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Sport: Höher hinaus

Alba trifft im Champions Cup auf Köln und setzt sich ehrgeizige Saisonziele

Berlin - Als Alba Berlin das letzte Mal in der Max-Schmeling-Halle gegen Rhein Energie Köln spielte, zerbrach in buchstäblich letzter Sekunde ein Traum. Der Basketball-Bundesligist sah im dritten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft schon wie der sichere Sieger aus – und ging durch einen Kölner Korb kurz vor der Schlusssirene doch als Verlierer vom Platz. Wenige Tage später war die Saison nach 1:3-Siegen gegen Rhein Energie beendet. Es war die dritte Spielzeit in Folge, in der es Alba nicht gelang, sich den Meistertitel zu erkämpfen, den das Team zuvor siebenmal hintereinander gewonnen hatte. Heute (19.20 Uhr, live bei Premiere) treffen beide Teams wieder aufeinander, im erstmals ausgetragenen Champions Cup zwischen Pokalsieger Alba und Meister Köln.

Im einzigen Heimspiel vor dem Bundesligaauftakt gegen die Telekom Baskets Bonn am 1. Oktober (17 Uhr, Max-Schmeling-Halle) wird Trainer Henrik Rödl den Fans sein neues Team präsentieren, in dem Nationalspieler Demond Greene zu den wenigen bekannten Gesichtern zählt. „Wir wollen den Zuschauern etwas zeigen und ein bisschen den Frust nach unserem Spanien-Aufenthalt rauslassen“, kündigt er an. Dort war Alba bis Sonntag im Trainingslager, bestritt innerhalb von neun Tagen sechs Spiele gegen starke Gegner – und verlor fünfmal. Zuletzt gab es ein 58:82 gegen Pamesa Valencia, als die Berliner mit ihrer Kraft am Ende waren. „Wir haben im Uleb-Cup eine starke Gruppe, deshalb waren starke Gegner zur Vorbereitung gut“, sagt Greene dennoch.

Auch Rödl ist zufrieden. „Wir haben viel gelernt und konnten viele Kombinationen ausprobieren. Wir sind einen Riesenschritt weitergekommen.“ Topleistungen werden auch notwendig sein, wenn die erneut hoch gesteckten Ziele erreicht werden sollen. Der Meistertitel ist ein Muss, außerdem will Alba „Pokalsieger werden und im Uleb-Cup die nächste Runde erreichen“, sagt Rödl. Im Januar war Alba, wieder einmal, in der Hauptrunde gescheitert. „Unser großes Ziel ist es, im nächsten Jahr wieder Europaliga zu spielen.“ Geschäftsführer Marco Baldi sieht in Europa „50 Teams, die auf höchstem Niveau angreifen können. Wir wollen dauerhaft in die Top 20.“

Dazu hat Alba Berlin, dessen Profiabteilung zum 1. Juli 2006 in die Alba Berlin Basketballteam GmbH ausgegliedert wurde, die Mannschaft wie schon im Vorjahr völlig umgekrempelt. Spielmacher Hollis Price wollte weg, Mike Penberthy oder Luke Whitehead mussten gehen. Center und Leistungsträger Jovo Stanojevic fällt nach seinem Kreuzbandriss in den Play-offs noch bis Mitte der Saison aus, ein Comeback von Matej Mamic nach seinem schweren Unfall vor zehn Monaten wird immer unwahrscheinlicher.

Von seinem neuen Kader ist Rödl überzeugt. „Von der Schnelligkeit und Athletik her haben wir einen Sprung gemacht. Wir haben eine sehr aggressive Mannschaft“, in der Verteidigung und beim Rebound sei mehr zu erwarten als im Vorjahr. Dazu sollen der neue Center Ruben Boumtje-Boumtje sowie die Flügelspieler Chris Owens und der ehemalige Bamberger Koko Archibong beitragen. Punkten soll der wurfstarke Julius Jenkins, der im Vorjahr mit Bree (Belgien) im Uleb-Cup gegen Alba bei den beiden Siegen mit 23 und 30 Punkten Topscorer war.

Neu ist auch der deutsche Nationalspieler Johannes Herber, neuer Kapitän und Spielmacher ist der US-Amerikaner William Avery. Er ist größer und kräftiger als sein Vorgänger Hollis Price. „Er ist ein Vorbild im Training und im Spiel, ein Anführer auf und neben dem Feld“, sagt Rödl. Vieles ist anders, einiges besser, einiges nicht. Jovo Stanojevic, der Star unter dem Korb, wird schwer zu ersetzen sein, und „wir haben nicht mehr so begnadete Werfer“ (Rödl), solche wie Penberthy, der die unmöglichsten Bälle aus großer Distanz untergebracht hat. Andere starke Dreierschützen wie Greene und Canak sind allerdings geblieben.

Um in der Bundesliga die alte Dominanz zurückzuerobern, hat Alba Berlin das Gesamtbudget um zehn Prozent auf geschätzte sechs bis 6,5 Millionen Euro erhöht. Bis 2010 sollen es acht Millionen sein. Möglich wurde die jetzige Erhöhung durch die „fantastische Zuschauerentwicklung“ (Baldi): Im Vorjahr sahen fast 7000 Fans im Schnitt Albas Bundesliga-Heimspiele, ein neuer Rekord, der erneut gebrochen werden soll. Obwohl die in der Vorsaison eigentlich gut harmonierenden Profis nicht Meister wurden, begeisterten sie das Publikum und nicht nur das: Laut Baldi liegen die Sponsorenerlöse auch ohne Trikotsponsor bereits 30 Prozent über denen des Vorjahrs, die VIP-Loge ist erstmals ausverkauft. „Wir wachsen so, wie wir es vorhatten“, sagt der Geschäftsführer. Die Zusammenarbeit mit Berliner Schulen wird verstärkt, ein Projekt mit Sportstudenten unter dem Motto „Alba macht Trainer“ gestartet. Weil so viele Kinder und Jugendliche bei Alba spielen wollen, dass die Hallenzeiten nicht mehr reichen, wird der Verein eine Grundschulturnhalle in der Knaackstraße in Prenzlauer Berg zum Jugendzentrum machen. Alba ist begehrter denn je. Jetzt fehlen nur noch die Pokale.

Helen Ruwald

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