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Hoppegarten: Durchmarsch eines Favoriten

Top-Jockey Filip Minarik hat zum Saisonauftakt in Hoppegarten vier von acht Rennen gewonnen - und übt sich in Bescheidenheit.

Wenige Galoppsprünge war Filip Minarik noch von der Ziellinie entfernt, da reckte er den linken Arm, spreizte vier Finger der Hand. Drei Rennen hatte der 34-jährige Jockey am Ostersonntag bereits gewonnen - und auch im letzten Rennen zum Saisonauftakt in Hoppegarten war ihm der Sieg nicht zu nehmen. In jedem einzelnen Rennen, insgesamt acht mal, sass Minarik am Sonntag im Sattel, vier Rennen entschied er für sich. Eine gute Bilanz für den gebürtigen Tschechen, dessen erklärtes Ziel es ist, sich in der Rangliste der besten deutschen Rennreiter wieder ganz nach oben zu arbeiten. Dort wo er bereits im Jahr 2005 einmal stand, als er mit den meisten Siegen Champion des Jahres wurde. Doch schon bei der Siegerehrung lenkte Minarik vorsichtig ein: "Die Saison ist noch lang."

Bei der Konkurrenz auf dem Hoppegartener Turf war die Bescheidenheit des Reiters angebracht. Denn selbst wenn Minarik auf der Stute Miss Naline bereits das erste Rennen des Tages mit einigem Vorsprung gewinnen konnte, so machten ihm die Kollegen den Sieg im letzten Rennen über die volle Distanz von 2400 Metern nicht gerade leicht. Zur Beunruhigung der Zuschauer, von denen viele auf den Tschechen im grasgrünen Blouson gewettet hatten.

8500 kamen am sonnigen Ostersonntag zur Rennbahn, mit Kindern, Enkeln und Freunden, mit schickem Hut und Picknickkorb oder in Turnschuhen und Kapuzenpulli. Bester Laune war auch Rennbahneigner Gerhard Schöningh, der mit einem Lächeln seine Auszeichnung zur "Turfpersönlichkeit des Jahres 2008" vom Galopp Klub Deutschland entgegen nahm. Vor rund einem Jahr erstand er die Bahn. Und im Vergleich zum vergangenen Jahr, sagt Geschäftsführer Andreas Neue, verfolgten 45 Prozent mehr Gäste die Rennen zum Saisonauftakt. Mit Spannung.

Als die Pferde im achten Rennen aus der Kurve in die Zielgerade einbiegen, stehen viele der Zuschauer auf, drücken Daumen, kneten Taschentücher, beiÿen in die papiernen Ecken ihrer Programmhefte. Lange hält sich Minarik auf dem Fuchswallach Irish Fox im vorderen Mittelfeld - gespannte Stille, in der nur dumpf die Hufe der heranrasenden Pferde zu hören sind. Noch vierhundert Meter sind es bis zum Ziel, da beginnt Minarik aufzuholen. Pfiffe, Jubel. Nicht ohne Mühe gelingt es dem Jockey, den Fuchs schlieÿlich an die Spitze des Feldes zu reiten, dicht gefolgt vom Hoppegartener Wallach Argar. Die Jockeys werfen die Arme nach vorne, klatschen die Gerten auf die Schultern ihrer Pferde. Ein letzter weiter Galoppsprung - und Irish Fox ist im Ziel.

Junge Männer zücken ihre Wettscheine, legen erleichtert einen Arm um ihre Begleiterinnen. Doch nicht umsonst auf den Favoriten des Tages gewettet! Nicht zu verachten jedoch: Die junge Rennreiterin im Sattel von Argar, die noch auf den letzten Metern versuchte, Minarik seinen vierten Tagessieg streitig zu machen, hat erst wenige Profi-Rennen bestritten. Bietja Leitner ist Auszubildende in Hoppegarten, trainiert beim hiesigen Trainer Roland Dzubasz. Ein Sieg beim Saisonauftakt blieb dem allerdings verwehrt.

Im Gegensatz zu seinem Hoppegartener Trainerkollegen Martin Rölke. Der freute sich riesig über den ersten Platz seines Schützlings Readyspice im vierten Rennen des Tages. "Man hat gesehen, dass Readyspice Talent hat", sagte Rölke stolz, bemerkte jedoch: "Ob er eine Rakete wird, muss man sehen." Denn der dreijährige Hengst hat ein Problem, das auch menschlichen Leistungssportlern nicht unbekannt ist: schwache Nerven. Eine Teilnahme beim Derby in Prag plant der Trainer trotzdem ein.

Einige der jungen Pferde, die am Sonntag starteten, hoffen jedoch noch auf die Teilnahme an einem anderen Derby - dem groÿen Rennen für Dreijährige in Hamburg am 5. Juli, bei dem die maximal 20 Besten eines Jahrgangs gegeneinander antreten. In Hoppegarten konnten sich einige der Pferde bereits empfehlen, unter ihnen der dunkelbraune Hengst Torres, der unter dem erfahrenen Jiri Palik das erste Rennen seines Lebens gewann.

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