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Au backe. Davor Dominikovic nach dem Aus in der Champions League.

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HSV Handball: Prahlen nach Zahlen

Auf den HSV Handball warten schwere Zeiten, weil der Klub verschuldet und der Kader überaltert ist.

Andreas Rudolph machte eine eigenwillige Rechnung auf, man könnte auch sagen: eine hochexklusive. Im Grunde besitze sein Klub sogar noch die Chance auf den nationalen Meistertitel, sinnierte der Präsident des HSV Hamburg nach dem jüngsten Sieg in der Handball-Bundesliga gegen die Füchse Berlin. „Einen kleinen Hoffnungsfunken haben wir noch“, sagte Rudolph, „es sind ja nur zwei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Kiel.“ Dachte zumindest der HSV-Präsident, tatsächlich sind es nämlich derer drei, was die Sache mit der Meisterschaft bei sechs ausstehenden Spieltagen ungleich komplizierter macht. Angesprochen auf den Rechenfehler versuchte Rudolph, sein falsches Urteil mit einem Scherz zu entschuldigen. „Die Tabelle im Hallenheft war so klein gedruckt…“

Mit Zahlen haben sie einfach nicht so bei den HSV-Handballern, das lässt sich an diversen Beispielen illustrieren. Vor sechs Wochen fiel den Verantwortlichen auf, dass sie in der laufenden Saison ein Minus im siebenstelligen Bereich erwirtschaftet hatten, lokale Boulevard-Zeitungen bezifferten den Verlust auf zwei Millionen Euro, selbst der Rückzug der Mannschaft aus dem Spielbetrieb stand zwischenzeitlich zur Debatte. Ein klarer Fall für Andreas Rudolph, den schwerreichen Mäzen also, der die Führung des Vereins vor gar nicht allzu langer Zeit eigentlich seinem jüngeren Bruder Matthias anvertraut hatte und ihn nun kurzerhand wieder beerbte, als alter und neuer Präsident. Rudolph lastete das Minus seinen Angestellten und im Speziellen Geschäftsführer Christoph Wendt an, am Tag nach der erneuten Übernahme des Präsidenten hatte er alle Mitarbeiter fristlos entlassen.

Mittlerweile hat der HSV in Holger Liekefett zwar einen neuen Geschäftsführer gefunden, auch die seinerzeit entlassenen Mitarbeiter gehen ihrer Tätigkeit wieder nach, die finanziellen Probleme sind allerdings geblieben. Genau genommen hat sich die Situation durch die sportliche Gemengelage sogar noch verschärft. Am Sonntag schieden die Hamburger als erster Titelverteidiger in der Geschichte des Wettbewerbs bereits im Achtelfinale der Champions League aus, in der Bundesliga liegen sie nur auf dem vierten Rang und auch im DHB-Pokal hat der HSV die Qualifikation für das Finalturnier in eigener Halle verpasst. Prämien sind in dieser Spielzeit also nicht mehr zu erwarten, dabei wären diese bitter nötig gewesen.

Der HSV beschäftigt den luxuriösesten Kader aller Bundesligisten

Der HSV beschäftigt nämlich den luxuriösesten Kader aller Bundesligisten, 19 überwiegend hochklassige Spieler stehen im Kader von Trainer Martin Schwalb, wobei der Großteil seine besten Zeiten auch schon erlebt hat. Präsident Rudolph hat bereits angedeutet, dass nicht wenige der am Saisonende auslaufenden Verträge nicht verlängert werden sollen, um dauerhaft Personalkosten einsparen zu können. Passend zur Gesamtsituation in Hamburg ist es dem Klub allerdings nicht gelungen, den wertvollsten Spieler langfristig an sich zu binden. Der aktuelle Welthandballer Domagoj Duvnjak schließt sich zum Saisonende nach fünf Jahren beim HSV Rekordmeister THW Kiel an.

Ziemlich dürftige Aussichten, oder? „Ich weiß gar nicht, warum es angeblich keine Perspektive in unserem Klub gibt“, sagt Präsident Rudolph. „Wir werden uns in naher Zukunft mit Trainer Martin Schwalb hinsetzen und einen Plan für die neue Saison machen.“

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