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Gegen die Naturelemente hatten beide Mannschaften keine Chance. Das Spiel musste unterbrochen werden.

© Reuters

Hockey-Halbfinale: Deutschland erkämpft 3:0-Sieg

Der Regen war bei diesem Spiel der härteste Gegner: Nach einer Spielunterbrechung holte das deutsche Team aber in den letzten 20 Minuten doch noch alles aus sich heraus und siegte 3:0 gegen England.

Es war ein ungleicher Kampf, den die gut 6000 Zuschauer im Mönchengladbacher Hockey-Park am späten Freitagabend zu sehen bekamen. Die Akteure auf dem Feld mühten sich nach Kräften, doch sie hatten keine Chance gegen die Mächte des Wetters. Mit Bierbänken und Schiebern versuchten die freiwilligen Helfer, den Kunstrasen einigermaßen trocken zu legen. Es war aussichtslos, weil es immer weiter regnete. 23:11 Minuten vor dem Ende musste das Halbfinale der Europameisterschaft beim Stand von 1:0 für die Deutschen unterbrochen werden, weil der Ball nur noch im Zeitlupentempo über das Feld schlich. Erst mehr als eine Stunde später kamen die Teams aufs Feld zurück. Am Ende – es ging schon auf Mitternacht zu – hieß es 3:0 für die Deutschen. Zum neunten Mal stehen sie in einem EM-Endspiel. Gegner sind am Sonntag (15.30 Uhr, live in der ARD), die Niederlande, die sich im zweiten Halbfinale mit 4:2 gegen Belgien durchsetzten.

Die Deutschen begannen gegen die Engländer sehr geduldig, sie ließen den Ball durch die eigenen Reihen laufen und versuchten auf diese Weise, sich ihren Gegner so lange zurechtzulegen, bis sich ihnen eine Lücke in deren Defensive bot. Nach einer Viertelstunde ging diese Strategie zum ersten Mal auf. Der Berliner Martin Hähner fand auf der linken Angriffseite Philipp Zeller. Vermutlich waren die Engländer vom Erscheinen des deutschen Verteidigers tief in ihrer Hälfte so überrascht, dass sie ihn vollkommen unbedrängt in den Schusskreis eindringen ließen. Zeller probierte es einfach mal. Sein Torschuss war nicht besonders platziert, flog jedoch vom Schoner des englischen Torhüters James Fair zur 1:0-Führung für die Gastgeber ins Tor.

Bei den Deutschen spielte auch die Erinnerung mit. Vor fünf Jahren haben sie zuletzt in Mönchengladbach unter Flutlicht gespielt. Damals siegte die Nationalmannschaft, ebenfalls im Halbfinale, gegen Spanien und wurde später Weltmeister. Ganz so schön wie beim Spätsommermärchen des deutschen Hockeys im September 2006 war es gestern Abend nicht, was vor allem am Wetter lag. Kurz vor Anpfiff fing es an zu regnen, der Platz triefte geradezu vor Wasser.

Die Engländer lauerten zunächst auf Konter, mussten nach dem Rückstand aber selbst initiativ werden. Allerdings standen die Deutschen wie schon in ihren drei Gruppenspielen in der Defensive sehr sicher. Ganz verhindern ließen sich Chancen für den Titelverteidiger trotzdem nicht. Nach 20 Minuten verpassten zwei Engländer eine scharfe Hereingabe von der linken Seite nur denkbar knapp, und unmittelbar vor der Pause bekam James Tindall nach einem scharfen Freischlag vor das deutsche Tor den Schläger nicht mehr an den Ball.

Zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhten die Engländer den Druck. Gleich nach Wiederanpfiff erhielten sie ihre erste Strafecke zugesprochen, doch Nick Catlin scheiterte an Torhüter Max Weinhold, der bis dahin wenig zu tun bekommen hatte, nun aber glänzend reagierte. Es war für längere Zeit eine der letzten Aktionen des Spiels. Statt Hockey bekamen die Zuschauer nun eine Art „Spiel ohne Grenzen“ geboten, bei dem mehrere Zweierteams mit umgedrehten Bierbänken Wasserlachen hinter die Ziellinie zu bugsieren versuchten.

Erst um zehn nach elf wurde der Platz dann wieder für seine eigentliche Bestimmung frei gegeben – sehr zur Freude der Deutschen, die unbedingt weiterspielen wollten. Die weiterhin schwierigen Bedingungen begünstigten eher die Gastgeber, weil es auf dem schweren Platz leichter war, einen Vorsprung zu verteidigen, als das Spiel zu machen. Trotzdem hatten die Deutschen schon früh die große Chance zum 2:0. Nach einem Querpass der Engländer, der auf halber Strecke strandete, tauchte Thilo Stralkowski alleine vor dem englischen Tor auf, scheiterte jedoch an Torhüter Fair. Die Engländer gaben zwar nie auf, kassierten in den letzten zehn Minuten durch Oskar Deecke und Oliver Korn aber noch zwei Treffer. Es war der Lohn für eine kämpferisch überzeugende Leistung der Deutschen.

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