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Pastor Maldonado, 27, gewann im Mai in Barcelona überraschend den spanischen Grand Prix, beim Rennen in Monte Carlo lief es für den Venezolaner weniger gut. Maldonado fiel nach einer Kollision mit Romain Grosjean und einem daraus resultierenden Aufhängungsschaden aus (Bild oben). Dem Williams-Piloten wird oft nachgesagt, er sei nur wegen seiner Öl-Millionen-Mitgift, vermittelt durch den venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chavez, in der Formel 1. Am Samstag belegte er in der Qualifikation zum Großen Preis von Kanada in Montreal den fünften Platz. Sebastian Vettel war der Schnellste und startet heute aus der Poleposition. Foto: dapd

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Sport: „Ich habe mit Kampagnen nichts zu tun“

Pastor Maldonado über sein Verhältnis zu Venezuelas Präsident Chavez und seine Zukunft in der Formel 1.

Herr Maldonado, wie sehr hat sich Ihr Leben verändert nach Ihrem überraschenden Sieg beim Großen Preis von Barcelona?

Schon ziemlich viel, weil es ja auch ein Sieg für mein Land war. Ganz Venezuela hat sich so sehr gefreut, die Leute haben einen unglaublichen Moment erlebt. Sie hatten ja seit dem letzten Jahr auf einen Sieg von mir gewartet. Das ist ein bisschen das Problem in einem Land, das noch nicht so viel Erfahrung mit der Formel 1 hat. Die Leute sind davon ausgegangen, dass ich dort von Anfang an genauso gewinnen kann und werde, wie das in der GP2 der Fall war. Das ist nicht immer einfach zu erklären, dass das ein großer Unterschied ist. Es ist sehr, sehr schwer, in der Formel 1 zu gewinnen, hier sind die Autos unterschiedlich. Das ist eine ganz andere Welt. Aber alle sind unglaublich happy jetzt in meiner Heimat.

Gab es schon eine große Feier mit Ihren Fans oder etwa ein Treffen mit Ihrem großen Förderer, Staatspräsident Hugo Chavez?

Nein, eine Feier gab es noch nicht. Aber ich habe von Chavez und einigen anderen Ministern direkt nach dem Rennen in Barcelona Anrufe und Glückwünsche bekommen.

Wie gut kennen Sie Chavez? Es heißt ja immer wieder, der Staatspräsident kümmere sich persönlich um Ihre Sponsorgelder der nationalen Ölgesellschaft PDVSA?

Ich kenne Chavez nicht so besonders gut. Wir haben uns nur immer wieder bei offiziellen Events getroffen, zusammen mit anderen Sportlern, mit dem Fußball- oder dem Baseball-Nationalteam zum Beispiel. Aber Hugo Chavez ist ein sehr starker und sehr beeindruckender Mann. Auch weil er hundertprozentig an uns glaubt, an unser Talent, und uns unterstützt. Nicht nur in der Formel 1 und im Rennsport allgemein, sondern auch in allen anderen Sportarten. Und das ist sehr wichtig für Venezuela, für dieses junge Land mit seiner jungen Bevölkerung, diese Unterstützung zu haben.

Bewirkt Ihre enge Verbindung mit der Politik, dass Sie sich generell für Politik, vor allem für die in Ihrem Land, mehr interessieren, als das allgemein für einen Formel-1-Fahrer üblich ist?

Vor allem interessiere ich mich für die Entwicklung in Venezuela. Ich möchte das Beste für alle Menschen dort, auch für meine Familie. Ich habe eine politische Meinung, ich unterstütze gewisse Wege. Wir sind wie gesagt ein junges Land. Es gibt noch viel zu tun, aber wir haben auch sehr viel Potenzial für die Zukunft. Wir haben viel Öl. Aber auch andere Bodenschätze. Wir haben touristisches Potenzial, wir sind dabei, das Land zu entwickeln, und es scheint mir so zu sein, dass da alle an einem Strang ziehen.

Außerhalb Venezuelas wirft man Ihnen oft vor, Sie würden sich von Chavez als Aushängeschild für Propaganda missbrauchen lassen ...

Das stimmt doch nicht, ich habe mit politischen Kampagnen nichts zu tun. Chavez unterstützt mich einfach, das ist alles. Und PDVSA ist ein Staatsbetrieb, der gehört allen Leuten, nicht einem einzelnen und ist nicht politisch. Die PDVSA hat mich einfach seit Beginn meiner Karriere unterstützt. Die Verantwortlichen haben immer an mich geglaubt – und ich muss ihnen doch jetzt auch etwas zurück geben.

Ab wann haben Sie wirklich daran geglaubt, dass Sie es in die Formel 1 und zum Grand-Prix-Sieger schaffen können?

Ich war von Anfang an in allen Nachwuchsformeln sehr schnell, aber ich wusste, dass noch mehr dazu gehört, dass ich mich auch auf vielen anderen Gebieten verbessern muss, zum Beispiel, was das Verständnis des Autos angeht. Als es mir auch da gelungen ist, deutliche Schritte nach vorn zu machen, wusste ich, dass ich das Talent dazu habe. Die Unterstützung war auch da, und ich habe dann einfach mein Bestes gegeben.

Trotzdem, in der Formel 1 hat Ihnen das kaum jemand zugetraut, da waren Sie bei vielen als „Paydriver“ verschrien, der nur wegen seiner Sponsorgelder seinen Platz bekommen hat. Wie wichtig war der Sieg auch deswegen, um diese Kritiker zum Schweigen zu bringen?

Das war schon wichtig und auch ein schönes Gefühl, das muss ich zugeben. Obwohl ich in erster Linie für mich selbst fahre, für mein Land, für die Leute, die an mich glauben. Aber es war schon toll, mein Potenzial für alle unter Beweis stellen zu können. In den letzten acht Jahren sind viele große Fahrer bei Williams gewesen und keiner von ihnen hat gewonnen. Und ich konnte nach 20 Rennen in der Formel 1 gewinnen ... Wir sind zusammen nach vorn gekommen, ich glaube, ich konnte dem Team auch einiges geben, es herrscht jetzt eine ganz andere Stimmung als zu Beginn des letzten Jahres, als ich kam.

Wo kann diese Erfolgsspur mit Williams in diesem Jahr noch hinführen?

Wir müssen uns bei Williams weiter verbessern, das Auto, auch unseren Fahrstil. Wir müssen noch konstanter werden, um ständig in der Spitzengruppe mitzufahren, um dann auch wieder zu gewinnen. Das ist nicht leicht, weil ja alles so eng zusammen liegt, aber es ist möglich.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

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