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Sport: Ihr Auftritt, Herr Hoyzer

Der Schiedsrichter bricht im ZDF sein Schweigen: „Dachte an Selbstmord“

Robert Hoyzer kam, und Hamburg übte schon mal für die Fußball-WM 2006: Polizisten in Uniform und Zivil patrouillierten, und an den Herren von der Security kam nur vorbei, wer über ein auf seinen Namen ausgestelltes Ticket verfügte. Was der Berliner Schiedsrichter dann zum von ihm ausgelösten Manipulationsskandal im Fußball sagte, rechtfertigte den Wirbel vor seinem Auftritt in der Talkshow „Johannes B. Kerner“ im ZDF nur bedingt: Hoyzer wirkte während des 40-minütigen Gesprächs weinerlich und wenig glaubwürdig, von Reue keine Spur. Offen gestand er nur, dass ihn die Geldgier zu seinen Taten getrieben habe, dass er von den schicken Autos seiner Freunde von der mutmaßlichen kroatischen Wettmafia fasziniert gewesen sei. Sein Auftritt gipfelte in der Bemerkung, er habe in den zurückliegenden Wochen seit Bekanntwerden der Manipulationen an Selbstmord gedacht.

Moderator Johannes B. Kerner ist bekennender Fußballfan, seine Liebe gilt Hertha BSC, dem Verein von Robert Hoyzer. Ein ums andere mal fragte Kerner nach, wer denn die Hintermänner des Skandals seien, ob denn noch weitere Spieler, Vereine oder Schiedsrichter in Manipulationen verstrickt seien. Hier griff dann jeweils Hoyzers Anwalt Thomas Hermes ein: Dazu dürfe sein Mandant nichts sagen, es handele sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren. Die 120 Zuschauer im Studio reagierten größtenteils ablehnend auf Hoyzers Ausführungen. Es gab deutlich mehr Pfiffe und Buhrufe als Beifall.

Vor dem Studio hatten gut 50 Fotografen, Kameraleute und Journalisten vergeblich auf Hoyzer gewartet. Fans vom Hamburger SV, dessen Pokalspiel in Paderborn (2:4) Hoyzer verschoben hatte, hätten im Internet gedroht, den Schiedsrichter am Betreten des Gebäudes zu hindern, hieß es von Seiten der Produktionsfirma. Deswegen wurden keine Journalisten ins Studio gelassen. Ohne den Blick zu wenden, fuhr Hoyzer in einer dunklen Limousine an den Schaulustigen vorbei in die Tiefgarage.

Hoyzer fand nicht nur bei Kerner offene Ohren, sondern auch bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Im Mittelpunkt der jüngsten Aussage des Schiedsrichters stand ein weiteres angeblich manipuliertes Spiel, das in der Regionalliga zwischen Sachsen Leipzig und Dynamo Dresden. 3:1 siegten die Dresdener am 9. Mai 2004, und in Erinnerung ist aus diesem Spiel vor allem der Auftritt des damaligen Leipziger Torhüters Marco Eckstein. Eckstein griff ein ums andere Mal daneben, und als er beim Stand von 0:3 dann doch einmal die Hand an den Ball bekam, stand er leider außerhalb des Strafraums, wofür er die Rote Karte sah.

Nach Hoyzers Anschuldigung ermittelt nun die Staatsanwaltschaft in Sachen Eckstein. Das bestätigte am Dienstag der Anwalt des ebenfalls der Manipulation verdächtigten Dresdener Torhüters Ignjac Kresic nach Einsicht in die Akten. Sachsen Leipzig stieg ab, Eckstein verließ den Verein und spielt derzeit beim Oberligisten ZFC Meuselwitz. Eckstein bezeichnete die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als haltlos.

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