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Sport: „Ich hätte mir mehr Würde gewünscht“

Trainer Eduard Geyer über seine Entlassung in Cottbus, Intrigen und ein Engagement beim 1. FC Union

Herr Geyer, Sie packen gerade Ihre Koffer, um nach Dubai zu fliegen. Das kann kein Zufall sein.

Ich mache Urlaub.

Aber dort hat Energie Cottbus sein Trainingslager aufgeschlagen, und am Sonntag will sich Manager Klaus Stabach mit Ihnen treffen, sagt er. Der hat Sie doch vor gut sechs Wochen als Trainer entlassen.

Beurlaubt, um korrekt zu sein. Außerdem war es nicht der Manager, sondern Präsident Dieter Krein, der mir am 23. November die Trennung mitgeteilt hat.

Stabach saß doch auch dabei, oder?

Ja. Aber ich habe seither schon öfter mit ihm telefoniert, noch läuft ja mein Vertrag mit Cottbus. Warum sollte ich mich also in Dubai nicht mit ihm treffen?

Stabach ist jetzt selbst unter Druck geraten. Die Hauptsponsoren und der Verwaltungsrat fordern seinen Rücktritt. Waren die Sponsoren auch an Ihrem Rausschmiss beteiligt?

Das weiß ich nicht. Ich habe mich nie um die Intrigen im Umfeld des Vereins gekümmert. Es stimmt aber, dass der Präsident bei diesem unglückseligen Abschied von großem Druck gesprochen hat, der auf die Vereinsführung ausgeübt wird.

Tut Ihnen die Trennung immer noch weh?

Nein, ich hatte genug Zeit, über alles nachzudenken und Abstand zu gewinnen.

Dabei galt das Trio Geyer-Stabach-Krein immer als große Männerfreundschaft.

Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass man den Abschied nach zehneinhalb Jahren etwas würdevoller geregelt hätte.

Die Kritiker werfen Stabach vor, er könne nicht wirtschaften.

Lächerlich! Wir haben in all den Jahren pünktlich unser Gehalt bekommen. Ich habe Stabach stets als kompetenten Geschäftsführer geschätzt, der auch eine soziale Ader für seine Mitarbeiter hatte.

Dafür sollen einige Spieler gefeiert haben, als der „Schleifer“ Geyer gehen musste.

Haben welche gefeiert? Ich hatte eher das Gefühl, dass die meisten Spieler überrascht waren. Deshalb habe ich der Mannschaft für das letzte Spiel vor Weihnachten ausdrücklich alles Gute gewünscht.

Haben Sie Fehler gemacht?

Wer macht die nicht? Aber ich sehe mich auch nicht nur als Verlierer. Ich habe etwas geschafft in Cottbus.

Und jetzt lassen Sie sich bezahlen, bis Ihr Vertrag 2006 ausläuft?

Ich würde lieber heute als morgen wieder als Trainer arbeiten.

Zu Ihrer alten Liebe Dynamo Dresden wollen Sie aber nicht zurück, oder?

Im Moment haben die einen Trainer und keinen Anlass für einen Wechsel. Generell ist Dynamo immer ein Thema.

Könnten Sie sich auch vorstellen, den 1. FC Union zu trainieren?

Da hatte ich Anfang der Neunzigerjahre fast schon einmal unterschrieben, bin dann aber doch zu Sachsen Leipzig gegangen. Wenn Union nicht noch einmal absteigt, wäre das eine reizvolle Aufgabe.

Würden Sie auch ins Ausland gehen?

Warum nicht? Meine Frau könnte ich mitnehmen. In meinem Alter schließt man keine Fünfjahresverträge mehr ab. Und für ein, zwei Jahre könnte eine Aufgabe im Ausland durchaus attraktiv sein.

Ist das am Ende der wahre Grund für Ihren Urlaub in Dubai? Sie übernachten ja bei Ihrem ehemaligen Kotrainer Hagen Reeck, der mit Frank Pagelsdorf beim Al Nasr Sportsclub in Dubai arbeitet.

Ich mache Urlaub, nichts weiter. Und ich habe inzwischen gelernt, dass man dem Schicksal ruhig vertrauen kann.

Das Gespräch führte Sandra Dassler.

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