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Sport: Hoch im Norden

Bremen will nach Ajax auch den HSV besiegen

Wenn ein Klub während der Woche ein Europapokalspiel bestritten hat, wird oft die Frage aufgeworfen, ob sich die Mannschaft schon am Samstag wieder auf den Bundesligaalltag konzentrieren kann, gerade wenn dort ein Abstiegskandidat der nächste Gegner ist. In Bremen muss man diese Frage vor dem Heimspiel heute gegen den Hamburger SV (15.30 Uhr, live auf Arena) nicht stellen. Denn die Bundesliga war schon am Mittwoch beim 3:0 im Uefa-Cup gegen Ajax Amsterdam allgegenwärtig. Zum einen zeigte der Gegner aus den Niederlanden schnell, dass sein Name deutlich größer ist als seine Spielkunst. Zum anderen hatten die Bremer einiges gut zu machen.

Nach den blamablen Niederlagen gegen Schalke und Stuttgart waren die Fußballkünste der Bremer insgesamt in Verruf geraten. „Der Problembär tanzt nicht mehr“, schrieb eine Zeitung. „Selbstzufriedenheit“, warf Sportdirektor Klaus Allofs seinen Spielern vor. Gegen Amsterdam konnten sie nun allen beweisen, dass sie das Tanzen respektive Fußballspielen nicht verlernt haben. „Das war heute ein Zeichen an alle, die uns schon abgeschrieben haben“, sagte Per Mertesacker. Bremen besaß freilich den Vorteil, ab der 24. Minute nach Gelb-Rot gegen Lindenbergh nur noch gegen zehn Amsterdamer spielen zu müssen.

Die Erkenntnis aus den verlorenen Spielen gegen Schalke und Stuttgart ist, dass man Meister nicht von alleine wird. Eine Binsenweisheit, aber beim 1:4 in Stuttgart waren die Bremer aufgetreten, als seien sie vom Gegenteil überzeugt. Gegen Amsterdam dagegen spielten sie „mit Wut im Bauch“, wie Mertesacker sagte. Ajax kam mit zehn Mann kaum aus der eigenen Hälfte heraus, weil die Abwehr um Mertesacker und Naldo sowie der nimmermüde Torsten Frings davor alle Bälle frühzeitig abfingen. Dass Werders Sieg beileibe keine spielerische Sternstunde war und den Stürmern erneut herzlich wenig gelang, ging im Siegestaumel ein wenig unter.

Ein Zeichen war es dennoch. „Ihr glaubt doch wohl nicht, dass Schalke alle 13 Spiele gewinnt?“, fragte Frings, der hofft, dass der Tabellenführer noch nervös wird. Und Allofs gab Werders neue Rolle bekannt: „Da zu sein, wenn die anderen Punkte lassen.“ Die Motivation vor dem Nordderby ist also da. Auch bei den Fans. Das Lied, das am Mittwoch im Bewusstsein des sicheren Sieges aus der Kurve klang, ließ darauf schließen, dass die Anhänger weder Meisterschaft noch Uefa-Cup am meisten bewegt. Es kamen die Textzeilen „Nummer eins im Norden“, „Hamburg“ und „Zweite Liga“ vor.

Steffen Hudemann[Bremen]

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