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Sport: Hoffnung gewonnen

Die Britin Ohuruogu könnte nach ihrem Sieg über 400 Meter zum Gesicht der Spiele 2012 werden

Seit Dienstagabend hat Großbritannien eine Art Liu Xiang. Seit seinem Olympiasieg in Athen 2004 war der chinesische Hürdensprinter das Gesicht der Pekinger Spiele. Was Xiang für China ist, könnte Christine Ohuruogu nun für Großbritannien werden. Nach ihrem Überraschungssieg in Peking im 400-Meter- Lauf könnte sie zur Symbolfigur der nächsten Olympischen Spiele aufsteigen, die 2012 in London stattfinden, der Heimatstadt der Sprinterin.

Christine Ohuruogu ist im Osten Londons aufgewachsen, genau dort, wo gerade das Olympiastadion für 2012 gebaut wird. „Meine Eltern wohnen 15 Minuten vom Stadion entfernt“, erzählte die 24-Jährige nach ihrem Triumph. Sie selber ist auch nach wie vor in Ost-London zu Hause. „Ich habe aber jetzt noch gar nicht an 2012 gedacht. Aber natürlich ist das eine tolle Perspektive.“

Schon seit die Spiele 2005 in die britische Hauptstadt vergeben wurden, galt Christine Ohuruogu, deren Eltern aus Nigeria stammen, als eine jener Athletinnen, die Chancen haben könnten auf einen Heimsieg. Doch vor exakt zwei Jahren erlitt die Karriere der Londonerin einen Knick: Sie wurde aus dem britischen Team gestrichen, weil sie drei unangekündigte Dopingkontrollen verpasste – ein Vergehen, für das britische Leichtathleten ein Jahr gesperrt werden. Beim britischen Leichtathletikverband nahm man ihr zwar ab, dass dies ein Versehen war, doch die Sperre trat trotzdem in Kraft. Und mit ihr ein lebenslanger Ausschluss von britischen Olympiateams, den die British Olympic Association (BOA) nach solchen Dopingvergehen verhängt. Erst nach einer Anhörung entschied die BOA, den Olympiabann wieder aufzuheben. „Sie wurde zu Recht gesperrt, weil sie die Anti-Doping-Regeln nicht eingehalten hatte. Zugleich gab es aber nie einen Hinweis darauf, dass Christine Dopingmittel benutzt haben könnte“, hieß es beim britischen Leichtathletik-Verband nach der Anhörung.

„Ich habe die Verantwortung für die verpassten Tests übernommen und die Strafe akzeptiert. Manchmal hätte ich mich selbst treten können dafür, dass mir so etwas passiert ist“, sagt Ohuruogu. Trotz der Sperre trainierte sie weiter. Ab dem 5. August vergangenen Jahres durfte sie wieder starten. Tags darauf wurde sie für die WM in Osaka nominiert. Eine umstrittene Entscheidung, denn Ohuruogu war über ein Jahr lang kein Rennen gelaufen. Eigentlich sollte sie hauptsächlich mit der 4x400-Meter- Staffel starten und über 400 Meter nur Wettkampfpraxis sammeln. Aber dann wurde sie in Japan Weltmeisterin – allerdings fehlte damals mit Sanya Richards aus den USA die stärkste Konkurrentin.

In Peking bezwang sie Richards nun mit einem perfekt getimten Lauf. Als Vierte kam Christine Ohuruogu auf die Zielgerade, im Ziel war sie Erste. Die vor ihr laufenden Athletinnen hatten ihre Kräfte falsch eingeteilt. Damit schrieb die Londonerin ein Stück Leichtathletik-Geschichte: Noch nie hat eine Britin Gold über die 400 Meter gewonnen. Beste Voraussetzung also für Ohuruogus Aufstieg zum britischen Symbol.

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