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Sport: Im Brettspiel schon spitze

DFB-Gegner Kasachstan bastelt am Aufschwung

Wer Kasachen ärgern will, der fragt sie nach Borat. Der britische Komiker Sacha Baron Cohen zeigte in seinem Pseudo-Dokumentarfilm von 2006 Kasachstan als hinterwäldlerisches, rassistisches und frauenfeindliches Land. Dabei versucht die ehemalige Sowjetrepublik etwa seit dieser Zeit mit allen Mitteln zu beweisen, dass es genau das Gegenteil ist. Jetzt soll auch der Fußball von Kasachstans Fortschritt künden.

Zurzeit liegt Kasachstan auf Platz 132 der Fifa-Weltrangliste, drei Plätze vor den Faröer-Inseln. Das klingt nicht gut für ein Land, das im letzten Jahr immerhin den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) innehatte. Deshalb wirbt das Land um Russlanddeutsche, die seit Ende der Achtzigerjahre aus der Sowjetrepublik ausgewandert sind und heute in Deutschland Fußballprofis sind. Sergej Karimow vom VfL Wolfsburg und Heinrich Schmidtgal (Rot-Weiß Oberhausen) sind zwei, die sich überzeugen ließen und im vergangenen Jahr für Kasachstan aufliefen. Verletzungsbedingt sind sie am Samstag im EM-Qualifikationsspiel in Kaiserslautern gegen die deutsche Mannschaft aber nicht dabei. Von Kasachstan aktiv umworben wird unter anderen Juri Judt vom 1. FC Nürnberg, geboren in der kasachischen Stadt Karaganda.

Die Infrastruktur für den fußballerischen Aufschwung schafft das Land gerade: In Astana wurde 2009 ein neues Stadion für 30 000 Zuschauer eingeweiht, auch in den Regionen werden Fußballschulen und Stadien errichtet. Bisher wimmelt die kasachische Liga von ausländischen Spielern, vor allem vom Balkan, die hier wegen der guten Verdienstmöglichkeiten sind.

Im Eishockey ist das Land schon weiter: Der Hauptstadtclub Barys Astana (Leoparden von Astana) spielt in der von den Russen gegründeten Kontinental Hockey League (KHL). Gesponsort wird das Team von der liquiden staatlichen kasachischen Eisenbahn. Neben einigen Amerikanern und Tschechen ist der Star des Teams der Kanadier Kevin Dallman, dem es in Astana so gut gefällt, dass er nach seinem ersten Jahr bei den Leoparden mehrere Angebote aus der NHL ausschlug.

Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Kasachen den internationalen Sport so dominieren wie heute schon den kasachischen Nationalsport „Togyskumalak“. Die Weltmeisterschaft in diesem Brettspiel, das aus der Zeit stammt, als die Kasachen noch ein Nomadenvolk waren, fand im November 2010 in Astana statt. In einem harten aber fairen Wettbewerb konnten sich die kasachischen Profis gegen ihre deutschen, amerikanischen und französischen Konkurrenten am Ende klar durchsetzen.

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