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Sport: Im Spiegel des Tages: Nur die Großen kehren zurück

Wahrscheinlich hat selbst der Bundestrainer nicht an Martin Schmitt geglaubt. Sonst hätte Reinhard Heß nicht bereitwillig die Wette angeboten, sich seine restlichen Haupthaare Silber färben zu lassen, wenn der erfolgreichste deutsche Skispringer bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Lahti einen Titel gewinnen sollte.

Wahrscheinlich hat selbst der Bundestrainer nicht an Martin Schmitt geglaubt. Sonst hätte Reinhard Heß nicht bereitwillig die Wette angeboten, sich seine restlichen Haupthaare Silber färben zu lassen, wenn der erfolgreichste deutsche Skispringer bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Lahti einen Titel gewinnen sollte. Schmitt musste gestern seine Finnmark zusammensuchen und zum Frisör gehen, um Haarfärbemittel und eine Schere zu kaufen. Der 23-Jährige hatte nach einer durchfeierten Nacht angekündigt: "Es wird ein paar Änderungen im Outfit der Trainer geben."

Es hat nämlich auch eine Änderung in der Saisonbilanz von Martin Schmitt gegeben. Weltmeister auf der Großschanze darf sich der Teenie-Schwarm seit Montag erneut nennen. Das war ihm schon vor zwei Jahren gelungen, im übrigen nennt er auch eine olympische Silbermedaille und zwei Gesamtweltcuptitel sein eigen. Doch der jüngste Titel ist der wertvollste. Der Pole Adam Malysz hatte ihn seit der Vierschanzentournee mit seinen Siegen in die größte sportliche Krise seiner Karriere gestürzt. "Da habe ich ein paar auf den Deckel gekriegt", gibt Schmitt heute zu. Es war eine Situation, die er noch nicht erlebt hatte. Noch nie war er einem Konkurrenten so deutlich unterlegen. Während der Vierschanzentournee hatte Schmitt zunächst wie ein schlechter Verlierer reagiert. Seine ersten Niederlagen schob er auf äußere Umstände wie Wind, Veranstalter oder Pech. Doch danach bewies Martin Schmitt, dass er es besser kann. Im Training von Lillehammer testete er akribisch sein Material, verbesserte seine Technik - und siegte.

Martin Schmitt bewies Charakterstärke. Er ruht sich nicht auf seinem Geld und seiner Popularität aus, sondern fasst seinen Beruf Skispringer als Berufung auf. Schmitt kämpfte sich zurück. Dieser Kampfgeist unterscheidet ihn von seinem larmoyanten Teamkollegen Sven Hannawald, der ständig über die eigenen Unzulänglichkeiten grübelt. Nur die Großen kehren zurück. Reinhard Heß sollte sich das für künftige Wetten merken.

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