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Sport: Im Rausch der Rekorde

Überraschungen, Verdächtigungen und jede Menge Bestzeiten: Die Schwimm-WM wird nicht nur der erfolgreichen deutschen Mannschaft im Gedächtnis bleiben

Zwischen dem Tiber und dem Schwimmkomplex im Foro Italico schlängelt die Straße Lungotevere Maresciallo Cadorna entlang. Dort war in der vergangenen Woche eine Menge los – vor allem, wenn Federica Pellegrini Feierabend machte und nach Hause chauffiert wurde. Dann kreischten Hunderte Fans der italienischen Weltmeisterin wie wild, ein ganzes Rudel Carabinieri riegelte die Straße ab und Paparazzi ließen ihre Fotoapparate blitzen, als säße im Inneren des Wagens Sophia Loren.

Im Vergleich dazu führen die beiden deutschen Stars dieser WM, Paul Biedermann und Britta Steffen, ein recht geruhsames Leben. Immerhin: Biedermann durfte am Sonnabend Papst Benedikt XVI. auf dessen Sommersitz in Castel Gandolfo den Ring küssen. Danach sah er sich Michael Phelps, den er über 200 Meter Freistil so gedemütigt hatte, im Fernsehen bei dessen Rennen über 100 Schmetterling an. Seinen Rückstand von 0,67 Sekunden gegenüber dem Serben Milorad Cavic bei der Wende verwandelte Phelps in atemberaubender Weise in 0,13 Sekunden Vorsprung – und nach dem Anschlag in Weltrekordzeit (49,82) brachen die Emotionen aus dem 14-maligen Olympiasieger hervor: Erst peitschte er mit den Armen über die Wellen, dann spannte er die Träger seiner vermeintlich unnützen Berufsbekleidung, als wolle er den Rennanzug zerfetzen. Cavic hatte Phelps im Wissen um dessen nicht ganz so moderne Sportbekleidung zuvor überheblich ausrichten lassen, er könne ihm gerne einen seiner tollen Rennanzüge verkaufen.

Mit den von Phelps erwarteten Bestzeiten über 100 und 200 Meter Schmetterling wurden im Foro Italico insgesamt 43 Weltrekorde aufgestellt. Dass die ab 1. Januar 2010 laut Plan des Weltverbands Fina wieder verbotenen Kunststoffanzüge dabei einen erheblichen Beitrag geleistet haben, weiß jeder. Wie viel Doping mit im Spiel war, wird sich noch zeigen. Oder auch nicht.

Bundestrainer Dirk Lange genießt nun den aufpolierten Ruhm des deutschen Schwimmens. „Wir haben eine große Vergangenheit im Schwimmsport, das wird von unseren Gegnern oft vergessen. Aber jetzt sind wir wieder da, wo wir hingehören“, sagte Lange. Er hatte auch eine Antwort für die Amerikaner parat, die besonders Biedermanns Leistungssprünge mit Misstrauen verfolgten. „Er ist nach den Olympischen Spielen sofort Weltrekord geschwommen“, sagte der Bundestrainer über Biedermanns Kurzbahn-Marke über 200 Meter Freistil vom November 2008 und schlussfolgert: „Paul ist kein Sportler, der innerhalb kürzester Zeit nach oben gekommen ist.“

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