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Sport: Idylle nur in der Umgebung

Fern am Horizont tauchen kleine Ortschaften auf, die umgeben von Wäldern und Wiesen sind. Sonnenstrahlen kämpfen sich durch ein paar Wolken hindurch.

Fern am Horizont tauchen kleine Ortschaften auf, die umgeben von Wäldern und Wiesen sind. Sonnenstrahlen kämpfen sich durch ein paar Wolken hindurch. Es ist ein schöner Blick von diesem kleinen Hügel, auf dem das Mannschaftshotel des 1. FC Union liegt, fast wie auf einer Postkarte. Unten im Tal, ein paar Kilometer entfernt, liegt die schmucke Altstadt von Veliko Tarnovo, einem Ort rund 90 Kilometer von Lowetsch entfernt, wo der 1. FC Union heute Abend im Uefa-Cup-Rückspiel auf den bulgarischen Klub Liteks Lowetsch trifft (17 Uhr 30, live im ZDF).

Unions Trainer Georgi Wassilew fühlt sich wohl in dieser Gegend. Es ist seine Heimat. Am Sonntagabend ist der 55-Jährige mit seiner Mannschaft essen gegangen, in seinem Restaurant, um das sich Wassilews Tochter Maria kümmert. Am gestrigen Vormittag war ein gemütlicher Spaziergang durch die Altstadt angesetzt. Ein paar Stunden später war es mit der Urlaubsstimmung vorbei: Auf dem Trainingsplatz stand die erste Trainingseinheit für das heutige Spiel an. Nach dem 0:2 im Hinspiel muss der 1. FC Union mindestens drei Tore erzielen, um die dritte Runde des Uefa-Cups zu erreichen.

Die Idylle in der bulgarischen Provinz täuscht. Wassilew ist sauer. "Ich habe in meiner Heimat einen guten Namen", sagt er. Wassilew war einst Trainer der bulgarischen Nationalmannschaft, er hat die Hauptstadtklubs Lewski Sofia und ZSKA Sofia trainiert. Hier, in Veliko Tarnovo, hatte Wassilew sogar selbst früher gespielt. Daher haben es ihm seine Landsleute auch gegönnt, als er mit Union in die Zweite Bundesliga aufstieg. "Ich wollte voller Stolz zurückkehren", sagt Wassilew. Nun hat sich ein Spieler, der anonym bleiben wollte, in einer Boulevard-Zeitung geäußert. "Wir sind übertrainiert", klagte er. Trainer Wassilew war stinksauer und knöpfte sich Marko Tredup vor. Unions Mittelfeldspieler, der in der Vergangenheit mit einem Wechsel kokettierte und in dieser Saison erst 18 Minuten gespielt hat, wurde suspendiert. "Dass sich einer über die Belastung beklagt, ist lächerlich", sagt Wassilew.

Das Problem der Doppelbelastung durch Liga-Alltag und Europapokal bestünde schon, sagt Unions Mannschaftskapitän Steffen Menze. "Es ist doch nicht zu übersehen, dass die Mannschaft das nicht einfach wegstecken kann." Vier Niederlagen hat der 1. FC Union in der Zweiten Liga in Folge kassiert, jetzt droht das Aus im Europapokal. "Der Druck ist groß. Wir müssen uns davon befreien", sagt Wassilew. "Wir müssen in Lowetsch aber nicht gewinnen. Hauptsache, wir spielen gut."

Arne Kappes

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