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Sport: Hoeneß überredet Meyer

Herthas Manager will den ehemaligen Gladbacher Coach am Montag zum neuen Trainer in Berlin machen

Von André Görke und

Stefan Hermanns

Berlin. Irgendetwas muss Herthas Manager Dieter Hoeneß in den letzten 48 Stunden noch geboten haben, um Hans Meyer davon zu überzeugen, dass der noch einmal das Wort gegenüber seiner Frau bricht. Der Fußballtrainer Meyer wollte eigentlich ein bisschen mehr Zeit für sie haben; das hatte er schon vor acht Jahren (bei Twente Enschede), vor vier Jahren (bei Borussia Mönchengladbach), vor zwei Jahren (bei der Vertragsverlängerung) – und noch einmal vor zehn Monaten orakelt, als er versprach, dass Mönchengladbach nun wirklich „meine letzte Trainerstation“ gewesen sei. Frau Meyer freute sich schon.

Bis Dieter Hoeneß in dieser Woche zum Telefonhörer griff. Herthas Manager muss Meyer, 61, überredet haben, dass seine Qualitäten so dringend gefragt sind. Jedenfalls heißt es aus dem inneren Zirkel des Bundesligisten, dass „Hoeneß richtig gute Arbeit“ geleistet und Meyer „in guten Gesprächen überzeugt“ habe. Nach Informationen des Tagesspiegel am Sonntag soll Meyer am Montag als neuer Trainer vorgestellt werden. Noch ist jedoch nichts perfekt, Meyer hat seinen Arbeitsvertrag bis zum Saisonende noch nicht unterschrieben. „Aber wir haben sein Wort, wir sehen keine Probleme mehr“, heißt es intern. „Meyer ist unser Wunschkandidat.“

Gestern wurde auch bekannt, dass ausgewählte Angestellte wie etwa Herthas Pressesprecher Hans-Georg Felder sich nicht wie ursprünglich geplant ab Samstag – wie viele andere Kollegen – , sondern erst am Montagabend in den Urlaub verabschieden dürfen. Am Montag sollen auch die Berliner Spieler, die sich bis 2. Januar im Urlaub befinden, über die Nachricht informiert werden.

Die Dynamik der Nachrichtenlage wurde ab Freitag immer intensiver, denn in Mönchengladbach mussten noch einige Irritationen ausgeräumt werden. Dort geht Meyer einer Art Nebenjob nach, er arbeitet als Scout für den Bundesligisten. Deshalb sagte auch Gladbachs Präsidiumsmitglied Siegfried Söllner dem Tagesspiegel, dass er Hans Meyer „so kennen gelernt habe, dass das, was er einmal gesagt hat, gilt.“ Wenn er nun zu Hertha gehen sollte, „ist das nicht der alte Meyer“. Schließlich „haben wir einen Vertrag mit ihm“. Gladbachs Verantwortliche machten gegenüber dem Tagesspiegel aber auch deutlich, dass man im Prinzip einverstanden sei und sich den Bemühungen Herthas nicht in den Weg stellen wolle. Allerdings erwarte man einen finanziellen Ausgleich. Hans Meyer ließ aus dem heimischen Bad Hersfeld nur übermitteln, dass „ich dazu nichts sagen werde. Ich werde das weder bestätigen noch dementieren, noch werde ich lügen“.

Damit eines klar ist: Hertha will sich auf keinen Streit mit Borussia Mönchengladbach einlassen, es ist vielmehr so, dass man Hans Meyer für den besten Kandidaten hält, der das Team vor dem Abstieg bewahren kann – und deshalb ihn unter Vertrag nehmen will. Die Berliner haben mit dem Trainer Meyer keine schlechte Wahl getroffen: Meyer genießt in der Branche einen überaus guten Ruf, er ist einer der Typen, die der Mannschaft mit seiner Erfahrung im Abstiegskampf und seinen Qualitäten weiterhelfen können. Meyer ist ehrlich, humorvoll, aber kein egozentrischer Kumpel-Typ. Auch die väterliche Ausstrahlung wird in dem verunsicherten und in Teilen zerstrittenen Team ankommen. Diese Aspekte sprachen für Meyer und gegen Ralf Rangnick.

Der Trainer von Hannover 96 war bis Freitagmittag der zweite Kandidat gewesen, über den Hertha nachgedacht hatte. Rangnick ist ein ausgewiesener Fachmann und ideal für eine strategische Lösung, aber es bestanden Zweifel, ob er kurzfristig der beste Mann sei. Rangnick könnte, neben anderen, im Sommer kommenden Jahres ein Thema werden, wenn Meyer seinen Job in Berlin erledigt hat. Meyer ist sich nicht zu schade, erst zu helfen, um dann langfristigen Plänen des Vereins nicht im Weg zu stehen.

Um die großen Überlegungen wird es erst im Frühjahr wieder gehen. Dann wird Herthas Manager Hoeneß, der seit Monaten keinen freien Tag hatte, erneut seine rhetorischen Qualitäten zeigen müssen, wenn er mit einem neuen Trainer verhandelt.

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