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Sport: Höhere Aufgaben

Die deutschen Basketballer besiegen Nigeria 78:77 und treffen nun auf die USA

Dirk Bauermann musste sich den Weg zeigen lassen. „Wie komme ich in die Halle?“, fragte der Basketball-Bundestrainer in den Katakomben der riesigen Saitama Super Arena, „ich muss doch wissen, wer unser nächster Gegner wird, und ihn beobachten.“ Eigentlich hätte er sich die Suche nach den richtigen Gängen und Treppen sparen können, irgendwie stand der nächste deutsche Gegner schon vor der Partie USA gegen Australien fest. Bauermann wusste das auch, er sagte: „Wenn es doch Australien wird, machen wir eine Pulle Schampus auf.“

Einen kleinen Schluck Champagner hätte sich Bauermann aber doch verdient. Zwar ist wie erwartet nicht Australien der Gegner geworden, doch auch der glückliche Sieg der deutschen Mannschaft über Nigeria im Achtelfinale dürfte ein guter Anlass zum Feiern sein. Beim 78:77 (48:44) hatte der nigerianische NBA-Spieler Ime Udoka beim letzten Angriff einen Korbleger der einfachen Sorte vergeben. Zudem hatten die Nigerianer insgesamt 13 Freiwürfe verpatzt. „Klar haben wir am Schluss Glück gehabt, aber das gehört dazu“, sagte Mithat Demirel. Weil Udoka nicht traf, zählen die Deutschen nun wieder zu den besten acht Basketball-Nationen der Welt. Vor vier Jahren haben sie bei der WM Bronze gewonnen.

„Wir können stolz auf das Team sein, für uns ist das Erreichen des Viertelfinales ein großer Erfolg“, sagte Bauermann. Es könnte allerdings auch der größtmögliche Erfolg in Japan bleiben, denn im Viertelfinale am Mittwoch wartet die hoch favorisierte Auswahl der USA mit den NBA-Stars Dwayne Wade, Carmelo Anthony und LeBron James. „Man muss nehmen, was kommt“, sagte Dirk Nowitzki, der mit den Dallas Mavericks in der NBA regelmäßig gegen diese Spieler antritt. „Wenn wir sie in der Verteidigung einigermaßen in Schach halten können, haben wir eine Chance.“ Den Australiern ist das beim 73:113 nicht gelungen.

Die Deutschen hätte fast ein ähnliches Schicksal ereilt. Vielleicht standen sie auch deshalb nach der Schlusssirene etwas ratlos auf dem Spielfeld. „Meine Spieler sind müde“, sagte Bauermann, „das war das sechste Spiel in acht Tagen.“ Sie mussten auch verkraften, dass sie trotz einer 78:71-Führung rund zweieinhalb Minuten vor dem Ende beinahe noch verloren hätten. Dabei hatten sie in der ersten Halbzeit teilweise einen Vorsprung von zehn Punkten. „Wir hatten einige Phasen, in denen wir unkonzentriert waren“, sagte Mithat Demirel. „Deshalb sind die Nigerianer ins Spiel zurückgekommen.“

Allen voran Ekene Ibekwe. Der 21-Jährige, der für die University of Maryland in den USA spielt, erzielte insgesamt 22 Punkte und begeisterte mit einigen spektakulären Dunkings sogar die zurückhaltenden japanischen Zuschauer. In der zweiten Halbzeit schnappte Ibekwe dem fangbereiten Nowitzki den Ball im Flug weg und stopfte ihn in den Korb. Ein anderes Mal blockte er einen Wurf des 2,13 Meter großen Deutschen. „So etwas sieht man ja noch nicht einmal in der NBA“, sagte Bauermann staunend. Nowitzki hatte gegen die athletischen Nigerianer ohnehin einen schweren Stand. Er erzielte zwar 23 Punkte und fing neun Rebounds, doch von der Dreipunktelinie blieb er mit vier Fehlwürfen wirkungslos.

Dafür überzeugte Ademola Okulaja mit 19 Punkten und acht Rebounds gegen das Nationalteam jenes Landes, in dem er geboren wurde. „Es war mein bestes WM-Spiel bisher“, sagte der Flügelspieler von Chimki Moskau. Auch Johannes Herber half mit sieben Punkten. Der 23-Jährige hat inzwischen Robert Garrett aus der Rotation verdrängt und durfte insgesamt 24 Minuten spielen. „Es war ein Erfolg der gesamten Mannschaft“, sagte Okulaja. Der knappe Erfolg ließ ihn sogar kühn werden. Er sagte: „Wir wollen jetzt aufs Treppchen, das ist unser Ziel.“

Zwischen einer Medaille und der deutschen Mannschaft stehen allerdings noch zwölf der besten Basketballer der Welt. „Das ist noch kein garantierter Sieg für die USA“, sagte Okulaja und grinste. „Natürlich sind die Amerikaner verdammt stark, aber sie haben jetzt auch großen Druck.“ Bauermann glaubt, dass seiner Mannschaft, die in Japan noch nicht über 40 Minuten überzeugen konnte, die Außenseiterrolle helfen kann. „Es tut uns ganz gut, mal nicht Favorit zu sein“, sagte er. Mut macht ihm auch das Olympia-Vorbereitungsspiel 2004 gegen die USA (77:80), als sein Team in der Kölnarena nach Allen Iversons Wurf in letzter Sekunde nur unglücklich unterlag.

Immerhin muss das deutsche Team am Mittwoch nicht mehr wie gegen Nigeria um 10 Uhr morgens auflaufen. Um 6.15 Uhr waren die Spieler aufgestanden, und nach dem Achtelfinale hatte Okulaja nur ein Verlangen: „Jetzt gehen wir erst einmal frühstücken.“

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