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Holland - Deutschland: Das Trauma lebt weiter

Hockey: Deutsche Frauen ärgern Holland beim 3:3. Dabei stellen die Holländerinnen die beste und konstanteste Mannschaft der Welt.

Mitte der zweiten Hälfte schien das Temperament mit Michael Behrmann endgültig durchzugehen. „Lasst sie wieder kommen!“, rief der Bundestrainer der deutschen Hockey-Frauen. „Denen fällt nichts ein!“ Denen – damit war der Weltmeister und Olympiasieger Holland gemeint. Übermut? Beginnender Wahnsinn? Oder einfach ein Gespür für die Möglichkeiten? Es stand 2:2, nachdem Maike Stöckel und Janine Beermann Hollands 2:0-Führung ausgeglichen hatten. Noch einmal ging der Favorit in Führung, mit dem dritten Tor nach einer Strafecke, doch vier Minuten vor Schluss traf Beermann zum verdienten 3:3-Endstand.

Die Holländerinnen stellen die beste und konstanteste Mannschaft der Welt; bei ihnen sieht alles leicht aus. „Da bist du immer der Außenseiter“, sagt Abwehrchefin Tina Bachmann, die für MHC Laren in der holländischen Liga spielt. „Aber das macht es für uns auch leichter.“ In den letzten fünf Jahren haben die Holländerinnen alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt; nur zweimal haben sie ein Finale verloren: 2004 bei Olympia in Athen und 2007 bei der EM in Manchester – beide Male gegen Deutschland. Das gestrige Testspiel vor knapp tausend Zuschauern in Berlin hat das Trauma der Holländer weiter genährt. Zweimal geführt, und trotzdem nicht gewonnen. Die Deutschen wollten sich einfach nicht geschlagen geben. Nicht gegen Holland. „Das schenkt man nicht so ab“, sagt Tina Bachmann.

In Athen und Manchester haben sich die Deutschen hinten reingestellt und ihr Tor mit Mann und Maus und Glück verteidigt. Ihre Siege gegen Holland hatten etwas Zufälliges. Gestern aber standen sie so gut in der Defensive, dass sie aus dem Spiel heraus kaum in Bedrängnis gerieten. Und sie hatten selbst einige Chancen. Chancen, bei denen Bundestrainer Behrmann dachte: „Mein Gott, wie kann der nicht reingehen?“

Der Abstand wird kleiner. „Es ist ein offenes Duell“, sagt Behrmann. Seine Spielerinnen trauen sich jetzt mehr zu. So wie Janine Beermann, die in Nimwegen spielt und schon 2007 im EM-Finale beide Tore für die Deutschen erzielt hatte. Kurz vor Schluss traf sie mit einem satten Vorhandschuss zum 3:3. In der Mannschaft ist es ein Running Gag, dass Beermann eigentlich nur Rückhand kann. „Wenn sie jetzt selbst mit der Vorhand trifft – wo soll das noch hinführen?“, fragte Michael Behrmann. Das fragen sich die Holländer wahrscheinlich auch. 

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