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Sport: Im Spiegel des Tages: Ein Fund, der ins Bild passt

Ach nein, Stanozolol soll der australische Top-Schwimmertrainer Gennadi Turetski besessen haben. Ausgerechnet das gute, alte Dopingmittel Stanozolol, das 1988 schon den Sprinter Ben Johnson schnell gemacht und ins Aus geführt hatte.

Ach nein, Stanozolol soll der australische Top-Schwimmertrainer Gennadi Turetski besessen haben. Ausgerechnet das gute, alte Dopingmittel Stanozolol, das 1988 schon den Sprinter Ben Johnson schnell gemacht und ins Aus geführt hatte. Stanozolol, das inzwischen fast jeder Chemiestudent im dritten Semester nachweisen kann. Also, so dumm kann der gebürtige Russe Turetski doch nicht gewesen sein. Er musste ein anderes Dopingmittel gehabt haben, ein modernes. Nun ist Turetski angeklagt, die argwöhnischen Beobachter, die sich schon immer gefragt hatten, warum seine Athleten Alexander Popow und Michael Klim so schnell waren, fühlen sich bestätigt, und die australischen Beobachter und Medien sind natürlich beeindruckend entsetzt. Shocking! Eine Ausnahme natürlich, verwerflicher Besitz eines Einzelnen. Nur: Trotz des Fundes ist keiner von Turetskis Athleten positiv getestet worden. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Formal jedenfalls.

In Wirklichkeit rückt der Fund eine Sportart wieder in jene Dopingnähe, in die sie ganz offenbar gehört. Das ging zuletzt nur ein bisschen unter. In Sydney, bei den Olympischen Spielen, redeten Experten am Beckenrand ganz offen darüber, dass 80 Prozent aller Medaillen nicht sauber erreicht wurden, genauer: Die Athleten waren gedopt. Einem deutschen Mediziner, in Sydney auch direkt am Wasser, fiel auf, "dass die Schwimmer immer dünner werden und Fettgewebe verlieren, aber trotzdem sehr stark sind". Das Resultat von Wachstumshormonen, sagt er. Die kann man noch nicht nachweisen. In Sydney gab es eine Flut von Weltrekorden, aufgestellt auch vom überragenden Australier Ian Thorpe, Schuhgröße 51. Zu den Siegern gehörten auch Athleten, die jahrelang im Durchschnitt dümpelten. Und deutsche Schwimmer, die in den USA trainieren, berichten, dass sie nie kontrolliert wurden.

Wahrscheinlich waren es doch Wachstumshormone bei Turetski. Die sind zwar auch nicht nicht ganz neu, aber modern. Die passten ins Bild. Und dieses Bild ist alles andere als neu.

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