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Sport: „Ich will jetzt Klarheit“

Gerolsteiner-Chef Holczer über den Dopingfall seines Fahrers Danilo Hondo

Herr Holczer, wie sehr bedrückt Sie der Dopingfall Danilo Hondo?

Ich stand zunächst unter Schock, das ist doch klar. Ich merke, dass es mir seit dem Bekanntwerden der positiven Dopingproben körperlich schlecht geht. Aber ich habe mir in dieser Angelegenheit überhaupt nichts vorzuwerfen.

Haben Sie Danilo Hondo gefragt, ob er wissentlich etwas genommen hat?

Danilo Hondo hat mir ganz deutlich erklärt, er habe keine Ahnung. Wir hoffen nun auf eine lückenlose Aufklärung, wie die beiden positiven Proben zustande gekommen sind. Erstaunlich ist, dass er an dem Tag, an dem er ins Trikot des Spitzenreiters fährt, nicht positiv getestet wird und dann an den beiden Tagen, an denen er das Trikot verteidigt und weiß, dass er zur Dopingkontrolle muss, positiv ist.

Ist das wirklich ungewöhnlich?

Das ist ungewöhnlich und erstaunlich, besonders bei einer so unbedeutenden Rundfahrt wie Murcia. Aber mir liegt nichts ferner, als nach Ausreden zu suchen. Ich vermeide das Wort dubios.

Trauen Sie Danilo Hondo zu, wissentlich gedopt zu haben?

Es ist müßig, die Frage zu stellen, ob ich ihm das zutraue. Wir müssen erst wissen, was los ist. Ich bin kein Anhänger von Legendenbildung. Wir haben in der Mannschaft einen hochprofessionellen Hondo kennen gelernt. Wir lassen ihn jetzt nicht fallen, auch wenn ich ihn suspendieren musste. Ich will jetzt Klarheit: Wie kann so etwas geschehen? Ich hoffe, dass wir am Montag mehr über die im Urin gefundene Substanz wissen.

Hoffen Sie, dass noch alles gut wird?

Ich habe meinen gesunden Menschenverstand nicht verloren. Die B-Proben werden das gleiche Ergebnis bringen wie die A-Proben. Wenn ein anderes Institut die Analyse der B-Proben vornimmt, kann es vielleicht sein, dass man dort zu anderen Schlüssen kommt. Eines ist klar: Wenn die Sache auf dem jetzigen Stand bleibt, wird der Internationale Sportgerichtshof in der Schweiz eine zweijährige Sperre aussprechen. Dann ist die Geschichte für Danilo, glaube ich, erledigt.

Er darf dann zwei Jahre lang nicht bei einem Pro-Tour-Team angestellt werden…

Das heißt faktisch, dass Danilos Karriere beendet wäre.

Sehen Sie Ihr sportliches Lebenswerk durch den Dopingfall beschädigt?

Ich habe ein klares Bekenntnis gegen Doping. In den sechs Jahren in diesem Job bei Gerolsteiner ist immer alles seriös zugegangen. Es gab in dieser Zeit ja mehrere Fälle in anderen Rennställen. Nun ist es tatsächlich auch bei uns passiert.

Die Fragen stellte Hartmut Scherzer.

Hans-Michael Holczer (51) , ist seit sechs Jahren Team-Manager des Radteams Gerolsteiner. Er befürchtet das Karriere-Ende seines Fahrers Danilo Hondo nach zwei positiven A-Dopingproben.

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