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Glandorf

© dpa

Holger Glandorf: "Auch Berlin hat ruhige Ecken"

Handball-Star Holger Glandorf spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über das mögliche Ende der Idylle in Nordhorn im Zuge der Finanzkrise.

Herr Glandorf, haben Sie wieder Spaß am Handball?

Ja, natürlich. Warum soll es zuletzt nicht so gewesen sein?

Weil die Zukunft Ihres Klubs HSG Nordhorn durch ein Minus in der Kasse von mindestens einer halben Million Euro doch sehr in Gefahr schien.

Das hatte aber noch keine Auswirkung auf unsere sportliche Leistung, wir sind sehr gut in die Saison gestartet.

Aber es ging doch bei der HSG sehr turbulent zu, bei Ihnen und anderen Spielern waren Steuerfahnder. Nervt das nicht?

Schon, aber wir sind Profis, sind EHF- Cup-Sieger und haben weiterhin große Ziele. Damit lässt sich aufkommende Unruhe unterdrücken.

Haben Sie als Star des Teams auf Gehalt verzichtet?

Nein, das nicht. Aber auf das Geld musste ich immer mal wieder länger warten.

Waren Sie nicht in Sorge, dass Ihr Verein im Finanzloch versinken könnte?

Nein, ich wusste schon, dass an einem Zukunftskonzept gearbeitet wird. Gemeinsam mit der Stadt Lingen soll es nun umgesetzt werden.

Wie sieht der Sanierungsplan aus?

Nordhorn und Lingen sowie emsländische Sponsoren haben kurzfristig Geld zur Verfügung gestellt, um den Spielbetrieb zu sichern. Langfristig sind auch Heimspiele in Lingen geplant. Dort wird eine Halle umgebaut und als Emsland-Arena auf 6000 Plätze erweitert. Im Nordhorner Euregium sind es 4200.

Sie haben aber auch gesagt, dass Sie den Verein im Notfall verlassen würden, damit er sich durch die Ablösesumme und Gehaltseinsparung sanieren kann.

Das hätte ich auch getan, aber jetzt schließe ich einen Wechsel im Laufe der Saison eher aus.

Ganz sicher?

Eigentlich schon.

Und nächste Saison? Ihr Coach Ola Lindgren wird mit den Füchsen Berlin in Verbindung gebracht, bei denen eine heftige Trainerdebatte entbrannt ist. Wäre Berlin denn generell für Sie eine Option?

Mit dem Thema habe ich mich noch nicht befasst.

Was halten Sie von den Füchsen Berlin?

Der Mannschaft ist ein großer Sprung gelungen, es gibt dort große Ambitionen für die Zukunft und offensichtlich auch einiges an Potenzial. So gesehen wäre das schon eine Alternative.

Und Berlin als Stadt? Bisher schlossen Sie einen Wechsel in eine Metropole ja auch immer aus, weil Sie gerne ruhig leben.

Es gibt ja auch in Berlin ruhige Gegenden.

Und was ist mit Kiel oder Barcelona, die auch an Ihnen interessiert sein sollen?

Über andere Städte habe ich mich noch nicht eingehender informiert.

Ist Ihre Meinung in Nordhorn gefragt, wenn es um die Lösung der Probleme geht?

Ich denke schon. Wir alle sind doch jetzt aufgefordert, Ideen zu entwickeln.

Haben Sie welche?

Die HSG sollte in der Region mehr werben, wir Spieler müssten präsenter sein. Es geht um größere Transparenz.

Aber die Unsicherheit bleibt doch. Was ist denn, wenn tatsächlich noch eine größere Steuerzahlung auf die HSG zukommt?

Das Zukunftskonzept gibt es nicht, um in die Vergangenheit zu investieren. Bis Dezember soll die Saison abgesichert sein.

Haben Sie nicht Angst, dass diese einseitige Ausrichtung nach vorn letztlich doch wieder nach hinten losgeht?

Eigentlich nicht. Die Steuergeschichte hat ja nichts mit dem Saisonetat zu tun. Da muss ohnehin erst einmal abgewartet werden, was rauskommt.

Wie geht es sportlich weiter?

Als EHF-Cup-Sieger spielen wir in Ungarn gegen die anderen Cupsieger um den Champions-Pokal, das nächste Heimspiel ist das gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Das sind alles internationale Spitzenmannschaften. Da kommt die Ruhe im und um das Team wohl genau zur richtigen Zeit?

Ja, es ist wichtig, dass wieder Ruhe herrscht. Wir sind jedenfalls jetzt sehr gut drauf.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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