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Sport: Im Anflug auf Peking

Deutschlands Basketballer besiegen Puerto Rico 96:82 und qualifizieren sich für die Olympischen Spiele

Als die Schlusssirene erklang, gab es kein Halten mehr. Die gesamte Mannschaft rannte in Richtung Mittelkreis, umarmte sich und tanzte im Kreis. Soeben hatte die deutsche Basketball-Nationalmannschaft Puerto Rico mit 96:82 geschlagen und sich für die Olympischen Spiele in Peking qualifiziert. Einer jedoch tanzte nicht mit. Dirk Nowitzki schlich einsam mit einem weißen Handtuch um den Kopf in die Kabine. Dort blieb er eine ganze Weile und nicht einmal sein Vater konnte den weinenden Dirk Nowitzki für ein Fernsehinterview herausholen. Später am Abend erklärte der mit 32 Punkten wieder einmal überragende Profi warum: „Nach zwölf Jahren harter Arbeit und gigantisch vielen Spielen für die Nationalmannschaft ist das die Krönung. Das musste ich erst einmal verarbeiten und deshalb wollte ich allein sein.“

Nach sechzehn Jahren, nach den Olympischen Spielen in Barcelona, ist also wieder eine deutsche Basketballmannschaft qualifiziert. In Peking trifft das Team in der Vorrunde auf Gastgeber China, die USA, Weltmeister Spanien, Griechenland und Angola. Eine schwere Gruppe, in der Platz vier allerdings zum Erreichen des Viertelfinals genügt. Doch an Peking wollte an diesem späten Sonntagabend in Athen noch keiner so richtig denken. „Jetzt ist der ganze Druck endlich weg. Jetzt wird nur noch gefeiert“, sagte Nationaltrainer Dirk Bauermann. Er sei unheimlich stolz auf die Mannschaft und vor allem auf Dirk Nowitzki. „Der hat doch so unglaublich lange für den deutschen Basketball die Knochen hingehalten hat. Jetzt hat Dirk den verdienten Lohn erhalten.“

Auch Chris Kaman war zufrieden und spekulierte schon kurz nach Spielschluss darüber, „dass der Dirk Nowotzki sicher heute Abend alle zum Feiern einlädt, weil er doch am meisten verdient“. Kaman hatte erst vor zwei Wochen die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Er sei froh, der deutschen Mannschaft geholfen zu haben, sagte Kaman.

„Wenn ich mit dem Strohhut in den deutschen Farben in das Olympiastadion in Peking einlaufe, dann weiß ich endgültig, dass sich mein Traum erfüllt hat“, erklärte Mannschaftskapitän Patrick Femerling. Femerling wie Nowitzki haben bereits für Sydney 2000 und vier Jahre später für Athen die Olympia-Qualifikation knapp verpasst. „Das wurmt uns beide nun nicht mehr“, sagte Femerling.

Trainer Bauermann sah den Schlüssel zum Erfolg gegen Puerto Rico „in der Fähigkeit der Mannschaft, nach einer Niederlage zurückzukommen“. Einen Abend zuvor hatte sein Team gegen Kroatien (70:76) die erste Chance verpasst, sich für Peking zu qualifizieren. Dennoch begann Bauermann das Spiel mit derselben Startformation wie gegen Kroatien. Dirk Nowitzki, Chris Kaman, Demond Greene, Konrad Wysocki und Steffen Hamann fingen an. Doch schon traditionell, wie also immer in diesem Athener Turnier, fand die deutsche Mannschaft nur schwer ins Spiel. Trotz des Ausfalls ihres NBA-Spielmacher Carlos Arroyo dominerte Puerto Rico zunächst. 23:22 gewann Puerto Rico das erste Viertel. Erst zur Mitte der zweiten zehn Minuten konnten sich Deutschen von ihrem Gegner ein wenig absetzen. Vor allem Dank des starken Nowitzki und des diesmal treffsicheren Centers Kaman. Nowitzki hatte zur 48:39-Führung am Ende des zweiten Viertels bereits 18 Punkte beigesteuert.

Im dritten Viertel spielte die deutsche Mannschaft sehr konzentriert und baute die Führung bis zum Ende des Viertels auf 74:58 aus. Im letzten Spielabschnitt geriet der Erfolg nicht mehr ernsthaft in Gefahr.

Torsten Haselbauer[Athen]

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