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Sport: „Ich habe zu viel in mich reingefressen“ Josip Simunic über seine Rolle bei Hertha BSC

Josip Simunic über seine Rolle bei Hertha BSC

Herr Simunic, Sie sehen ein bisschen müde aus. Täuscht der Eindruck?

Nein, nein. Der Jetlag hängt mir immer noch in den Knochen. Ich bin doch gerade erst aus Australien zurückgekommen, das sind zehn Stunden Zeitunterschied. Die steckt man nicht so schnell weg.

Es stehen anstrengende Tage bevor. Sie haben noch mehr als eine Woche Trainingslager in Marbella vor sich.

Ach, auf diese Arbeit freue ich mich eigentlich. Ich will wieder an mir arbeiten, mich selbst weiterentwickeln, aber vor allem auch den anderen Spielern dabei helfen weiterzukommen. Ich will führen, lauter werden im Training.

Genau mit diesen Vorstellungen haben Sie im Mai Ihren Vertrag bis 2011 verlängert. Seitdem hatte man den Eindruck, dass Sie häufig mit sich selbst beschäftigt waren.

Ich habe ein sehr interessantes Jahr hinter mir. Die WM war vom Abschneiden zwar nicht so erfolgreich, insgesamt war sie trotzdem schön. Außerdem habe ich einiges gelernt.

Zum Beispiel?

Dass ich mehr aus mir heraus kommen muss, mehr sprechen muss. Ich habe zu viel in mich hineingefressen, und das kam dann manchmal etwas plötzlich und unvermittelt heraus. Manche Leute haben das vielleicht falsch verstanden – und vielleicht konnten sie das auch nicht richtig verstehen. In Zukunft will ich versuchen, meinen Unmut über schlechte Spiele anders und früher zu äußern. Das habe ich mich früher nicht getraut. Mit Dieter Hoeneß habe ich ein paar sehr konstruktive Gespräche darüber gehabt.

Die Rangelei mit Ihrem Teamkollegen Pal Dardai hat selbst die Menschen überrascht, die Sie kennen. Sie selbst auch?

Ich muss in manchen Situationen einfach besser den Überblick behalten. Da habe ich die Nerven verloren, das hätte mir nicht passieren sollen, aber es ist passiert. Das ist abgeschlossen. Selbst wenn wir gewonnen haben, bin ich manchmal sehr unzufrieden, weil wir schlecht gespielt haben, aber alle sagen, wie super das war.

Am Montag gab es nochmals Aufregung um Sie, wegen eines angeblichen Angebotes vom FC Chelsea aus London. Wie kam es denn zu diesem Fehlalarm?

Ich habe zu einem kroatischen Journalisten lediglich gesagt, dass ein Verein, der Interesse an mir hat, zuerst bei Hertha BSC anfragen müsste. Da wurde etwas total verdreht. Das ärgert mich, weil ich mich danach jedes Mal erklären muss. Vor drei Monaten ist etwas Ähnliches schon einmal passiert. Eigentlich dürfte ich gar nicht mehr mit denen reden. Das ärgert mich, aber was kann ich dagegen tun? (Das Mobiltelefon von Josip Simunic klingelt. Er drückt den Anrufer weg und grinst.) Das war gerade ein Journalist aus Kroatien. Genau in der Sekunde ruft er an. Ich habe keine Lust mehr, mit ihm zu sprechen.

Falko Götz hat gesagt, dass er Platz fünf mindestens verteidigen will. Welches Ziel haben Sie?

Ich will das nicht an einem Tabellenplatz festmachen. Wenn alle gesund bleiben, vor allem Yildiray Bastürk, dann werden wir auf jeden Fall schöner spielen als in der Hinrunde. Und mehr Erfolg kommt dann ganz automatisch. Wir haben eine sehr gute Mischung von jungen und alten Spielern. Einige sind reifer geworden und können mit Kritik besser umgehen. Gerade die jungen Spieler.

Wen meinen Sie?

Kevin-Prince Boateng hört jetzt besser zu. Früher war das ein bisschen anders. Er hat so viel Potenzial. Wenn er das kapiert, ist das Limit für ihn der Himmel.

Sie selbst haben auf Kritik der Medien zuletzt manchmal genervt reagiert.

Mich nervt es nur, wenn einer oder zwei Spieler ständig kritisiert werden, während andere monatelang lang schlecht spielen und niemand sagt etwas.

Das Gespräch führte Ingo Schmidt- Tychsen.

Josip Simunic, 28, spielt seit 2001 für Hertha BSC. Der kroatische Nationalverteidiger hat erst im vergangenen Frühjahr seinen Vertrag bei den Berlinern bis 2011 verlängert.

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