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Obasi

© dpa

Hoffenheim: Luft nach oben

Aufsteiger Hoffenheim ist nach dem Sieg gegen den HSV wieder Tabellenführer der Bundesliga - und für viele sogar schon ein Anwärter auf den Titel.

Auf der Tribüne des Mannheimer Carl-Benz-Stadions saßen auch diesmal wieder allerlei Späher aus ganz Europa, um sich diese Wundermannschaft genauer anzuschauen. Aus Tottenham, Manchester, Liverpool und sonst woher kommen die interessierten Herren, die nicht nur wissen wollen, wer für sie als Neuzugang interessant sein könnte, sondern auch, wie es kommt, dass es keine Mannschaft in der Bundesliga gibt, die so dynamisch ihr Angriffsspiel entwickelt und den Gegner fast überrennt.

Eine Erklärung ist, dass die Hoffenheimer sich nur auf die Bundesliga konzentrieren können. „Die haben die ganze Woche auf uns gewartet“, sagte Hamburgs Trainer Martin Jol nach dem 0:3-Desaster seines Teams beim Aufsteiger. In der Tat lautete die Vorgabe des Hoffenheimer Trainers Ralf Rangnick an seine Spieler, „Gas zu geben“, wie Verteidiger Andreas Beck berichtete. „Wir sind frisch im Kopf und jagen gerne den Gegner. Es ist ein Vorteil, wenn du dich nur auf ein Spiel konzentrieren kannst.“ Beck weiß, wovon er spricht. Er kam vom VfB Stuttgart, dem Meister von 2007, der damals alle Etablierten der Liga übertrumpfte.

Welches Duell die Bundesliga in Zukunft beschäftigen könnte, konnte man erst nach dieser berauschenden Vorstellung der Hoffenheimer sehen. Da stand Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in einem Fernsehstudio und sagte, das Beispiel Hoffenheim zeige, wie schnell man mit genug Geld eine gute Mannschaft zusammenstellen könne. Rummenigge fand an diesem Abend einen ebenbürtigen Gegner. Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser konterte sofort kühl, aber bestimmt. Man lege in Hoffenheim besonderen Wert auf nachhaltige Arbeit, nicht nur in der Ausbildung der Spieler, sondern auch bei deren Auswahl.

Ob es sich bei den ersten kleinen Störfeuern um die übliche Bayern-Taktik handelt, mit der die sich formierende Konkurrenz aus dem Tritt gebracht werden soll, wird die Zeit zeigen. Weiteren Kommentaren würden dann bald Angebote für Hoffenheimer Spieler aus München folgen. Schindelmeiser kennt die Mechanismen der Branche. Deshalb erzählte er gleich, er könne sich Wechsel seiner Spieler innerhalb der Liga nicht vorstellen. „Wir haben noch Luft nach oben“, sagte Schindelmeiser.

Im Training lässt Rangnick bewusst ein extrem hohes Tempo üben, mit Spielformen auf engem Raum oder solchen, die nur Pässe nach vorne erlauben. Quer oder zurück ist streng untersagt. „Oft trainieren wir nur auf schmalen Streifen des Platzes mit einem oder zwei Ballkontakten“, erläutert Rangnick. Man lasse zudem andere Trainingsformen, etwa aus dem Hockey, ins tägliche Training einfließen. Deshalb habe sich beispielsweise das Flügelspiel verbessert. Torschusstraining lässt er fast nie ohne Gegner stattfinden. Mit Demba Ba beispielsweise ließ er spezielles Training im Strafraum direkt vor dem Tor üben, um dessen Bewegungsabläufe runder zu machen. Und durch ständig neue Übungen will er die geistige Beweglichkeit fördern.

Ergebnis sind 24 Tore nach neun Spieltagen. Mehr hat keine andere Mannschaft erzielt. Vedad Ibisevic steht mit zehn Treffern auf Platz eins der Torjägerliste. 18 Tore gehen allein auf das Konto der drei Stürmer Ba, Ibisevic und Obasi.

Von Überlegenheit und einem großen Vorsprung anderen Bundesligateams gegenüber aber will man in Hoffenheim nichts wissen. „An guten Tagen können wir mit Spitzenteams mithalten“, sagt Jan Schindelmeiser. „Aber wir können nicht mithalten, wenn es um 45 Jahre Bundesligaerfahrung geht, die der HSV hat.“

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