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Sport: Im Schatten der Geschichte Griechen und Türken kämpfen für eine gemeinsame Fußball-EM

Istanbul. Die Generalprobe ging gründlich daneben.

Istanbul. Die Generalprobe ging gründlich daneben. Es sollte ein Fest werden, ein Signal dafür, wie viel sich geändert hat zwischen der Türkei und Griechenland: Erstmals trafen Ende Oktober zwei Spitzenmannschaften aus beiden Ländern in einem Uefa-Cup-Spiel aufeinander, Fenerbahce Istanbul und Panathinaikos Athen. Doch statt der erhofften türkisch-griechischen Versöhnung und dem psychologischen Schub für die gemeinsame Bewerbung um die Fußball-Europameisterschaft 2008 gab es auf den Rängen des Fenerbahce-Stadions in Istanbul Pfiffe, Schmährufe und Schlägereien. Als die Außenminister der beiden Länder gemeinsam einen Stadionrundgang unternahmen, wurde sie von der Tribüne mit Stühlen und Trinkbechern beworfen.

Die Türkei und Griechenland sind von Alters her Rivalen in der Ägäis; erst die spontane gegenseitige Hilfe bei den schweren Erdbeben in beiden Ländern 1999 war der Beginn einer Aussöhnung. Die gemeinsame EM-Bewerbung wird von beiden Partnern als Teil dieser Aussöhnungspolitik verstanden. Am Donnerstag wird der Uefa-Kongress in Nyon über die Vergabe entscheiden. Die Konkurrenz ist groß: Bosnien und Kroatien, Österreich und die Schweiz, Ungarn, Schottland und Irland, Russland und die nordische Kombination mit Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland gehen ins Rennen. Uefa-Chef Lennart Johansson soll die griechisch-türkische Bewerbung wegen der Ausschreitungen beim Spiel Fenerbahce gegen Panathinaikos bereits als chancenlos bezeichnet haben. Das wichtigste Argument für die türkisch-griechische Kandidatur – dass die gemeinsame EM einen Meilenstein in der Versöhnung zweier lange verfeindeter Staaten sein könnte – birgt zugleich das größte Risiko. Niemand kann garantieren, dass die Aussöhnungspolitik beider Länder bis zum Jahr 2008 weitergeht. Sollten sich Türken und Griechen bis dahin wieder in traditioneller Feindschaft gegenüberstehen, würde die grenzüberschreitende Fußball-Europameisterschaft zu einem sehr heiklen Projekt.

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