mehr Gedanken machen“, sagte Neururer und schaute zwar müde, aber nicht mehr bedrohlich aus. Er lächelte und sagte: „So wie sich die Mannschaft verhalten hat, muss ich sie nicht aufbauen.“

-

Zur Startseite