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Sport: „Ich habe ein mieses Gefühl im Bauch“

Sportdirektor Stefan Kretzschmar über die Krise beim Handball-Bundesligisten SC Magdeburg

Herr Kretzschmar, wie steht es derzeit um den SC Magdeburg?

Es gibt mehrere Gefahrenmomente: zum Beispiel, dass wir den Kredit verspielen und die Fans wegbleiben.

Aber es gibt ja auch noch Sie. Nach dem Rauswurf von Trainer Wenta heißt es nur noch: Kretzsche hat verloren, Kretzsche hat in der Halbzeit eine Rede gehalten …

Das ist auch beabsichtigt. Solange sich vieles auf mich konzentriert, kann das Team ohne Mediendruck ruhig arbeiten. Interimstrainer ist aber Helmut Kurrat.

Warum sind Sie dann beim Training?

Als Sportdirektor nah am Team zu sein, ist – glaube ich – nicht so schlecht.

Das klingt sehr cool, aber beschreiben Sie doch mal, wie es Ihnen derzeit geht.

Auch für mich ist die Situation mental sehr belastend. Nachts wache ich oft auf und habe ein mieses Gefühl im Bauch.

Sie scheinen eine sehr starke emotionale Bindung zum Verein zu haben.

Neulich habe ich ein Buch über die Geschichte und die großen Erfolge des SC Magdeburg gelesen, da habe ich eine Gänsehaut bekommen. Schon als Jugendlicher habe ich nur zwei Vereine bewundert, den VfL Gummersbach und den SC Magdeburg. Für beide habe ich gespielt. Mit Magdeburg habe ich sogar die Champions League gewonnen.

Das war auch die große Zeit von Manager Bernd-Uwe Hildebrandt. Heute wird ihm angelastet, den Niedergang des SCM mit dubiosem Finanzgebaren herbeigeführt zu haben.

Als ich in der letzten Saison den EHF-Cup in den Händen hatte, da habe ich gesagt, dass der halbe Cup ihm gehören würde. Er hatte nun mal sehr viel für den Handball getan. Das verdient Respekt. Doch die Vergangenheit ist nicht die Gegenwart.

Man hört, Hildebrandt würde versuchen, die neue Vereinsführung zu destabilisieren und die Macht im Klub wiederzuerlangen.

Ich finde es nicht gut, wie er sich hinter den Kulissen verhält. Seine Aktivitäten schaden dem Verein. Ich kann deshalb nicht mehr glauben, dass er den Verein wirklich liebt.

Wie wollen Sie den SCM wieder nach oben bringen?

Mit vielen ehemaligen Magdeburger Größen wie Wieland Schmidt, die mithelfen. Wenn finanziell alles okay ist, und davon gehe ich aus, wird es aufwärts gehen.

Das heißt?

Wenn uns jetzt eine Siegesserie gelingt, habe ich noch nicht mal einen internationalen Cupplatz abgeschrieben.

Sie sagen immer, dass der Job des Sportdirektors für Sie ein Traumjob ist. Haben Sie trotz der vielen Probleme noch Freude?

Ja, es macht Spaß, ein Team aufzubauen und bei Verhandlungen zu taktieren.

Wie weit sind Sie mit Ihrem Wunschteam für die kommende Saison?

Da ist schon die Endphase erreicht. Mit vier neuen Spielern führe ich schon konkrete Gespräche.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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