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Sport: Im Schatten des Riesen

Alle reden über NBA-Idol Dirk Nowitzki – doch die deutsche Basketball-Nationalmannschaft hat noch andere Stars

Köln. Es war kein böses Foul, und doch drohte es wieder einmal jegliche Ambitionen für die Basketball-Europameisterschaft in Schweden (5. bis 14. September) zu zerstören. Es geschah am Freitagabend in der Kölnarena beim Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina (76:66). Gut hatte sich die Mannschaft vor über 13 000 Zuschauern bis zum Schluss präsentiert. Das Team von Bundestrainer Henrik Dettmann spielte auch ohne seinen NBA-Star Dirk Nowitzki eine sehenswerte Partie. Allerdings nur bis Damir Krupalija, der Hüne im bosnischen Team, seinen Fuß ausfuhr und Ademola Okulaja bei einem Korblegerversuch auf den Parkettboden der Kölnarena beförderte.

„Keine Absicht“, stotterte Krupalija noch Stunden später, als die Partie längst zu Ende war und sich herausgestellt hatte, dass Okulajas Verletzung eher eine Lappalie ist. Unbeholfen versuchte er sich selbst noch im Kabinengang zu rechtfertigen. Auch ihm war die mögliche Tragweite bewusst: ohne Okulaja und mit einem angeschlagenen Nowitzki hätten die Deutschen bei der EM wohl kaum noch zum erlesenen Favoritenkreis gezählt. Und Krupalija wollte nicht schuld an einer solchen Misere sein.

Wie schwer alleine ein Ausfall von Ademola Okulaja wiegen würde, war gegen Bosnien-Herzegowina zu beobachten. Kaum war der frühere Berliner ausgeschieden, spielten die Deutschen eine Klasse schlechter. „Ademola ist ein Führungsspieler“, sagte Dettmann. Dementsprechend erleichtert war der Bundestrainer, als er hörte, dass Okulajas Fuß lediglich „blockiert“ sei. Bereits heute wird Okulaja beim letzten Testspiel gegen Italien in Berlin (14.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) wieder spielen.

Es ist dabei nicht nur die Spielstärke des 2,02-Meter-Mannes, die die deutsche Auswahl dringend benötigt. Vielmehr bildet Okulaja zusammen mit dem 28-jährigen Center Patrick Femerling vom FC Barcelona das Rückgrat der Mannschaft. Körperbetont gehen die beiden Riesen des deutschen Teams zur Sache. Viel Härte und Routine haben sie sich nicht nur in ihren weit über 100 Länderspielen angeeignet. Auch ihre Erfahrung in der spanischen Liga, eine der besten in der Welt, hat sie entscheidend geprägt. „Sie können sich durchsetzen“, sagt Dettmann. Beide spielten bei ihren Vereinen eine gute Saison.

Femerling holte mit dem FC Barcelona drei Titel. Okulaja gewann zwar mit seinem Klub Unicaja Malaga diese Saison nur an Erfahrung, doch seine Qualitäten sind in Spanien unumstritten. Noch immer träumt er vom Sprung in die NBA. In diesem Sommer hat er in den USA wieder in der Summer League gespielt. Doch auch für nächste Saison sieht es für den 28-Jährigen eher wieder nach einem Engagement in Spanien aus.

In der Nationalmannschaft spielte Okulaja zuletzt überragend. Mit seinem Freund Femerling harmonierte er gegen die Bosnier. „Zusammen sind sie sehr stark“, sagte Dettmann. „Sie sind enorm wichtig für unsere Mannschaft.“ Das weiß auch Nowitzki, und so griff er dem humpelnden Okulaja nach Spielende unter den Arm, um ihn zu stützen. Und Bundestrainer Dettmann verkündete stolz: „Wir waren nie ein Ein-Mann-Team. Es funktioniert mit und ohne Nowitzki.“

Christoph Bertling

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