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Sport: Hoch und runter

Von Daniel Pontzen München. Das Etikett Fahrstuhlmannschaft hat sich die Spielvereinigung Unterhaching schon im letzten Jahrzehnt redlich erworben, mit allerlei Auf- wie Abstiegen von der Bayern- in die Bundesliga.

Von Daniel Pontzen

München. Das Etikett Fahrstuhlmannschaft hat sich die Spielvereinigung Unterhaching schon im letzten Jahrzehnt redlich erworben, mit allerlei Auf- wie Abstiegen von der Bayern- in die Bundesliga. Doch so viele Klassenwechsel wie zuletzt, das war man selbst in Unterhaching nicht gewohnt. Dreimal ist die Spielvereinigung in den letzten Wochen abgestiegen, heute will sie – am grünen Tisch – zum dritten Mal binnen kürzester Zeit den Klassenerhalt schaffen und gleichzeitig für ein Novum im deutschen Fußball sorgen: Eine Liga-Aufstockung zugunsten eines einzelnen Vereins. Der ganze Klub hält den Atem an, wenn Deutscher Fußball-Bund (DFB) und Liga-Vorstand (DFL) heute in Frankfurt/Main über den Fall entscheiden. Es geht um sein oder nicht sein.

Im Zeitraffer sah der Zickzack-Kurs der vergangenen Wochen so aus: Zunächst hatte die Liga dem SSV Reutlingen das Bleiberecht fürs Unterhaus wegen mangelnder wirtschaftlicher Rücklagen entzogen, dann wieder erteilt, ähnlich war es nun Eintracht Frankfurt ergangen. Die Hessen hatten in letzter Sekunde eine Bürgschaft vorweisen können, die das Stuttgarter Schiedsgericht anerkannte. Haching war jeweils zum hilflosen Beobachter degradiert.

Der sportliche Niedergang käme einem Totalschaden gleich, auch wirtschaftlich. „Wir haben keine Chance, uns auf die Regionalliga einzustellen“, sagt Präsident Engelbert Kupka. Durch die Kurzfristigkeit können die Spieler keine neuen Angebote mehr einholen, allein Torhüter Gerhard Tremmel ist sich im Falle des Abstiegs mit Hannover einig. Dem Klub entstünde großer finanzieller Schaden, da die anderen Gehälter, wenngleich gekürzt, weiter bezahlt werden müssten: in der von den TV-Millionen weitgehend unbehelligten Regionalliga ein echtes Problem, das Haching, so Präsident Kupka, „an die Grenze der Insolvenz“ treibt.

Manager Norbert Hartmann wähnte seinen Klub gar als Opfer eines Komplotts: „Offensichtlich wollte man nicht, dass Frankfurt absteigt. Schließlich ist das ein Spielort für die WM 2006.“ Für den Fall einer Abweisung hat Haching schon den Gang vor ein ordentliches Gericht angekündigt. Die Aussagen Heribert Bruchhagens, dem Geschäftsführer der DFL, sind keine Mutmacher: „Es ist nicht auszuschließen, dass solche Probleme öfter auftreten. Stocken wir dann immer auf?“

An prominenten Fürsprechern mangelt es der Spielvereinigung nicht. Bayern Münchens Präsident Franz Beckenbauer höchstpersönlich hat den Advokatenjob für den kleinen Vorstadtklub übernommen und Milde zum Gebot der Stunde erklärt. „Ich bitte in dieser schwierigen Situation um Fairness für die Unterhachinger. Sie sind im Moment die Ärmsten und können wirklich nichts dafür.“

Zur Erinnerung: 0:3 hat Unterhaching am letzten Spieltag vergangener Saison in Karlsruhe verloren. Ein Unentschieden hätte zum Klassenerhalt gereicht. Die turbulentesten Tage der Vereinsgeschichte hätte man dann aber in jedem Fall versäumt.

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