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Sport: "Ich mache hier doch nicht den Kasper"

Hermann Gerland (45) führte Tennis Borussia 1998 in die Zweite Bundesliga und betreut jetzt Arminia Bielefeld. Andreas Kötter sprach mit ihm.

Hermann Gerland (45) führte Tennis Borussia 1998 in die Zweite Bundesliga und betreut jetzt Arminia Bielefeld. Andreas Kötter sprach mit ihm.

Herr Gerland, denken Sie manchmal wehmütig an die Zeit bei Tennis Borussia zurück?

Man soll nie zurückblicken. Ich hatte eine schöne Zeit in Berlin, aber anfangs gab es dort auch Probleme. Jetzt zu sagen, "hätte, wenn und aber" ist blödes Gelaber.

Probleme gibt es auch in Bielefeld. Berti Vogts hat Ihnen geraten, mal mit der Mannschaft in die Kneipe zu gehen. Stattdessen hat der Spielerrat hinter Ihrem Rücken beim Vorstand Ihre Ablösung gefordert.

Die Sache hat mich natürlich getroffen und verletzt. Aber ich bin Trainer dieser Truppe. Am Sonnabend können wir durch einen Sieg gegen Schalke näher an einen Nichtabstiegsplatz heranrücken. Ich kann doch jetzt nicht meinen Gefühlen freien Lauf lassen.

Haben Sie etwas geahnt, oder kam diese Attacke überraschend?

Natürlich kam das überraschend. Ich habe mich stets vor die Mannschaft gestellt und nie einem Spieler öffentlich einen Vorwurf gemacht.

Sollten diejenigen, die jetzt Ihre Ablösung gefordert haben, besser zunächst die Schuld bei sich suchen?

Ich möchte das mal so ausdrücken: Die Spiele, die wir gemacht haben, waren qualitativ betrachtet in Ordnung. Aber wenn man zehn Chancen benötigt, um ein Tor zu erzielen, dann ist das mangelnde Qualität.

Was wirft die Mannschaft Ihnen eigentlich vor?

Ich gehe hier nicht auf interne Dinge ein. Aber ich kann doch eine Mannschaft nicht loben, die auf dem letzten Platz steht, ich mache hier doch nicht den Kasper. Aber natürlich will keiner hören, wenn man die Dinge klipp und klar anspricht.

Glücklich darüber, dass man Ihnen in einer Nacht- und Nebelaktion den Stammtorwart verkauft hat, sind Sie wohl kaum.

Diese Entscheidung wurde mit mir abgestimmt. Als ich hierher kam, wusste ich schließlich, dass der Verein nicht auf Rosen gebettet ist.

Sie hassen die Show, würden Sie es da nicht auch schon mal gerne machen wie Bernhard Dietz und ganz aussteigen aus dem Profigeschäft?

Ich hatte mich ja schon einmal als Jugendtrainer beim FC Bayern mehrere Jahre aus dem Profigeschäft verabschiedet. Jetzt aber habe ich mich für die Tretmühle entschieden und werde mich nicht beklagen, wenn alles über mich herfällt, weil ich nur Tabellenletzter bin. Wer das nicht ertragen kann, der hat in dem Geschäft nichts zu suchen.

Herr Gerland[denken Sie manchmal wehmütig an]

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