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Auto vergessen? Sebastian Vettel flüchtet in Suzuka vor der Zuneigung der japanischen Formel-1-Fans. Foto: dpa

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Sport: Im Land des Lachens

Warum Suzuka für Sebastian Vettel eine ganz besondere Formel-1-Strecke ist

Sein Helm zeigt, dass es für Sebastian Vettel in Suzuka nicht nur um den greifbar nahen WM-Titel geht. Darauf ist das japanische Wort „Kizuna“ geschrieben, es heißt „Verbundenheit.“ Sebastian Vettel will damit Mitgefühl und Unterstützung für die japanischen Erdbeben- und Tsunami-Opfer vom März ausdrücken. „Man muss zunächst das verstehen lernen, was passiert ist, aber das ist sehr schwer“, sagt der alte und sehr wahrscheinlich auch neue Formel-1-Weltmeister, „daher haben wir das als Zeichen auf dem Helm.“ Er wolle den motorsportbegeisterten Japanern etwas Freude zurückgeben. „Vielleicht können wir den Menschen ein kleines Lächeln geben, gerade weil das Jahr bis jetzt kein einfaches war.“

Es könnte zumindest bei Sebastian Vettel zum Dauerlachen werden, wenn er am Sonntag in Suzuka seinen WM-Titel vorzeitig erfolgreich verteidigen kann. Selbst bei einem Sieg seines letzten verbliebenen Rivalen, Jenson Button, müsste er nur einen Punkt holen. Und das auf einer Strecke, auf der er in den beiden letzten Jahren jeweils gewonnen hat. „Ich freue mich sehr auf das Rennen und versuche, es zu genießen“, sagt Sebastian Vettel, „der Rest wird sich dann zeigen.“

Im Gegensatz zu vielen anderen heutigen Grand-Prix-Piloten zeigt Vettel auch Interesse an der Geschichte des Motorsports. Deshalb wäre es für ihn auf jeden Fall etwas Besonderes, seinen zweiten Titel auf dem Kurs in Japan zu gewinnen. Denn in Suzuka sind schon viele große WM-Duelle entschieden worden. „Gerade Ende der Achtzigerjahre und Anfang der Neunzigerjahre“, erinnert sich Sebastian Vettel, „die Entscheidungen mit Alain Prost und Ayrton Senna kennt jeder, entweder, weil er selbst dabei war, oder weil er es, wie ich, gelesen hat.“ Es sei daher immer etwas Besonderes in Suzuka zu fahren. „Wenn man dann hier vielleicht den Titel gewinnen kann, umso mehr“, sagt Sebastian Vettel.

Live hat er diese Entscheidungen noch nicht gesehen, dazu ist er noch zu jung, aber über die wichtigsten Bilder und Szenen weiß er Bescheid: „Ich habe mir zwar nicht die kompletten Rennen auf Video angeschaut, aber die entscheidenden Ausschnitte kennt jeder Formel-1-Fan genau, ich natürlich auch.“

Was er allerdings noch genau aus eigenem Erleben im Gedächtnis hat, ist das WM-Finale 1998. „Als Michael Schumacher um die WM fuhr und sie an Mika Häkkinen verloren hat, als sein Motor hochging und er dann am Streckenrand geparkt hat“, erinnert sich Sebastian Vettel. „Ein oder zwei Wochen vorher war Michael in Kerpen auf der Kartbahn und er hatte einen ganz besonderen Chromhelm für das Rennen in Suzuka dabei – seitdem ist er nie mehr mit einem Chromhelm gefahren.“ Zwei Weltmeistertitel hatte Schumacher damals schon auf seinem Konto und natürlich war er das Idol eines jungen, aufstrebenden Kartfahrers namens Sebastian Vettel – und der war bitter enttäuscht: „Ich habe zwar nicht geweint, aber ich hätte natürlich viel lieber Michael siegen gesehen.“

Auf eines kann er garantiert bauen: Dass er mit einem WM-Sieg in Suzuka den meisten der japanischen Fans eine Freude machen würde. Die mögen ihn – und er mag sie: „Die Leute sind in der Regel sehr höflich und sehr distanziert“. Zumindest abseits der Strecke, so dass er auch keinerlei Probleme hatte, als er mit dem Zug unterwegs nach Suzuka war. „Sie erfreuen sich an der Formel 1 und zu sehen, dass man ihnen eine Freude bereiten kann, ist für mich etwas Besonderes.“

Ein Blick auf die Tribünen bestätigt den Enthusiasmus. „Heute ist Donnerstag und es sind trotzdem schon eine Menge Leute auf den Tribünen“, sagt er. Auf seiner Streckenbegehung entdeckte der Red-Bull-Pilot auch einige Deutschland-Flaggen und speziell für ihn entworfene Fahnen. „Das gibt uns auch ein bisschen Extra-Kraft, die letzten zwei Jahre waren für uns hier fast traumhaft“, sagt er, „also hoffen wir, dass es so weitergeht.“

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