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Hoppegarten: Gebremster Galopp

Gute Zeiten, schlechte Zeiten auf der Gallopprenbahn. Wie Trainer Dzubasz das Neue in Hoppegarten sieht.

Sehr gern liest Roland Dzubasz historische Bücher über die Galopprennbahn in Hoppegarten. „Darin sind die Glanzzeiten beschrieben, mit hunderten Pferden in den Ställen und zigtausenden Zuschauern an den Renntagen, aber auch die Krisen“, sagt der 40-jährige Trainer. Vor allem die weniger guten Zeiten seien für ihn von Interesse, denn gerade sei man dabei, wieder so eine Phase zu überstehen. Mit 58 Pferden in einem modernen Stallkomplex verfügt Dzubasz nicht nur über den größten Bestand aller ansässigen Trainer, er ist in Deutschland auch einer der erfolgreichsten. In der vorigen Saison war er mit 39 Siegen die Nummer sieben, im Jahr davor mit 44 sogar auf Rang fünf. Und das unter schlechten Trainingsbedingungen.

Seitdem der in London lebende deutsche Ex-Fondsmanager Gerhard Schöningh im vorigen Jahr das gesamte Hoppegartener Areal gekauft hat, sieht Dzubasz die Zukunft im auch weiterhin krisenbehafteten Galoppsport zumindest vor den Toren Berlins „wieder zuversichtlicher“. Deshalb kann der Trainer auch die Aufregung nicht so richtig verstehen, die es im Zusammenhang mit der Erneuerung der 2750 Meter langen Bollensdorfer Trainierbahn gibt. Obwohl die Naturschutzbehörde die Arbeiten genehmigt hatte, beklagten sich nun Anwohner und auch einheimische Trainer über einen Kahlschlag beim Bäumefällen. „Natürlich hätte man in der Mitte des Ovals den Bewuchs lassen können“, sagt Dzubasz, „aber zu 80 Prozent stehe ich hinter den Arbeiten.“

Dass dadurch das Training vor dem Saisonauftakt am Ostersonntag (14 Uhr) gestört war, sieht er ebenfalls nicht als das ganz große Problem. „Dann kommen unsere Pferde eben etwas später in Form“, sagt Dzubasz. „Aber ab Freitag haben wir eine moderne, bis zu sechs Meter breite Bahn ohne Steine und ohne Schlammpfützen bei Regen, die den Trainern jederzeit eine freie Sicht auf ihre Pferde ermöglicht.“ Vor allem die Verletzungsgefahr der Vierbeiner wird viel geringer sein, schließlich galoppieren sie mit bis zu 60 km/h über das Sandgeläuf. Hoppegarten-Geschäftsführer Andreas Neue gibt aber auch zu: „Uns haben die Trainer natürlich leid getan, dass sie zuletzt nur eingeschränkt arbeiten konnten. Aber wenn erst einmal alles wieder grün ist, wird hoffentlich das äußere Bild auch ihre Stimmung wieder verbessern.“

Roland Dzubasz, der mit dem dreijährigen Ordenstreuer diesmal sogar einen Derby-Kandidaten in seinem Stall hat, wünscht sich nun weitere schnelle Änderungen in Hoppegarten. „Wir haben nur neun Renntage, aber etwa 15 wäre die ideale Anzahl“, sagt er. Er meint auch, dass Eigner Schöningh bei seinen Investitionen „schneller galoppieren müsste, damit er nicht erst als Hundertjähriger sein großes Engagement gekrönt sieht“. Doch Gerhard Schöningh ist ein vorsichtiger Investor, der sich in der neuen Saison auch nicht scheut, die Preise für die erste Etage auf der Haupttribüne und die Logenplätze zu verdoppeln. Das Besondere dieser Plätze ist aus Kaiserzeiten historisch belegt. Auch das hat Roland Dzubasz in einem seiner Bücher gelesen, und das der Service entsprechend gut war.

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