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Sport: Ihr seid Memmen

Der FC Bayern ist der natürliche Meister

Als ich acht Jahre alt war, bekam ich ein teures Trikot vom Schalke 04 zum Geburtstag geschenkt. Gefreut habe ich mich über diesen letzten Versuch meines ungeliebten Onkels nicht. Ich habe es dann ein paar Tage später zwangsweise einmal zum Training angezogen, aber irgendwie bin ich damit immer ins Abseits gelaufen. So genau weiß ich das nicht mehr, aber ich sehe noch vor mir, wie ich bei der Geschenkübergabe mitten im Ruhrgebiet ausrief: Aber ich bin doch Bayern-Fan! Und gedacht habe: Schon immer.

In der Kindheit war das okay. Später, auf dem Gymnasium, mit dem großen Aufnäher hinten auf der Wildlederjacke, wurde es schwieriger, auf der richtigen Seite zu stehen. Schon in der einfachen Frage – Was, du bist Bayern-Fan? – schwang scheinheilige Verachtung mit. Für mich angeblichen Schwächling, der in der Null-Bock-Zeit der Achtziger mit dem verhassten Geldstrom schwimmt und zu jenen arroganten Unsympathen hält, die immer gewinnen. So war halt die Zeit, aber heute wundere ich mich darüber, dass wir immer noch als Feindbild herhalten müssen. Ohne Bayern-Block wären wir 1974 und 1990 niemals Weltmeister geworden. Wieso erkennen immer noch so wenige Leute, dass der FC Bayern schon so lange der FC Deutschland ist? Ein Vorbild und Modell für unser Land! Wir haben eben immer Festgeld gespart, statt wie andere heute die Treue unserer Fans und ihre Zukunft zu verpfänden.

Auch an dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön an den größten anzunehmenden Manager, der sich seit über 25 Jahren darum kümmert, dass ich mich auf das Sportliche konzentrieren kann und keine Anleihe kaufen muss. Ich habe die Bayern-Spar-Card, und alle zehn Heimspieltore kriege ich mehr Zinsen.

Die anderen jammern einen immer voll, dass sie so unendlich viel leiden müssen. So ist das halt in Jammer-Deutschland. Dabei will doch jeder Fan jubeln und vor allem leiden, auch ich. Und niemand leidet so sehr wie ein Fan des natürlichen Meisters und Pokalsiegers, auf so hohem Niveau und so sozialverträglich still. Ich kann doch bei meiner Fallhöhe an einem profanen Bundesligaspieltag nur verlieren, wenn nicht der Normalfall Sieg eintritt. Auswärts einen Punkt geholt? Das freut vielleicht den Fünften. So richtig gibt es für mich nichts zu gewinnen, außer der Champions League, dem früheren Europapokal der Landesmeister.

Die zwei ungerechtesten und bittersten Finalniederlagen aller Zeiten – 1982 gegen Aston Villa und 1999 gegen Manchester United – habe ich nie verwunden. Von dem Finale 1987 gegen Porto spreche ich gar nicht erst. Das waren Schmerzen, die man sich im Mittelmaß nicht vorstellen kann. Schalke war für vier Minuten Meister, dann haben wir euch Memmen den Titel wieder weggenommen? Das tut mir aber gar nicht Leid. Ich bin schon am Anfang der Saison Meister, und wenn mir jemand den Titel wegnimmt, zieht sich das über Monate hin. Zum Glück kann ich das länger als vier Minuten aushalten. Und so oft kommt es ja auch nicht vor. Na ja, und wenn wir heute den FC Schalke geschlagen haben werden, ist das Leiden für alle anderen ja bereits vorbei. Wir sind dann mal wieder Meister, so gut wie.

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