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Sport: „Ich trainiere täglich“

Herr Kalbfuß, Sie sind schon seit einer Stunde von Reportern umlagert, beantworten alle Fragen. Immerhin sind Sie schon 101 Jahre alt!

Herr Kalbfuß, Sie sind schon seit einer Stunde von Reportern umlagert, beantworten alle Fragen. Immerhin sind Sie schon 101 Jahre alt!

Ja, ich weiß schon. Mein Schwiegersohn sagt immer, ich könnte auch als 80 durchgehen. Das würde mir jeder glauben.

Stört Sie dieser Wirbel nicht?

Vor und nach den Wettkämpfen stört es mich nicht, da ist es sogar ganz lustig, obwohl ich die Aufregung nicht verstehe. Ich habe ja nichts Besonderes gemacht, bin halt nur ein bisschen älter als der Durchschnitt. Im Wettkampf stört es mich aber, wenn ein Fotograf auf meinen Füßen steht.

Während des letzten Turnfestes in München ist das beim Kugelstoßen passiert.

Da hab’ ich fast die Kugel fallen lassen.

Wissen Sie überhaupt noch, wie viele Turnfeste Sie in Ihrem Leben besucht haben?

Herrjeh, die kann ich gar nicht mehr zählen. Das erste Mal war ich 1922 in Berlin und ab dann durchgängig dabei. Mit einer Ausnahme: 1938 in Breslau, da hatte ich keine Zeit.

Keine Zeit?

Ja. Turnen ist mein Hobby, Winzer bin ich von Beruf. Da musste ich mich wohl um meinen Weinstock kümmern. Das ist übrigens ein ganz edles Tröpfchen. Mein Neffe verkauft den „Turner-Schoppen“ hier beim Turnfest.

Ist der Rotwein vom eigenen Weinberg vielleicht das Geheimnis Ihres hohen Alters?

Das kann schon sein. Aber wichtig ist auch regelmäßiges Üben, ohne übertriebenen Ehrgeiz. Ich gehe zwei Mal in der Woche auf den Turnplatz und mache zu Hause täglich Muskeltraining mit meiner Zwei-Kilo-Eisenkugel.

Sie stehen im Guinness-Buch der Rekorde als der älteste Wettkampfsportler Deutschlands. Macht Sie das stolz?

Ja, schon. Aber das hat sich einfach so ergeben. Als ich 1998 in München meinen Wettkampf beendet hatte, wurde mir plötzlich gesagt, dass ich ab sofort der Älteste sei. So wichtig ist es mir nicht, Rekorde zu brechen. Ich mache einfach so lange weiter, bis es in den Knochen zu sehr zwickt.

Zum Beispiel hier in Leipzig: Sie sind in der Leichtathletik angetreten. Wollten Sie dabei etwas Bestimmtes erreichen?

Ich habe an vier Disziplinen teilgenommen: Vollball, Weitsprung, 50-Meter Lauf und Kugelstoßen. Mein Motto ist der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles. Das war schon immer so. Der Spaß zählt! Und Spaß habe ich, solange ich fit bin.

Das Gespräch führte Anke Schönfelder.

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